Das Wort „Regen“ in einem Reiseblog schreiben zu müssen, zählt wahrlich nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Doch entgegen aller Vorhersagen ist auch heute so ein Tag, an dem ich das muss, denn die Wolkendecke verdeckt nicht nur beharrlich fast alle Sonnenstrahlen, sondern ergießt sich auch in dezenten Nieselregen in regelmäßigen Abständen über uns.
Wobei der Regen gar nicht so lästig ist wie der unblaue Himmel. Gegen den Regen haben wir heute nämlich ein probates Mittel: der eine sitzt ihn auf einer Bank am Rockpool von Kiama aus, während ihn die andere ausschwimmt. Das habe ich schließlich schon in Sydney geübt.
Nachdem der Morning Walk wegen schlechtem Wetter ebenso ausfällt wie das Blowhole wegen einem Mangel an Wellen und Wind und das gemütliche Frühstück wegen einer Überzahl von Chinesen in der Camp Kitchen, die schon frühmorgens für meinen Magen unverträgliche Hühnerteile zubereiten, fahren wir – den einen Sonnenstrahl des Tages erhoffend – noch einmal zum Rockpool hinunter. Er ist ganz leer und schon nach den ersten 78 Fotos, denen ich nicht widerstehen kann, weiß ich: Da muss ich nochmal rein! Und das tue ich dann auch sehr entschlossen – gerade rechtzeitig für einen zweiten und dritten Sonnenstrahl und rechtzeitig vor der Flut, die den Rockpool etwas ungemütlich macht. HappyHappyHappy. Im Wechsel Niesel-Sonnenstrahl-Wolkendecke sitzen wir dann ebenso wie vier andere alte Pärchen rund um den Rockpool, lesen und schauen. Auch Delfine sollen hier kürzlich gesichtet worden sein, doch daraus wird nichts – ebenso wie aus dem versprochenen Sonnenschein. Macht nichts, alleine schon dieser schräge Nieselmorgen am Pool, immer mit überdachter Kamera dank Schirmkappe, hat etwas Denkwürdiges. Auge in Auge mit der Gischt schwimme ich, halte Ausschau nach Delfinen und Sonnenstrahlen, lese 3 Zeilen, ehe ich wieder aufspringe und wieder und wieder, um Fotos zu machen. Die perfekte Gischt zu erwischen, erfordert eben reichlich Einsatz! Wie es sich für uns in Kiama gehört, fahren wir zu Mittag zu Donky Dories am Hafen auf Fish & Chips vom Allerfeinsten.
Dann steht eine kurze Fahrt nach Süden an: nach Huskisson (Husky, wie man hier sagt), wo es bei Sonne kristallklares Meer und weiße Sandstrände geben soll. Wir können das nicht überprüfen, denn anders als am Vormittag gibt der restliche Tag gar nicht mehr vor, mit dem Gedanken an Sonne zu spielen. Es bleibt bewölkt, kühl und sehr unfotogen. In Husky pilgern wir ein bisschen herum, erkundigen uns wegen Delfinfahrten (morgen vielleicht), dem Wetter (bleibt angeblich wie es ist, also urlaubsmäßig gesehen unerfreulich), suchen einen Cache, spazieren durch den Ort, den Strand, nochmal den Ort. Freuen uns über einen Kunstrasen vor unserem Standplatz am Campingplatz und zwei Bäume, die eng genug zusammenstehen, um sie mit unserer kurzen Wäscheleine verbinden zu können, beobachten vor dem Auto sitzend jede Menge Papageien, versuchen, den sechsstelligen Code für die Waschräume nicht zu vergessen (ich spiele mit dem Gedanken an auf die Hand schreiben, denn schon die üblichen vier Ziffern verlangen mir einiges ab), trauern ein bisschen um den heute nicht hörbaren Surf, obwohl wir extra einen meernahen Standplatz genommen haben (allerdings weit oben über dem Meer und durch Zaun und Bäume getrennt). So unspektakulär kann ein Tag sein, und doch wird der nasse Morgen am Pool von Kiama in meine persönliche Bestenliste eingehen. Yeah.
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