Tag 15 – A woman with a mission

Sydneyscape2015-3

 

So it is the „worst rain in Sydney in 18 months“, so „there is an enormous swell“ auf der Fähre, dass einem angesichts dieses enormen Seegangs wirklich angst und bang werden könnte, so „it is the coldest January day in recent history“, so what? Heute bin ich eine „woman with a mission“!

Bereits um 8 Uhr bin ich fertig gepackt, stehe startklar in meinen feuchten Klamotten und sehr feuchten Schuhen mit meinem halbkaputten Schirm bereit zum Besteigen der Fähre. In meiner Tasche: Schwimmgewand, jawohl! Gesterrn Abend fiel mir nämlich plötzlich ein, dass mein Sydneysider Lieblingspool auch einen Innenpool hat, und den visiere ich heute an. Als ich beim weiterhin strömenden Regen die Fähre in Milsons Point verlasse, entdecke ich einige Menschen in den Slow/Medium/Fast Lanes im Freien schwimmen. Dann sehe ich den relativ beengten und nur 25 Meter langen Innenpool und beschließe spontan, mein Glück im Freien zu versuchen. Eine Dame rät mir, gar nichts außer meiner Schwimmbrille und meinen Kästchenschlüssel (auf einer primitiven Sicherheitsnadel zum Anstecken) mit ins Freie zu nehmen – auch das Badetuch bleibt im Trockenen und modert sich mit den wider frisch durchnässten Klamotten und Schuhen in einem winzigen Kästchen auf einen unbeschreiblichen Zustand. Etwas zögerlich und frierend tapse ich also über den rutschfreudigen Boden zur Slow Lane, stecke vorsichtig meine Zehen hinein und bin hoch erfreut: Das Wasser fühlt sich wärmer an als die Luft. Und kaum bin ich im Wasser, merke ich auch nichts mehr vom Regen. Das ist echt genial, dass ich nicht früher darauf gekommen bin – Schwimmen im Freien ist wirklich die einzige Möglichkeit, den Regen zu vergessen. Ich bin so high und abgelenkt vom Anblick der Harbour Bridge und des Luna Parks  (und erleichtert, dass ich mich nicht ähnlich wie in Wiener Hallenbädern über kurze und gedrängte Bahnen drängen muss), dass ich ganze 1,5 km mache. Begleitet werde ich gelegentlich von einem älteren Herren, der mit Flossen und einem quietschbunten Schnorchel schwimmt, der zweimal rechtwinkelig gebogen über die Glatze nach hinten hinaus öffnend irgendwie an ein spaciges Teil für Installateure erinnert.

Das Styling gestaltet sich danach etwas schwierig; ich habe zwar an Shampoo und Balsam, nicht aber an eine Bürste gedacht, die diesen Namen auch verdient. Alles, was ich mithabe, ist meine Reisebürste mit einer Länge (inkl. Griff) von 7 cm! Das stellt sich aber bei dem hiesigen Föhn als belanglos heraus. Der warme Hauch, der aus dem historisch wertvollen Teil kommt, erinnert an die Abluft, die zwei Hasen beim abendlichen Flüstern erzeugen könnten.  Egal, werde eh gleich wieder nass! Diesmal auf der Fahrt zurück zum Circular Quay, wo ich zum Museum of Sydney pilgere. Dort erwartet mich eine fantastische Ausstellung über den genialen Architekten Harry Seidler, einen Wiener (den ich zuvor gar nicht kannte, Schande über mich!), der nach Australien ausgewandert wunderbare Bauten hervorgebracht hat. In Wien verwirklichte er etwa in späten Jahren einen Bau an der Neuen Donau, an der ich jeden Sommer etwa 100 Mal vorbeifahre, ohne ihn jemals ausreichend zu würdigen. Seine Werke erinnern teilweise an jene von Frank Lloyd Wright und etwa sein „Falling Water House“, das wir vergangenen Juni in Pennsylvania besichtigt haben. Ich bin so inspiriert, dass ich überlege, am kommenden Sonntag das Rose Seidler House zu besichtigen – bei einem der wenigen Termine, an dem man dieses Bauwerk besichtigen kann, das allerdings öffentlich sehr schlecht erreichbar ist.

