Tag 14 – A blanket of cloud delivering lots of rain

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Ich versuche, den anhaltenden starken Regen positiv zu sehen. 1) Welch Glück, dass mich dieses Wetter nicht vor 2 Wochen bei meiner Ankunft erwartet hat! (OMG, schon zwei Wochen in Sydney!) 2) Welch Glück, dass ich mir bei früheren Regenurlauben (eine Spezialität von mir, wie es scheint), schon ein ansehnliches Repertoire an Regenablenkungsmanövern zugelegt habe (Gestalten meines schönen Reisetagebuchs, Lesen ohne Ende, Comfort Food gustieren – und kaufen – gehen, in einer Buchhandlung – idealerweise einer mit guter Papierabteilung – verloren gehen, bis der Regen vorbei ist).3) Kleines Highlight, dass ich heute wieder nach dem Weg gefragt werde und ich ganz selbstverständlich nicht nur den richtigen Bus, sondern auch den „Stand“ benennen kann, wo dieser wegfährt – und das in CBD, wo so viele Busse fahren, dass ich mich normalerweise trotz Handy-GPS verirre! 4) Im Umfeld vom Circular Quay bin ich sogar schon so versiert, dass ich weiß, wo man das nächste brauchbare WC findet, worauf ich ganz besonders stolz bin 😉

Okay, das mit dem letzten Punkt geht nicht ganz auf, aber besser der unspektakulären Reihe nach. Als es um 9 Uhr morgens immer noch schüttet und mein schönes Tagebuch wirklich nicht mehr Möglichkeiten der Ablenkung bietet, beschließe ich, zumindest den Lebensmitteleinkauf zu erledigen: 10 Minuten pro Strecke hinunter zu Coles sollte ja einigermaßen trocken abgehen. Die Theorie hat in diesem Fall mit der Praxis sehr wenig zu tun. Trotz Regenjacke bin ich nach wenigen Minuten klitschnass, und ich meine so richtig, Socken, Unterwäsche – the lot. Das liegt aber auch daran, dass ich mir unbedingt die lokale Gratiszeitung „The Manly Daily“ zur Lektüre holen möchte, da ich meine Bücher (Elin Hilderbrand – „The Beach Club“ und der australischen Autorin Monica Inerney – „Hello from the Gillespies“) bereits ausgelesen habe und Andy’s Book Exchange erst um 11 Uhr aufsperrt. Und der einzige Ständer, den ich kenne, wo die Zeitung aufliegt, befindet sich weitere 5 Minuten entfernt.

Bei Coles entdecke ich einen kleinen Trost namens „Wicked“, eine besonders günstige Doppelpackung von Schoko- und Karamelldip für Obst! Das hat sich schon früher bei Regen in Australien bewährt, wobei mir der selbst gebackene Schokokuchen (oder zumindest die gesamte Dessertspeisekarte von Chocolatier Max Brenner) nicht aus dem Kopf geht. Ich beschränke mich in Ermangelung eines Backrohrs auf ein Schokomuffin, frische Milch und fürs Abendessen entdecke ich Salt & Pepper Squid, bereits eingeschnittene Tintenfischstücke mit beiliegender Marinade. Ich bin gespannt!

Zuhause angekommen triefe ich das Apartment voller als sonst nach dem Poolbesuch. Die Regenjacke ist sogar innen klitschnass und ich weiß nicht, wo ich das alles zum Trocknen hinhängen soll. Das ist schon bei Sonnenschein bei nur einem nassen Badetuch ein Problem, denn das Apartment bleibt schon kühl – bekommt also nur wenig Sonne ab, die Gewand trocknen könnte. Wobei sich die Frage mit der Sonne heute ohnehin nicht stellt.  Wie sagt der Wettermoderator im Fernsehen so schön: „The summer weather does a fair impersonation of winter.“ Schön gesagt, wenn auch glücklicherweise noch über 20 Grad („feels like 17“, sagt er, und „Sydney suffers from the same Grey skies“ und „a month’s worth of rain in just two days“).

