sydnEySCAPE 2017: Übersiedlungstag – Die Zukunft beginnt jetzt

Übersiedlungstag – Die Zukunft beginnt jetzt (sagt die Hoffnung)
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Die letzte Nacht im Apartment in Bondi Beach verbrachte ich so wie auch die erste alleine. An die vielen Geräusche habe ich mich immer noch nicht gewöhnt, alleine fürchte ich mich fast mehr, als wenn noch wer anderer da ist. Gegen 1 Uhr nachts läutet es an der Sprechanlage Sturm. Ich verkrieche mich unter die Decke, rede mir ein, nichts gehört zu haben und schrecke dann natürlich unglaublich hoch, als ich die Aufzugtüren in unserem Stockwerk höre. Aber niemand kommt. Gegen 4 Uhr dann ein seltsames Tappen im Vorzimmer, ich vermute Cate und der von ihr gesittete Hund schauen mal kurz vorbei, um ein paar Erledigungen zu tätigen. Als ich um halb 7 ins Wohnzimmer gehe, ist aber keiner da. Während ich packe und mich über die durchaus beängstigende Gewichtzunahme (primär des Gepäcks) wundere, versuche ich im Multitasking, meine Hoffnungen für das Apartment in Sydney gering zu halten, was mir aber nicht so recht gelingen will. Fast fühlt es sich so an, als würde der erste Eindruck  vom neuen Apartment über meine Zukunft entscheiden. Dutzende Mal hab ich mir schon ausgemalt, wie ich es mit meinen bisherigen Fundstücken und Einkäufen personalisieren werde, da das ein altbewährtes Wohlfülhlmittel in fremden Wohnungen ist. In Bondi Beach war das leider nur wegen des kurzen Aufenthalts und des rundum nicht zum Wohlfühlen angetanen Ambientes ein zum Scheitern verurteiltes Ansinnen, das ich gleich unterlassen habe. Jedenfalls freue ich mich sehr darauf, heute erstmals meinen Koffer in einen Schrank ausräumen zu können und nicht mehr daraus leben zu müssen. Wie wir das während der Auszeit 2008 drei Monate lang beim Herumreisen in Asien gemacht und für okay befunden haben, kann ich mir nicht mehr erklären.

Viel früher als angemessen ziehe ich mit meinem Gepäck im Schlepptau los, stopfe mich in den Bus und verfrachte mich auf die Fähre und merke, wie die Anspannung immer größer wird. Das graue Wetter bringt meine Skepsis perfekt zum Ausdruck. Als ich dann vor dem Apartmenthaus stehe und warte, dass mir jemand öffnet bzw. jemand eintrifft, kämpfen Hoffnung und Angst. Dann endlich um 11 Uhr kommt Victor, ein in Mozambique geborener Portugiese, der mit seiner Familie nach Australien ausgewandert ist  und hier auf der Highschool seine aus Griechenland ausgewanderte Frau kennen gelernt hat. Die beiden sind ein extrem zuvorkommendes Paar, erklären mir in Ruhe alles und freuen sich sichtlich, als ich ihnen zu dem perfekt eingerichteten und picobello-sauberen Mini-Apartment mit vielen liebevollen Details gratuliere. Hier könnte ich mich wohlfühlen – der einzige Wermutstropfen ist die Tatsache, dass man das Fenster wegen des Straßenlärms nicht öffnen kann und sich mit der Klimaanlage begnügen muss. Also nicht nur kein Meeresrauschen, sondern auch keine oder kaum Frischluft. Der Kühlschrank ist bestens befüllt worden von ihnen und auch der winzige Pool am Dach ist mit zahlreichen Stühlen und ein paar Tischen ausgestattet, damit man dort Frischluft schnuppern kann.

Als wir uns um 12 Uhr verabschieden und ich zum rituellen Einstimmungsessen von Salt & Pepper Squid ins Fiasco gehe, kommt die Sonne heraus. Life scheint endlich wieder besser zu werden. Das Apartment liegt so zentral, dass man so wie ich in Ruhe bei Aldi einkaufen und das Zeug dann nach Hause tragen kann, um dann an den Strand zu gehen. Hier herrscht großer Trubel – ein riesiger Jugendsurfwettbewerb, der mich aber nicht davon abhält, erstmals in aller Ruhe eine ganze Stunde (länger geht in der Mittagshitze einfach nicht) am Strand abzuhängen. Eine zweite Spazierrunde über den Corso, ein Eis, ein neues Duschbad und dann eine Runde Lesen am Pool, bevor ich den Tag für heute beschließe und mir nur wünsche, dass es nachts leise genug auf der Straße ist, dass ich das Fenster öffnen kann. Weitere fünf Wochen (was hat mich da bloß geritten?) scheinen mir endlos lang, aber besser als mit diesem Apartment hätte ich es wohl kaum erwischen können. Und Manly ist einfach mein Stadtteil – nicht so trubelig und hip wie Bondi Beach, sondern viel mehr „local flair“, das einem das Alleinsein irgendwie leichter macht.

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