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Es regnet. Ohne Unterlass. Den ganzen Abend und die ganze Nacht (und angeblich auch die ganze nächste Woche). Und in der Früh. Und ein bisschen am Vormittag. Doch ein TAG (True Aussie Girl) lässt sich nicht unterkriegen, schläft lange (ja, ich, ehrlich!) und bummelt ziellos los. Auf die Post für ein paar Briefmarken (also doch die Snowy Mountains, wenn es nichts Beach-mäßigeres gibt!), zum noch geschlossenen Book Exchange (meinem Stammbuchtauschhaus von Andy), zum Strand, wo es Schulklassen beim Surfunterricht zu besichtigen gibt – bei irren Wellen wohlgemerkt. Mittags dann eine kurze Pause am Pool, wo es abwechselnd im 5-Minuten-Takt herunterbrennt und dann wieder nieselt und schließlich, es hat wieder ziemlich aufgerissen, ziehe ich noch einmal los. Etwas Bushwalking, um einen Cache erfolglos zu suchen und stattdessen erfolgreich viele Water Dragons zu finden. Und am Meer zu sitzen und zu schauen. Und bei Fiasco auf Salt & Pepper Squid zu gehen – mit seitlichem Blick aufs Meer. Und auf ein Brownie Sundae von Ben & Jerry, und dieses am Strand zu genießen. Um dann noch mal bei Andy’s Book Exchange vorbeizuschauen und mir neuen Lesestoff zu besorgen. Um dann an der weniger windigen Strandseite zu sitzen und bei Musik aus meinem iPod dem Treiben zuzusehen und dermaßen glücklich zu sein, dass ich lauthals mitsingen und tanzen könnte, aber aus Rücksicht auf die anderen Gäste mir fest auf die Zunge beiße. Es ist so unglaublich schön hier, selbst an einem durchwachsenen Tag wie heute. Einfach nur am Meer entlangzuflanieren, zum siebenten Mal zum Shelley Beach etwa, ist sowas von beglückend, dass ich keine Worte finde – und aufhöre, sie zu suchen. Schon wieder macht Sydney (oder Australien) etwas mit mir, was sonst nur allergrößte Verliebtheit mit mir zu machen weiß – dieses unheimliche Kribbeln nicht nur in der Vorfreude, sondern in jedem einzelnen Moment, auch wenn mir mal das Kreuz oder der Kopf wehtut. Ich könnte noch tausend Mal „Waltzing Matilda“ in der Version von Wolfgang Ambros hören, „Nach mir die Sintflut“ (Shiver me timbers) und „Verliab di ned“ (Intro überspringen! – I hope I don’t fall in love with you) – drei Tom Waits-Nummern, die aus irgendeinem Grund so gut hierher passen. Und dann sind da noch die Blüten – Frangipani in allen Tönen von weiß und gelb und gelb und rosa, und Hibiskus in Farben, die ich noch nie, nie gesehen habe und Dutzend andere blühende Dinge, die keinen Namen haben. Und die Traumhäuser mit Blick aufs Meer und wunderbarer Vegetation, die mich kurz vom großen Lottogewinn oder einem Millionär träumen lassen, Fragen aufwerfen wie: Wäre ich hier auf Dauer glücklich? Doch Antwortensuchen ist heute nicht, zu sehr dominieren die Eindrücke auch am 5. Tag in Sydney. Und dann als Draufgabe, bevor ich gegen 17 Uhr schließlich ziemlich müde von der vielen Herumlatscherei heimkomme, noch ein Kookaburra. Einfach so auf dem Gerüst vor einem Haus. Und dann noch in den Pool, als ob mich das abkühlen könnte, mich von diesem Hoch herunterholen, für einen kurzen Moment ernüchtern, einsam machen – aber nix. Ich fühle mich jetzt zwar so, als ob ich schwere körperliche Arbeit geleistet hätte (Schultern, Arme, Nacken, Oberschenkel) – ich wusste nicht, dass haltloses Glücklichsein einen Muskelkater macht und schon gar nicht hätte ich die Glücksmuskulatur in diesen Körperteilen erwartet. Aber selbst diese trivialen körperlichen Beschwerden sind mir egal. Es ist, wie es ist. Und das ist einfach nur gut. |