Ganz generell frage ich mich allerdings schon, wie die Wetterprognosen hier zu verstehen sind: eine ganze Woche hat man mir erklärt, dass es am nächsten Tag „scattered showers“ geben würde, und ich bekam blauen Himmel mit eventuell einzelnen Wolken. Dieselbe Vorhersage gab es auch für gestern und heute – von blauem Himmel und trockenen Bedingungen ist aber nichts zu merken. Jedenfalls erwartet mich morgen offensichtlich noch so ein Tag wie heute. Grummel. Da ist das mit dem „jeden Tag genießen“ schon etwas für Fortgeschrittene, und meine diesbezüglichen Fähigkeiten sind definitiv noch ausbaubar. Trotzdem, ich hätte „the worst rainfall ever since October“ wirklich nicht gebraucht.

Als im Sunrise TV nach dem Muffin-Milch-Frühstück gegen Mittag dann Heidi Klum, die gerade Australien beehrt, jodelt, reicht es mir. Ich beschließe, doch in die City zu fahren und dort auf die Buchladentherapie zurückzugreifen. Als ich mich wieder straßenfertig machen will, stellt sich jedoch heraus, dass die Klamotten noch dermaßen nass sind, dass ich sie keinesfalls noch einmal anziehen kann. Also rein in die noch jungfräuliche Dreiviertelhose, frische Socken (allerdings wieder die noch nassen Turnschuhe) und oben? Dann eine Eingebung: Gab es hier nicht irgendwo einen Regenschirm? Tatsächlich, in dem kleinen, modrigen Schrank, der gute Dienste dabei leistet, meine darin befindlichen Klamotten anzumodern, finde ich einen schwarzen Herrenschirm – etwas verbogen, aber ein Schirm. Also rein in die Jeansjacke anstelle der nassen Regenjacke und frisch beschirmt hinaus in die Welt. Es ist, wie es oft ist in solchen Regenperioden. Man meint, sich dem helleren Himmel anzunähern, doch sobald man dort ist, ist es genauso schwarz wie zuvor. Ich lege bei Andy einen Buchtauschstopp (Monica McInerney – „At Home with the Templetons“) ein und nehme dann die Fähre. Ich löse zu Mittag einen Groupon (truly Australian Fish & Chips – und not so Austrlian – a really lovely salad) ein und fahre dann zur Buchhandlung Dymocks. Als ich guter Dinge mit kleiner Ausbeute (australisches Abverkaufsschnäppchen „Good news, bad news“ von Maggie Groff)  herauskommen, hat es tatsächlich aufgehört zu regnen! Es hat funktioniert, jippie! Fast wie angesagt um 12 Uhr hat es also um 14:30 Uhr aufgehört. Bis 15 Uhr, also drei ganze Stunden, soll es trocken bleiben. Das hat sich aber noch nicht herumgesprochen, denn um 14:33 Uhr beginnt es wieder – in so starken Böen, dass sich der Schirm vor Lachen biegt und die Buswartehäuschen keinerlei Schutz bieten. Ich fahre in einem Versuch über Unerschütterlichkeit trotzdem noch kurz Richtung Danks Street, doch von der netten Shopping-Straße merke ich nichts. Genug. Zurück ins trockene Apartment. More attempts at drying more wet clothes. More cocooning. More hoping. Und dann doch ein bisschen dankbar sein, dass ich jetzt nicht in New York bin, wo ein bevorstehender Schneesturm gerade die gesamte Stadt lahm legt. Und überhaupt ja wissen wollte, wie es sich anfühlen, hier „richtig“ zu leben. Und offensichtlich gehört Regen zu „richtig“ auch irgendwie dazu.

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Und wenn das Wetter am Samstag noch immer schlecht sein sollte, kauf ich mir bei Aldi unten an der Wharf einen knallbunten Regenschirm, jawohl! Vielleicht aber auch die duftenden Hausschue (scented Slippers)…. Die wären auch angebracht, denn ich friere erstmals und habe nicht nur Bed Soks, sondern auch eine lange Hose und den schon sehr angemoderten Reisesweater an.
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Ein Foto aus der Heimat tröstet mich dann aber endgültig:
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