Tag 0 – oder so etwas Ähnliches

Sydneyscape2015-3

 

Die Überschrift lautet vielversprechend „Sydney 2015“, doch während das Jahr bereits selbsttätig und ohne viel Zutun meinerseits Einzug gehalten hat, lässt mein Einzug in Sydney auf sich warten. Allein beim Gedanken an die lange und langwierige Anreise entsteht der Wunsch nach einer kleinen tektonischen Kontinentaldrift, die dafür sorgt, dass Australien demnächst alphabetgetreu direkt vor Austria rutscht und das Meer künftig gleich vor der Haustür liegt – inklusive relaxtem Lebensfeeling, blauem Himmel und dem ganzen Easy-going-Ungedöns.

So also wird an diesem Montag, 12. Jänner 2015 noch einmal ein ganzer Tag totgeschlagen (eine Kunst, die ich in den letzten Wochen perfektioniert habe), gewartet, herumgeräumt, umgepackt, gewogen und vorgeschlafen. Auch eine kleine Staubsaugorgie ändert nichts daran, dass ich um 11:43 Uhr fix und fertig herumsitze und loswill. Endlich los. 62 Tage lange habe ich mich – auch in diesem Blog – vorgefreut. Das ist selbst für meine Vorfreudeausdauer sehr, sehr lange. Jetzt ist es genug mit der Vorfreude. Einmal im Leben möchte ich die Zeit gerne weiterdrehen anstatt zurück – um 48 Stunden weiter zu dem Moment, wo ich meinen flugsteifen Fuß (noch besser: alle beiden), meinen gejetlaggten Körper und hoffentlich auch mein vollständig angekommenes Gepäck – voller Freude auf australischen Boden setze, tief durchatme, hoffentlich nicht gerade den ersten prognostizierten Regenschauer, sondern strahlend blauen Himmel sehe und Sommer rieche. Der Moment, an dem ich hoffentlich energiegeladen und überzeugend genug bei Vodafone eine SIM-Karte kaufe, mir nichts Anderes einreden lasse, als mir der liebe Max eingetrichtert hat, dann hoffentlich immer noch energiegeladen in den riesigen Zeitschriftenladen am Flughafen knalle, mir Jetlag-Übertauchmagazine für die kommenden 72 Stunden besorge, um dann (hier hört das mit dem „hoffentlich energiegeladen“ endgültig auf) den AirLink Train zu suchen, finden und besteigen, zum Circular Quay zu fahren, dort die Fähre nach Manly zu finden, um dann wie einst die per Schiff ausgewanderten Europäer auf dem Seeweg den Weg zu meiner neuen Heimat Manly anzutreten. Dieser liebliche Stadtteil heißt hoffentlich immer noch zu Recht „7 miles from Sydney, 1000 miles from care“. Die Sorgen sollten also unterwegs verfliegen. Beim Anblick der Sydney Harbour Bridge und der Oper vom Wasser aus darf ich die ersten 10 Male ja noch touristisch grinsen, was ich ausgiebig tun werde, um dann in der Manly Wharf die 10 Minuten Fußweg zu meinem Apartment in Angriff zu nehmen. Es sollte dann, weather and airlines permitting, nicht später als Mittwoch Mittag Sydney-Zeit sein und weil ich in den letzten Wochen nicht nur krankheitsbedingt wahnsinnig viel geschlafen habe, bleibt nach dem großen Einzug vielleicht noch etwas letzte Energie für einen Sprung in den kleinen Pool in der Wohnhausanlage, vielleicht sogar noch für einen Spaziergang zum Meer. Dort will ich dann endlich mein großes Tauschmanöver zelebrieren: Schirmkappe statt Pudelhaube, Flipflops statt Wintertretern, Reisegesicht statt Nebenhöhlenentzündungsgesicht, Eiscreme statt Lutschtabletten, Sommermöwen statt Wintermöwen, Pelikane statt Schwänen und so weiter. Bleibt nur noch die unheimliche Spannung, wie viele der oben genannten „Hoffentlichs“ eintreten werden, wie viel Improvisation man mir abverlangen wird und wie das Konzept über den Energiehaushalt so aufgeht. Over and out. OFF. To see the world.

 SydneyGepaeck1
 
 
 

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