Wieder einmal ein regenreich angesagter Tag, wieder einmal unschlüssig, was tun. An große Wanderungen ist wegen Knie aber vor allem Klima nicht zu denken – abgesehen davon, dass der Zustand der Wanderwege nach den torrential rains der letzten Tage wohl eher Ähnlichkeit mit dem Gatschspielen meiner Kindheit hätte.
Was im australischen Fernsehen so wie in vielen zB amerikanischen Zeitschriften ein großes Thema ist, sind Tiny Houses. Mobil oder nicht, freiwillig gewählt oder nicht – diese tiny houses sind der Trend frei nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Und auf Reisen komme ich ja auch immer wieder zur Erkenntnis, dass dem so ist. Nicht, dass mir meine Cuttlebug-Stanzmaschine (oh my goodness, warum mir gerade diese als erstes einfällt!) nicht fehlt, aber viele Verpflichtungen (Blumen gießen, staubsaugen von 100 Quadratmetern mehr, etc.) fallen hier einfach weg – und manches wird auch im Sinne des Multitasking auf kleinem Raum besser unterstützt. Was man auf kleinem Raum ohne aufzustehen alles erledigen kann, will ich hier gar nicht näher ausführen, aber es ist schon phänomenal, alles immer in Griffweite zu haben – auch wenn natürlich die Menge an Ablage für allerlei Zeug (aka Bastelzeug) eher überschaubar ist.
Danach: ein Strandspaziergang – minimaler Radius, genau genommen auf und ab in einem Bereich von 20 Metern – erledigt die erste kleine Dosis Sonne und diverse Up- und Downloads mit Free Wifi, das Frühstück bei The Pantry den Agendapunkt „Einmal noch bei The Pantry frühstücken“. Und weil es grad so morgendlich nett ist, gehe ich noch ein bisschen herum und hoffe, außer stürmisch wildem Meer auch meine innere Stimme zu hören, die mir verrät, was ich mit dem heutigen Tag anfangen soll. Es könnte der letzte mit einem Hauch Sonne sein, aber wenn ich mich von Manly wegbewege, bewege ich mich vielleicht dem Regen entgegen. Fragen über Fragen, Entscheidungen über Entscheidungen. Back to Stirnfransen? ist auch so eine, die aber erst nächsten Dienstag in Wien beim Frisör ansteht, wenn sich die hiesige Lockenmasse wieder in uninspiriert-gelangweiltes Wiener Haar verwandelt hat.
Ich entscheide mich schließlich für ein Mixed Weather-Programm – eine Fährenfahrt in die Stadt, abschließendes Bummeln und Abschiedsshopping, Einlösen meines 10 AUD Anniversary Coupons bei kikki.k und Einlösen meins Groupons bei Haven, die köstliche japanisch inspirierte Fusionsküche bieten und dann, es reißt endlich auch in der Stadt auf, den Besuch der Harbour Bridge. Einmal noch Aug in Aug mit der Brücke, die Oper von oben, die 11-Uhr-Wolken zu früh, zu spät und unbeirrbar wie Donald Trump. Der Cache, der mich u.a. auf die Brücke gelockt hat, bleibt verborgen. Trotz Recherchen konnte ich nicht ergründen, wofür RSJ steht. Denn das ist der Hint: der Cache versteckt sich unter dem grauen RSJ. Grau ist hier ziemlich viel, und ein Kommentar meinte, dass man nur mithilfe eines langen Regenschirms an den Cache herankommt, was mit meinem Knirps wohl eh nicht geklappt hätte. Noch einmal durch die Rocks zur Fähre, zurück nach Manly und inständiges Hoffen, dass die showers der nächsten Tage so aussehen wie der heutige Tag bisher: windig, ein paar Wölkchen, aber sonst tadellos, würde nicht immer die sinnlose Sorge um die Wetterbewahrheitungen über dem Genuss liegen.
Ich habe beschlossen, das Abenteuer Packen bis auf Mittwoch zu verschieben. Dann bleibt ggf. immer noch genug Zeit, allfällige Überbestände zur Post zu tragen, ohne schon Tage früher in Aufbruchsstimmung wohnen zu müssen. So weit, so gut.
Weniger gut ist leider mein Knie, das heute wieder aufbegehrt. Zugegeben, es sind insgesamt 12,5 km, aber so schmerzen und humpeln müsste es deswegen nicht. Also: noch einmal das Knie im Rockpool kühlen, den Wolken beim Ergrauen zusehen. froh sein, dass das im echten Leben a) etwas langsamer geht und b) durch simples Tönen kaschierbar ist. Auch die Schwerkraft setzt himmelseitig schneller ein. Um 15 Uhr ist die Haut noch straff, um 16 Uhr bereits erste Fältchen um die Augen und um 17 Uhr wäre eine Botoxbehandlung für die Wolkengebilde bereits dringend angebracht. Kein Rollkragenpulli, hinter dem der Himmel seine Nackenfalten verstecken könnte. So betrachtet kann man ihm die abendlichen Tränen eigentlich nicht verübeln, oder?
Daher noch einmal zum Monday Bunday auf einen Frühabendsnack, noch einmal einem Regenschauer knapp entkommen, noch einmal Married at first sight fernsehen, noch einmal hoffen auf brauchbares Wetter bis Donnerstag Abend. Diese Hoffnung raubt mir aber das Fernsehen, denn der Moderator sagt: „We managed to squeeze a bit of sun out of this Monday, but this is going to be it for the rest of the week.“ Hmm. „The weather forecast in one word: WET“, sagt er, um noch eins draufzusetzen. „Some grey stuff to finish off summer.“ Hmm. Hmm.
|