Heute Morgen hat sich der Regen beruhigt. Unsere japanischen Nachbarn sorgen bereits früh für Unterhaltung, denn ihr Zelt war undicht, sodass sie zu viert im PKW geschlafen haben (wie???) und nun gemeinsam (zwei Männer, zwei Frauen – Zusammengehörigkeitsverhältnisse trotz redlichem Hausmeistern unklar) alle ihre nassen Klamotten (sehr viele) auf einer Leine auf bunten Kleiderhaken zum Trocknen aufhängen. Leider lässt sich aufgrund gewisser Kommunikationsprobleme nicht feststellen, was jemanden bewegt, mit mindestens 20 bunten Kleiderbügeln zum Zelten zu fahren.
Max und ich beginnen den Tag mit Spazierwanderungen zum beeindruckenden Oxers Lookout. Der nächste Walk ist mir keine weiteren Knieschmerzen wert und während Max einen Teil der Hancock Gorge bezwingt, meditiere ich auf einem roten Felsen, der zwar kein Termitenhügel ist, aber, wie ich rasch feststelle, eine ähnliche Bevölkerungsstruktur aufweist.
Angesichts diverser Unsicherheiten wie Wetter, Pistenbeschaffenheit nach den gewaltigen Gewittern der letzten Nacht, Benzinreichweite etc. bleiben wir doch keine weitere Nacht hier. Die Landschaft ist imposant, aber wenn seltsame Japaner einmal die spannendsten Lebewesen sind, ist es Zeit weiterzuziehen.
Unser nächstes Ziel liegt in 750km Entfernung und ist jene Gegend, kurz vor deren Erreichen wir letzte Woche gestrandet sind. Wir fahren also, was das Zeug hält und wir aushalten, bei bald 40 Grad, zahlreichen überfluteten Straßenstücken und fast leerem Tank eine ziemliche Herausforderung. Mit einem Liter Restbenzin im Tank rollen wir in Tom Price ein, wo wir auftanken. In "kleinen" Etappen von je 250-300 km arbeiten wir uns durch die Landschaft, froh über jede Wolke, die uns vorübergehend Schatten spendet.
Gesprochen wird angesichts der Hitze nur bei monumentalen Gegebenheiten, wie etwa "Achtung ein Stier auf der Straße" oder "Mist ein Vogel im Kühlergrill", gelegentliche Stopps dienen nur der Befriedigung von Primärbedürfnissen, zu denen auch das Einkühlen von Getränken und das rechtzeitige Tanken gehören.
Bei dieser Affenhitze freuen wir uns aufs Meer, doch da wir uns da erst kürzlich zu früh gefreut haben, halten wir uns bedeckt. Mal sehen, wie weit wir heute vor Sonnenuntergang kommen, ob es doch bis Exmouth reicht oder wir unterwegs entweder in einer 24 hour stopping area übernachten oder eine "station", also eine Farm, ansteuern. Sonst gibt es hier weit und breit nichts, wirklich nichts, und das kann an die Substanz gehen. Wir trösten uns damit, dass wir jetzt einmal ein paar Tage Fahrpause machen werden. Strand, Lesen, Schnorcheln und, naja auch Duschen in einer echten Dusche, klingen nach einem vielversprechenden Programm. Wenn nicht heute, dann morgen!
Doch heute, wenn auch nicht aus eigenem Antrieb, denn die fix angesteuerte Bullara Station ist geschlossen! Mittlerweile hat es fast System: WA hebt sich seine Überraschungen immer bis zu. Schluss auf. Und ich weiß nicht, ob mir das jetzt Mut macht bezüglich der Frage, ob wir denn in Exmouth tatsächlich einen noch geöffneten Campingplatz finden, der uns trotz unseres Von einem sehr langen Tag abgestandenen Geruchs nimmt und der uns gefällt. Alles ist möglich, denn noch ist der Tag nicht zu Ende…
Alles WAR möglich, denn dank der gut versteckten, aber doch auffindbaren Nachtglocke läuten wir eine Rezeptionistin heraus und wir können bleiben. Oh, die kleinen Freuden!
|