sydnEySCAPE 2016: Das völlig unnötige, verrückte, käufliche Glück

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Freitag, 26/02/2016 – Das völlig unnötige, verrückte, käufliche Glück

Der Morgen beginnt stürmisch, bewölkt und relativ kühl (21 Grad, gefühlt vielleicht 15), ein gutes Klima für ein, zwei Stündchen Übersetzungsarbeit.

Der heutige Tag gehört – nicht nur beutetechnisch – zu einem der durchwachsensten seit Andreagedenken. Als ich um 16 Uhr von meinem Ausflug nach Manly zurückkehre und mich spontan am Strand niederlasse (wozu hätte ich sonst den ganzen Tag Notfallssarong und Bikini herumgeschleppt?), teile ich diesen (also den Sarong, nicht den Bikini) mit 7 Kleiderbügeln, einer Klopapierrolle, 2 Einrichtungsmagszinen, 2 leeren, schmutzigen Takeaway-Behältern und einem Sackerl völlig verrückter und ebenso unnötiger – und noch dazu fremdfinanzierter – Dinge, die das Leben in Wien gewiss noch schöner machen – und ganz viel Zufriedenheit.

Dabei hat sich der Tag ja bereits gerettet, ehe er richtig verloren war. In der Früh ignoriere ich die angesagte UND eingetroffene Bewölkung und fahre nach Mosman und dem wunderschönen Balmoral Beach, wo ich bei Mozi, einem australischen Design-Laden, zwei 4er-Sets Keramik mit Australienflair entdecke, genau genommen, je vier verschieden große Measuring Cups zum Abmessen von Backzutaten und vier Measuring Spoons. Relativ schwer, relativ fragil und relativ unhandlich, also eigentlich völlig verrückt und unnötig. Bei diesen Worten fällt mir glücklicherweise die Mahnung meiner Mutter ein, die sie mir zum Abschied mitgab: „Kauf dir auf meine Kosten etwas völlig Unnötiges oder Verrücktes“. Ich weiß nicht, ob sie UND oder ODER gesagt hat, was auch egal ist, denn diese Hübschheiten, die handbemalte Australienmotive am Boden aufweisen und sicher teilweise auch als Müslischalen oder zumindest Müslischalen für Zwerge (Heinzelmännchen vielleicht?) fungieren können, sind beides. Man könnte sagen, es handelt sich bei diesen Begriffen ohnehin um verkappte Synonyme und sowieso sehr dehnbare Begriffe. Was für die eine völlig unnötig sein kann, ist bei mir Basisausstattung und noch nicht mal am unteren Ende der Unmöglichkeitsskala angesiedelt – soll schon vorgekommen sein! Ich spaziere über den Balmoral Beach, suche erfolglos denselben Cache, den ich schon im Vorjahr nicht gefunden habe und kehre schließlich im Boathouse Balmoral Beach ein. Es ist zwar wie gesagt bewölkt und alles nicht so fotogen wie sonst, aber die Stunde dort hat höchsten Erholungswert – und eine Extraportion Erholung für die Seele kann nie schaden. Ich versuche es derzeit mit der Bevorratung.

Mozi Measuring CupsMozi Measuring Spoons

 

Ich erzähle der Verkäuferin also die Geschichte von meiner Mum, während sie Koala-, Wombat- und Possummotive einpackt. Dehnbar sind auch andere Begriffe, etwa „partly cloudy“. Bei meiner Ankunft vor genau zwei Wochen verstand man darunter blitzblauen Himmel mit 1-5 Schäfchenwölkchen in reinstem Weiß. Heute versteht man bis 16 Uhr darunter ein graues Mischmasch mit 1-5 Sonnenstrahlen.

Erst als es gegen 16 Uhr eigentlich schon zu regnen beginnen sollte (den kleinen Schauer in der City, als ich spontan einen Groupon bei  einem urig eingerichteten Thailänder namens Khanon Thaosan einlöse, aber nur Takeaway bekomme, weil ich nicht reserviert habe, lasse ich mal beiseite), kommt die Sonne heraus. Und da ich ja immer Bikini und Sarong mitführe, spricht auch nichts gegen eine kleine Strandeinheit in Manly. Für Schwimmer ist er wegen der starken Strömungen heute gesperrt, die Surfer aber haben ihre Freude und ich auch. Es geht doch nichts über meine tägliche Fotomeditation über Gischt, Wellen und Surfern. (Morgen, wenn die Australian Surf Open hier in Manly beginnen, soll es 3 Meter hohe Wellen geben!)

Es ist zugegebenermaßen etwas skurril, hier mit meiner durchwachsenen Beute zu sitzen und mich ungehemmt zu freuen, aber auch das ist Leben. Ich gehe aber auch einigen schwerwiegenden Fragen nach, die ich ansatzweise bereits in den Vorjahren lösen konnte. Etwa die Frage, ob Fransenliegetücher glücklich machen – die ich mit einem klaren JA beantworten konnte. Heuer kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Machen RUNDE Fransenliegetücher vielleicht noch glücklicher? Ich habe nämlich soeben einen Laden entdeckt, der diese angesagten Teile sogar in einer sehr günstigen und sehr sehr schönen Farbkombi (blau, what else?) führt. Vermutlich würde diese Anschaffung auch in die Kategorie „völlig verrückt und unnötig“ fallen, denn dieses Gewicht und dieses sperrige Teil muss ja nach dem Urlaub auch irgendwie nach Wien kommen. Wie leichtsinnig von meiner Mum, dass sie kein Verrücktheitsbudget definiert hat….

(Ach ja,die Kleiderbügel sollen das Verstauen meiner vielen feuchten Sachen im Schrank im Apartment erleichtern, das nur 5 Kleiderbügel aufweist, die leeren Takeaway-Behälter werden gute Dienste als Picknickboxen erweisen (die in Wohnmobilen bislang immer Mangelware waren) und die Geschichte von der Klopapierrolle, die steht auf einem anderen Blatt.) (Und dass ich heute auf der Fähre in einem tonlos laufenden Fernseher in den australischen Nachrichten die österreichische Außenministerin sehe, bringt mich nur kurz aus der Fassung.)

Zufrieden mit mir und der Welt (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge) tänzle ich nach Hause, im Kopf schon den Text für das Blog, in den Händen meine Taschen und Sackerl voller glücklichmachender Unnötigkeiten! Life is good.

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So wie die beiden würde ich übrigens gerne alt werden – zufrieden miteinander nebeneinander am Strand sitzend, über der Gischt meditierend – nur die Bathers Pavilion-Tragetasche wäre natürlich meine 😉
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Ich, zusammengefasst:
CurlyGirl-Tube

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