Ostersamstag in Perth, letzter Fahrradtag, vorletzter ganzer Tag in Perth. Die Räder müssen wir schon heute Nachmittag zurückbringen, da der Radverleih am morgigen Ostersonntag sowie am Ostermontag, an dem wir um 22 Uhr abreisen, geschlossen hat. Daher sind wir schon recht früh unterwegs. Nach einem kurzen Marktbesuch am Subiaco Farmers Market (eine Bratwurst für Max) fahren wir am Swan River entlang, wieder einmal. Statue Eliza hat leider noch immer das vorgestrige Outfit an (eine Ähnlichkeit mit mir, leider), anstatt sich in ein kesses Hasenkostüm geworfen zu haben. Am Bell Tower krönen wir unsere 111 Tage Sommer mit einem individuell gravierten "Love Lock", einem Liebesschloss in Herzform, das wir nach Wien mitnehmen und zur Erinnerung an unsere wunderschön-abenteuerliche Winter Break an einem unserer Lieblingsplätze in Wien aufhängen werden.
Danach folgt eine Radrunde, die irgendwie immer länger zu werden scheint, vielleicht auch, weil wir doch einige unserer Lieblingsspots in Perth abfahren – rein zufällig natürlich. So werden es insgesamt heute 29 km, in den 9 Radtagen bei mir insgesamt 220 km, ich bin sehr zufrieden. Dabei entdecken wir aber auch einige neue Streckenabschnitte, so auch einen palmengesäumten Weg in der Nähe des Jettys! An "unserem" Quallensteg legen wir eine gemütliche Pause ein und ich versuche, dieses Entspannungsgefühl zu speichern. Mal sehen, ob es gelungen ist…
Nach der Rückgabe der Räder (wo ich ein witziges Vintage-Fahrrad mit dem seltsamsten Vorderradgepäckträger aller Zeiten entdecke – bitte weiß irgendjemand, wozu dieser dient? Für 2 Milchflaschen und einen halben Hund vielleicht?) setzen wir uns in der Fußgängerzone ins "The Aviary", ein gemütliches Dachterrassenlokal, ehe wir gemütlich über den Kings Park nach Hause spazieren. Gemütlich ist dabei etwas übertrieben, denn trotz Zufahrt mit dem Gratis-City-Bus ist das ganze ein ziemlicher Hatscher, dafür aber auch besonders schön, denn heute ist hier echt was los. Samstag oder Ostersamstag heißt in Perth anscheinend, dass sich kleine und große Gruppen mit Klappstühlen, Tischen und Tischtüchern oder Picknickdecken im Grünen mit Blick auf ihre Stadt treffen. Sehr nett!
Fürs Tagebuch hier meine Lieblingsspots in Perth:
1) Swan River, Statue Eliza in häufig wechselnden Outfits und das zugehörige ehemalige Badehäuschen
2) "Unser" Quallensteg in South Perth
3) Kings Park
4) Sitzen unter Palmen beim Bell Tower mit Blick auf Tower, Skyline und noch mehr Palmen
5) City Beach und Cottesloe Beach
Wir ziehen Bilanz, Resümee und alle Register – letztere aber nicht erfolgreich, denn es gelingt uns weder, die Zeit um 109 Tage zurückzudrehen noch um 10 Tage nach vorne in den Wiener Frühling zu drehen (und dabei, wennmöglich, auch gleich die lange Rückreise zu überspringen). Das ist auch der einzige, wenngleich durchaus schwer wiegende Wermutstropfen in puncto Heimreise. Denn auch wenn es mich bedenklich stimmt, dass ich mich nach "nur" knapp vier Monaten auf Wien freue, weil es sich dabei schließlich um ein hinterhältiges altersbedingtes Zipperlein handeln könnte, ist an dieser Tatsache nicht zu rütteln. In Anbetracht dessen, was uns wettertechnisch erwartet – Schnee und Temperaturen nur geringfügig über dem Gefrierpunkt und definitiv kein Rad- und Weiterbräunwetter – versuche ich mich zu erinnern, worauf man sich im Winter so in Wien freuen kann. Das Szenario, das dabei vor meinem geistigen Auge entsteht, sieht ein dichtes Badewannenprogramm mit heißer Schokolade mit echtem Schlagobers, echten Buttersemmeln und meinen vielen neuen Kochbüchern sowie flauschigen Bedsocks in Flipflops sowie Abende vor dem Fernseher (Stichwort: Der letzte Bulle – ob er mich weiterhin glücklich machen wird?) und kleinere Backorgien aus den bereits in Kisten zuhause eingetroffenen neuseeländischen Kochbüchern vor. Auch nicht übel, oder? Nur wer dann all die Erledigungen und Aufgaben übernehmen wird, die bei der Heimkehr zwangsläufig anstehen, ist in diesem Szenario noch nicht ausgetüftelt, aber das kann ja noch werden!
Max freut sich auf Billiard spielen, eventuell mal mit mir fernsehen und aufs eigene Bett, auf Kinobesuche – und aufs Radfahren. Ich freue mich außerdem auf viele nette Wiedersehen, aufs Mofafahren (das noch ein wenig wird warten müssen), auf meine voll ausgestattete Küche und aufs Auspacken all meiner Schätze, die ich in den letzten Monaten zusammengetragen und heimgeschickt habe (hoffentlich kommt nun endlich auch mal meine Kiste aus Brisbane an!).
Trotz dieser kleinen Abschiedswehmut gibt es ein Wimpernklimpernerfolgserlebnis: In meiner erfinderischen Art habe ich heute Morgen für eine Lösung des Montagsproblems gesorgt. Die Sache ist nämlich die, dass wir unser Apartment um 10 Uhr verlassen müssen, unser Flug aber erst 12 Stunden später geht. Für die Zeit zwischen 10 Uhr morgens und 19 Uhr (Abfahrt zum Flughafen) waren wir auf der Suche nach zuverlässigen Gepäcksittern. Ich, frisch geduscht und geföhnt, also ins Kings Park Motel zwei Ecken weiter, wo wir unsere erste Perth-Nacht verbracht haben, ehe wir das Apartment beziehen konnten. Dort becirce ich den Herren in der Rezeption so, dass er uns tatsächlich zusagt, unser Gepäck aufzunehmen – zwar nur bis 18 Uhr, aber das ist auch hervorragend. Danke, liebes Motel!
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