Voll energetisiert, immer noch sehr nass – ein interessantes Gefühl, wenn die nassen Stulpen der Dreiviertelhose langsam, aber sicher in die Socken Wasser ablassen, die ihrerseits bereits von vorne durch die atmungsaktiven Turnschuhe benetzt werden (ein kleiner Euphemismus). Auch von unten dringt Wasser in die Schuhe ein, denn die Lacken in der Stadt sind teilweise unüberwindbar – die Kanäle heillos überfordert, die Treppen von kleinen Sturzfluten überzogen. Nächster Stopp: Chinatown, inklusive den wieder sehr unnötigen ramschigen Paddy’s Markets. Chinatown ist seit unserem letzten Besuch nicht größer geworden und weiterhin nichts als ein einziger Straßenzug in der Dixon Street, aber der Lokaltipp aus einem Heft ist Gold wert. Ich esse als einer von nur zwei nicht asiatischen Gästen fantastische Roti Canai in zweierlei Variationen im echt malaysischen Lokal „mamak“. Danach spaziere ich (klingt  nach Schönwetter, soll aber nicht davon ablenken, dass es weiterhin, wenn auch mittlerweile in unterschiedlichen Stärken schüttet) nach Darling Harbour und zu Adriano Zumbo im „The Star“. Kaum verlasse ich das Gebäude erinnert sich der Regen an seine scheinbare Mission und legt ein Gewitter hin, dass ich mich gemeinsam mit 17 anderen Menschen in einer Bushaltestelle unterstelle, die allerdings keinerlei Schutz vor dem vertikalen Regen bietet. Plötzlich sehe ich auf der anderen Straßenseite ein Schild „Light Rail Station“. Und beschließe, erstmals im Leben damit zu fahren – kann nur trockener sein – also sobald man die Treppen mit den Sturzfluten bewältigt hat! Also damit zur Central Station, mit dem Zug zum Circular Quay und mit der Fähre zurück nach Manly. Die Wellen überbieten sich dermaßen, dass die Fähre einen riesigen Umweg fahren muss, um diese irgendwie zu bewältigen und die Kids das schreien, was sich wohl auch manche Erwachsene denken: „I’m scared!“. Fast ein bisschen erleichtert steige ich aus und gebe mir auf dem Heimweg von 10 Minuten ein letztes Gewitter für heute.

Als ich 2 Stunden später diese Zeilen schreibe und mit „Hot Seat“ eine Art „Millionenshow“ sehe, einen letzten Schluck Claire Creek Chardonny zu meinen selbst gebratenen Salt & Pepper Squid trinke, entdecke ich auf der Hauswand gegenüber ein paar Sonnenstrahlen und eine Ecke blauen Himmel. Leider bin ich von diesem „Woman with a mission“-Tag zu erschöpft, um nochmal hinauszugehen, aber der Anblick alleine ist ein Hit – auch wenn für die nächsten Tage weiterhin Regen angesagt ist. Heute nannten sie ihn übrigens „drizzle“ und „partly cloudy“, wobei ich bis 18:30 Uhr lediglich „cloudy“ und keinerlei „partly“ sehen konnte, und wenn das „drizzle“ war, will ich nicht wissen, was dann „rain“ wäre… Egal: Toller Tag, wieder mal – nur falls man das aus den Zeilen nicht herauslesen konnte. Auch wenn ich in der Sekunde einschlafen könnte… Life is good. meinem Fenster nützen die Regenpause, um nachzuholen, was sie drei Tage auslassen mussten oder mir vor lauter Regen nicht zu Ohren kam: Kreischen, just for the fun of it! 

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