sydnEySCAPE 2016: Die Anwesenheit von Meer – und Reisemüdigkeit

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Dienstag, 01/03/2016 – Die Anwesenheit von Meer

Ich stelle fest, ich bin müde, hundemüde. Wie so oft bei längeren Reisen kommen mein Körper und vor allem mein Kopf und meine Seele mit dem Verarbeiten der vielen Eindrücke einfach nicht mit. Da hilft auch das Bloggen nichts, und nicht mal das Gestalten des „schönen XXL-Reisetagebuchs“. Was tut frau an einem solchen Tag, der noch dazu mit Ohrenstechen und grauem Himmel beginnt? Sie macht sich ein Frühstück und keine Sorgen – ersteres erfolgreicher als zweiteres. Dann beherzigt sie ihr eigenes Motto „When in doubt, step out“, horcht in sich hinein, hört die Worte „Bondi“, „The Cook and the Baker“, „Beach“, „Fotografieren“ und zieht los. Nicht ohne vorher die hiesige Dienstagsaufgabe zu verrichten – das Aparment in einen putzfrauenfreundlichen Zustand zu bringen und unter 12-maliger Eingabe des Codes für das Garagentor den Müll hoffentlich richtig sortiert zu entsorgen. Weil das Tor dann endlich offen ist, nehme ich auch gleich das Fahrrad zur Fähre, was wesentlich angenehmer und schneller und außerdem fußfreundlicher ist als der Fußweg.

Zuerst steht, da es noch recht grau ist, ein Imbiss beim viel gelobten „Cook and Baker“ an, einem winzigen Bäcker-Cafe-Laden mit einem Tisch und ein paar Stühlen und wunderbarem Duft nach frischen Backwaren – und einem Kochbuch, das bereits auf die Einkaufsliste für Wien gewandert ist. Kurz vor meiner Abreise hier werde ich wie immer meine gesammelten Buchbestellungen aufgeben, damit mich die Bücher hoffentlich gleich nach dem Heimkehren beglücken und zur Aufrechterhaltung der Urlaubsstimmung beitragen können.For the record: Ein herrliches getoastetes Sourdough-„Sandwich“ mit roast pork und crispy apple slaw ist etwas Umwerfendes. Danach pilgere ich kurz ins Westfield Shopping Center, um einige abschließende Erledigungen zu tätigen – oder es zumindest erfolglos zu versuchen.

Dann aber mein perfektes Timing, und damit meine ich nicht, dass seit Wochen endlich ein Mal (in Ziffern: 1 Mal) der richtige Bus gleich kommt (und nicht wie üblich mit 20-30 Minuten Verspätung oder in „Not in Service“-Verkleidung), sondern das Wetter. Als ich in Bondi Beach aussteige, reißt es auf und die Surfer dürfen für ihre Fotos auf meiner Kamera unter blauem Himmel mit weißen Schäfchenwolken posieren. Wieder komme ich in den totalen Foto-Flow, der auch beim Icebergs-Rockpool anhält. Die Wellen sind heute so hoch, dass es die am Poolrand sitzenden Gäste, u.a. ein Pärchen mit langem Selfie-Stick immer wieder in den Pool schwemmt. Ich kann mich nicht losreißen – Wasser ist mein Element, zumindest aus Zuschauerposition. Wenn ich beim Zahnarzt oder bei anderen unangenehmen Tätigkeiten Blick aufs Meer genießen dürfte und das Rauschen der Wellen, wäre vieles einfacher. (Das ist übrigens – für alle Berg-Fans – einer der großen Vorteile des Meers gegenüber den Bergen: Man kann es auch hören!)

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Weitere Highlights bei meinem abschließenden Bondi Beach-Besuch: der Besuch der köstlich unterhaltsamen Fotoausstellung „Life’s a beach“ im Bondi Beach Pavilion mit Strandaufnahmen aus aller Welt, das umwerfendste Eis, das ich je gegessen habe, vom Eissalon (Gelateria, sagt man hier mittlerweile zu den unzähligen Kultsalons, die gar wunderbare aber auch gar befremdliche Sorten hervorbringen) Anita – Cookieman ist eine schokige Kreation, in die Meringues und andere Köstlichkeiten eingearbeitet wurden.

Am Heimweg in CBD löse ich meinen Burger-Gutschein bei den Baker Bros ein und meinen letzten Gutschein bei Italia di Gusto. Dort wirft man mich aus dem Laden, weil der gerade ausgeräumt und für immer zugesperrt wird. Als ich frage, was nun mit meinem Gutschein wird, hat die italienische Besitzerin ein Einsehen und lässt mich dutzende Käse verkosten und stellt mir dann eine kleine „Käseplatte“ für zuhause zusammen. Sie erzählt mir auch ihr Scheitern als Unternehmerin in Sydney – nicht alle Auswanderungen gehen also gut, aber das habe ich ja eh nicht angenommen. Ich habe nun also fünf echt italienische Käsesorten, aber niemanden, mit dem ich sie genießen kann. Ich warte einfach bis Sonntag und hoffe, dass Max Riesengusto auf Käse hat!

Zurück zur Fähre, lange Suche meines in der Früh unter Massen anderer Räder geparkten Fahrrads, Bepacken, um nicht zu sagen Betürmen des kleinen Körbchens, auf das meine Vermieterin so stolz ist, und heim geht’s! Ich muss ja immer grinsen, wenn sie mir vorschwärmt, wie praktisch das Körbchen zum Einkaufen ist, denn ich glaube sie hat es noch nie ausprobiert. Ich sag mal so, ein Dackel geht sich nicht aus, und auch ein Meerschweinchen nur VOR dem Frühstück, aber eine Klopapierrolle, sagen wir, und ein Becher Joghurt und eine Kaiser Roll – außer man perfektioniert die Technik, hofft auf wenig Wind (hier sinnlos) und wenige unbedacht vors Fahrrad hüpfende Surfer (noch sinnloser). Daybed, ich komme!

Warum das heutige Blog „Die Anwesenheit von Meer“ heißt, ist schnell erklärt, falls jemand diese kleine inhaltliche Lücke aufgefallen sein sollte. Denn wie immer ist es so, dass sich meine Unrundheit verflüchtigt, sobald ich das Meer sehe, höre und rieche. Das wiederum gibt mir zu denken: Wie soll ich das (endlich) in Wien nachbauen können? Beach House hin oder her, die Anwesenheit von Meer lässt sich leider nicht faken…

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