Eigentlich ist heute Markttag. Angesichts des anhaltenden „enormous swell“ (gewaltigen Seegangs in Folge einer seltenen Strömungskonstellation) bin ich zunächst nicht sicher, ob die Fähren überhaupt fahren werden (sie tun es doch, obwohl das tatsächlich fraglich war) und ob ich denn überhaupt mit der Fähre fahren möchte. Denn ich habe mich bereits in den vergangenen Tagen bei den Riesenwellen auf der Fähreein klein wenig gefürchtet. Egal, als echte Sydneysiderinauf Zeit kenne ich keine Angst. Mit einem Manly Daily ausgestattet habe ich wenigstens etwas Ablenkung!
Nach dem Pflichtbesuch des Paddington Market (kleine Ausbeute in zwei billigen Abverkaufsketterln) entdecke ich einen Bus mit der Aufschrift „Watsons Bay“ und beschließe spontan, schon heute dorthin zu fahren – nicht wissend, wie lange das bei dem dichten Verkehr heute dauert und noch weniger ahnend, dass der Busfahrer einen illegal geparkten PKW streifen wird, was zu langwierigen Diskussionen mit dem zeitgleich zum Auto zurückgekehrten Schnösel führt. Davor aber kehre ich – in einer weisen Vorahnung – im netten Ampersand Cafe auf der Oxford Street auf ein köstliches Banana Nutella Scroll (note to self: unbedingt nachmachen!) und ein Banana Smoothie ein, und weil ich schon da bin, stöbere ich in den Second Hand Books (pre-loved books natürlich) und lege mir noch eines auf Vorrat zu. Dazu braucht die versierte Sydneysiderin natürlich noch die extradicke Samstagsausgabe des Sydney Morning Herald.
Dermaßen fehlausgestattet (2 Zeitungen,1 Buch und 2 neue Ketterl anstelle von Badegewand) pilgere ich dann am Strand von Watsons Bay entlang zu Camp Cove, einem Family Beach, und weiter zu einem weiteren Leuchtturm. Das alles bei traumhaft angenehmem Sonnenschein, obwohl das doch der „wettest January in 14 years“ ist bzw. war; wie ich eben im Fernsehen erfahre, ist es auch der sixth hottest recorded! Dieser Leuchtturm am South Head ist mir schon von einem früheren Urlaub hier bekannt und in bester Erinnerung – und er bedarf wesentlich weniger Anstrengung als der in Palm Beach am letzten Wochenende. Zwei Fährenfahrten später (klingt nach schnellem Transport, ist es aber nicht, denn dazu gehören zwei Wartezeiten von je 28 MInuten und zwei Fahrten von 25 bzw. 32 Minuten) bin ich zurück in Manly. Sicherheitshalber sehe ich hier am Samstagsmarkt nach dem Rechten und entdecke noch ein wunderbares Ketterl mit Beach Flair. Ein Aldi-Besuch später bin ich zuhause und stelle fest, dass die Kaputtgehphase scheinbar kein Ende nimmt: jetzt ist auch der Handtaschenzippverschluss kaputt, davor sind Batterien leer geworden, meine Bürste gebrochen, soeben auch die Schere gebrochen. Jetzt reicht es aber, Ihr lieben Reisebegleiter!
Alles in allem fühlt sich dieses Leben schon verdächtig normal an – wenn man sich mal über die langsamen und verspäteten Busse ärgert wie ein Einheimischer, ist das ein Zeichen, denke ich. Auch, wenn man eine gewisse Routine hat im Wegsuchen und -finden, wenn man die richtigen Antworten auf die vielen seltsamen Fragen der Kassiererinnen in Supermärkten parat hat (no cashout, thanks, wenn man beim Bezahlen nicht auch gleich Bargeld beheben möchte), ohne sofort wie ein unbedarfter Tourist herauszustechen, ist das ein Zeichen. Ein Zeichen wofür? Ich befürchte davor, dass ich auch diesmal nicht mit Sydney „fertig werden“ werde, denn in nur 6 Tagen ist Max wieder an meiner Seite und dann sind wir auch bald „on the road“. Kaum vorstellbar, dass die Halbzeit meiner Zeit in Sydney schon erreicht ist. Es zeichnet sich also schon jetzt wieder ab: Sydney, I’ll be back!
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