99 Gewitter und (nur) ein Topf, der uns trennt

 

Wieder einmal berichte ich von einem Tag, der sich seine Überraschungen bis fast zuletzt aufhebt. Beim Verlassen von Port Hedland in der Früh ist die Welt noch in Ordnung, wenn man davon absieht, dass wir das Visitors Center nicht finden, ich mir eines der seltenen Choc Cherry Muffin bei Woolworths versage und auf der Zufahrt in den Karijini NP Unmengen an Roadtrains mit gewaltigen vier Anhängern den Verkehr behindern.

Wir freuen uns auf zwei Tage im Nationalpark – ohne Zivilisation, dafür aber mit tollen Wanderungen, Schluchten, roten Felsen und einheimischer Fauna.

Der Campground stellt sich als noch einfacher dar, als wir es von Nationalparks gewohnt sind, aber angesichts der irren Hitze von rund 35, hefühlten 45 Grad sind kaum Besucher hier und wir finden ein nettes, schattiges Plätzchen unter allerlei Gebüsch, nicht allzu weit entfernt von den historisch anmutenden Buschtoiletten,  die den Gedanken an Rausschwitzen doppelt lohnend erscheinen lassen. Wenn das nur so einfach wäre…

Mit etwas Argwohn betrachten wir die Wolken, die sich zusehends über den Bergen auf aufbauen. Für den folgenden Tag sind arge Gewitter angesagt, und es sieht so aus, als ob diese ihrer Zeit voraus wären.

Dennoch spazierwandern wir zum Lookout zu den Fortescue Falls und beschließen hinunterzuandern. Der Pool unter dem Wasserfall sieht herrlich nach Abkühlung aus. Endlich unten kann ich der Versuchung nicht widerstehen. Ich muss hinein. Am Rücken im Wasser liegend, das Plätschern der Fälle in den Ohren, die weiße Rinde der Eukalyputsbäume vor den roten Felsen und ganz oben letzte strahlend weiße Wolken immer mehr überlagert von bedrohlich schwarzen Formationen – das ist das Panorama eines Rückenliegers iim Fortescue Pool an diesem Tag.

Am Campingplatz haben sich direkt neben uns vier Japaner mit einem kleinen Zelt und einem kleinem PKW niedergelassen, sonst tut sich nicht viel, von Tieren ist mit Ausnahme von Geckos, Fliegen und Moskitos nichts zu sehen. Aber denen ist wahrscheinlich auch viel zu heiß. In der gar nicht so fernen Ferne blitzt und donnert es bereits, als ich mit total verschwitzt nach Sonnenuntergang noch den ultimativen Wüstenluxus gönne. Na, erratet ihr, was ich mache?

Stimmt, ich fülle eine Flasche mit Wasser (Erwärmen durch Sonneneinwirkung ist überflüssig) und stelle mich damit unter den Sternenhimmel, um mich einer kleinen Erfrischung, man könnte auch sagen  Entstaubung, zu unterziehen. Die Seife, die mir bei diesem Manöver mehrfach in den roten Sand fällt, ähnelt bald einem Peeling-Kloß, aber ich fühle mich herrlich, zumindest bis ich wieder das mörderheiße Auto betrete.  Aber immerhin scheine ich eine so reine Aura zu haben, dass sogar Max, immer der Freilauftduschskeptiker, zur Wasserflasche greift und die Hüllen im Dunkel der Nacht fallen lässt.

Kaum haben wir uns ins Auto zurückgezogen, beschließt der Tag, uns noch eine kleine Überraschung zu bereiten. Die Gewitter sind immer näher gekommen, die Blitze so hell, dass man meinen könnte, gerade unter großem Blitzlichtgewittern über einen roten Teppich zu schreiten, als es endlich zu gießen beginnt. Wir freuen uns auf die Abkühlung, die man entgegen aller Vorfreude im Auto leider nicht bemerkt, da wir alle Fenster schließen müssen, da es sonst hereinregnet. Was ich hingegen schon bemerke ist, dass mein Knie immer nässer wird, es macht einen auf Regenwassersammlung, denn dieses dringt durch die Dachluke ein.

Und so schafft es der Tag doch noch, uns ein wenig zu entzweien, denn mit einem Plastiktopf zwischen uns schlafen wir schließlich ein, auch wenn der Schlaf sehr unruhig wird, da ein Gewitter aufs nächste folgt und diverse Sorgen im Raum stehen: Wird das restliche Auto dicht halten? Wird das Benzin morgen auch wirklich bis zur nächsten Tankstelle reichen? Wird der Kühlschrank diesmal halten? Werden die Straßen nach den Regenfällen passierbar sein? In Westaustralien muss man sich nicht sehr viel Mühe geben, wenn man sich richtig Sorgen machen möchte. So schön und naturbelassen dieser Teil Australiens auch ist – er ist auch harte, harte Arbeit. Kein Vergnügen gibt es umsonst, und die nötige Infrastruktur, mit der zumindest frau sich sonstwo gut trösten kann (Läden, Märkte, Cafés etc) fehlt über weite Strecken auch.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert