Tag 19 – Sonntagsausflug zum Rose Seidler House und gewittriges Beachflair

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Also ich sags mir so: diesen Tagesausklang hat sich dieser Sonntag nicht verdient – dabei ist es eigentlich ein besonderer Tag, nämlich der 14. Geburtstag meiner Selbstständigkeit, die es erst möglich gemacht hat, mich auf derlei Winterfluchten zu begeben. Er begann nämlich ganz wunderbar mit hübschen gewittrigen Wolkenformationen über dem Meer und tollen Stimmungsfotos. Als „Sydneysiderin in the making“ ließen mich diese Wolken kalt und ich erledige mal, was erledigt werden muss, unbedingt: den Kauf einer neuen Schere, um die Bastelarbeiten nicht mit ungeschicktem Reißen unnötig mühsam zu gestalten. Dann noch ein kurzer Apothekenbesuch für ein Mittelchen gegen seltsame Fieberbläschen und der Tag kann beginnen. Eigentlich wollte ich ja bis etwa 11 Uhr am Strand liegen und dann langsam (2 Busse, 1 Bahn) den Weg zur Führung im Rose Seidler House in Warramurra (oder so ähnlich) antreten. Da ich für das Strandwetter aber noch keine ausreichend eingefleischte Sydneysiderin bin, beschließe ich, früher hinzufahren und vielleicht auf die 12 Uhr-Tour zu dürfen. Ich finde den Weg inklusive der Bus Stands („Wo fährt welcher Bus in welche Richtung weg“ ist nämlich eine Wissenschaft für sich) ganz gut, erst im letzten Bus ersuche ich den Fahrer, mir zu sagen, wann ich aussteigen soll. Das tut er auch. Und dann stehe ich da, mitten in der Wohnpampa, nur Einfamilienhäuser, nicht einmal Gehwege und am Sonntag Vormittag auch keinerlei Menschen.

Mein Handy-Display verweigert jegliche sinnvolle Auskunft, also marschiere ich zurück zu der Stelle, an der ich vom Bus aus das letzte „Rose Seidler House“-Schild gesehen habe und folge diesem. 25 Minuten irre ich herum, bis ich endlich um genau 11 Uhr dort bin. Es ist ein traumhaftes, aber sehr kleines Häuschen, weshalb ich um 11:20 Uhr auch darauf verzichte, auf die 12 Uhr-Führung zu hoffen. Ein paar Oldtimer treffen gerade ein, was dem doch aufwändigen Besuch hier ein klein wenig mehr Sinn gibt. Also zurück! In Mosman steige ich um, spaziere noch einmal zum Burger Shed, wo ich vor gefühlten Monaten (es sind gerade mal 2,5 Wochen) meinen ersten Groupon eingelöst habe und stärke mich. Zurück nach Manly und an den Strand, der sich jetzt wunderbar sonnig gibt, und natürlich an den Pool. Zuhause dann eine Verkettung unglücklicher Umstände, die mich damit hadern lassen, dass sie a) nicht erst eine Woche später auftreten oder b) Max schon eine Woche früher angereist ist.

Der Toaster, der bisher anstandslos funktioniert hat, streikt. Also versuche ich einen anderen Toaster – ebenfalls tot. Dann eine andere Steckdose – ebenfalls tot. Das Deckenlicht in allen Räumen geht aber, was mich irritiert. Ich will gerade ein Mail an Ed schreiben, als ich merke: das Internet ist weg! Und ich innerhalb von 10 Minuten kapiere, dass einfach alle Steckdosen, also auch die Router-Dose, keinen Strom haben. Ich suche mich in dem winzigen Apartment auf einen Esel (mein trockenes Toastbrot steckt immer noch ungetoastet im stromlosen Toaster) und gehe hinüber zu Ed. Keiner da. Ich schreibe ihm vom Handy, das glücklicherweise mithilfe von Vodafone mit einer eigenen Verbindung in die Außenwelt ausgestattet ist, ein Mail – 2 Stunden keine Antwort. Ich rufe ihn vor seinem Haus stehend an, weil ich feststellen will, ob er doch da ist und das Telefon drinnen läutet. Nichts. Nur ein Anrufbeantworter, dem ich mein Problem anvertraue, während die TK-Lemon Meringe Pies im Tiefkühlfach bereits antauen und der seit Jahrhunderten nicht mehr abgetaute Kühlschrank beginnt, großräumig Wasser zu lassen.

Langsam beginnt die Dämmerung, die Kakadus kreischen um die Wette und ich irre in meinem Wohnhaus herum, weil ich andere Leute fragen möchte, wo denn der verdammte Sicherungskasten sein könnte. Schließlich finde ich jemanden, der zuhause ist und mir die Tür öffnet: Scotty. Das weiß ich nur, weil seine asiatische Frau ihn so genannt hat. Von dem, was er sagt, verstehe ich großzügig aufgerundet 20 Prozent – jedenfalls aber, dass es in diesem alten Haus keine separaten Sicherungskästen gibt, dass ich Ausgrid (das muss er mir aufschreiben, denn nicht einmal buchstabiert schaffe ich es, dieses Wort zu entziffern) anrufen muss, damit die jemanden schicken, der das repariert – gegen Bares natürlich. Und dass das hier ganz normal sei: ein „power surge“ und schon gehen nur mehr die Deckenlampen! Er hatte das auch schon zweimal. Welcher Trost! In der Zwischenzeit hat Ed gemailt, dass er sich drum kümmern wird, aber erst in ein paar Stunden heimkommt. Ich esse also das ungetoastete Toastbrot mit leicht warmen Kühlschrankinhalten und rette zumindest eine der Lemon Pies vor ihrem Verderben (!) und warte und warte und warte, gehe gelegentlich zum Kühlschrank, um das Abtauwasser zu beseitigen und hoffe, dass ich mit meinem Handy-Akku auskomme, bis das Problem gelöst ist. Denn ich kann natürlich auch keine Geräte laden. Gegen 22 Uhr gebe ich es auf und hau mich aufs Ohr, heute wird wohl nix mehr.

Zu starkem Regen schlafe ich erstaunlich gut ein, bis ich gegen 2:30 Uhr von einem lautstarken Ehestreit in der Wohnung über mir geweckt werde. Anders als bei Scotty verstehe ich hier ganze 50 Prozent, was aber daran liegt, dass jedes zweite Wort „fucking“ ist. Ich höre auch genau, wie diverse Möbel und Geschirrteile kaputt gehen. Eine Stunde später setzt sich wieder der Regen gegenüber den Streitgesprächen durch. Als ich um 6 Uhr aufwache, schüttet es draußen, der Kühlschrank ist hoffentlich endlich zur Gänze abgetaut und ich bin ein wenig grummelig: weder mit dem Regen noch mit dem Stromproblem kann ich mich so recht anfreunden. Mal sehen, ob Ed vor der Arbeit noch was veranlassen kann.

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