99 Korallenstöcke und ein ungewohntes Zivilisationsgeräusch

Bevor wir heute abreisen Richtung Carnarvon (ja, an der Stadt unserer Strandung führt leider kein Weg vorbei) machen wir noch eine Glasbodenbootfahrt. Und  die ist richtig toll, denn so viele Korallen und Fische habe ich in dieser Dichte beim Schnorcheln in Coral Bay nicht gesehen. Davon angetan mache ich noch einen letzten Schnorchelgang, dann nochmal am Strand trocknen lassen, letzte Calamari-Ringe in Fin's Cafe (vielleicht die besten in ganz Westaustralien) und dann Abfahrt, aus und vorbei mit dem relaxten Strandleben, der Seafolly (= grenzenlosen Meeresverrücktheit), mit dem bzw. der wir anfangs gar nicht so gut zurechtkamen, bis wir auch dafür einen passenden Rhythmus gefunden haben.  Auch wenn uns Klimaanlage und Fernseher (Formel 1-Übertragungen von Training bis zum Rennen) der Nachbarn immer wieder an ein gewisses Maß an Überzivilisation erinnert haben – Coral Bay ist eben immer noch ein idyllisches Dorf. Das erste Telefonklingeln seit vielen Tagen oder gar Wochen führt mir vor Augen, dass es langsam wieder zurück geht Richtung Großstadt Perth und dann Großstadt Wien. Und das fühlt sich diesmal gar nicht so schlecht an, was mich nachdenklich, aber auch zufrieden macht.

Wir wollen ja nicht abergläubisch sein, aber fürs Erste heißt es einmal, Carnarvon ohne Zwischenfälle zu passieren. "Sicherheitshalber" nehmen wir einen anderen Campingplatz, doch die glutenfreie und dennoch leckere Eagle Boys Pizza Garlic & Prawn lassen wir auch diesmal nicht aus. Ich bin melancholisch, nicht wegen Carnarvon, sondern weil die 99 Tage schon fast wieder vorbei sind. Auch wenn wir auf 111 Tage aufgestockt haben – schon wieder ist die Zeit fast vorbei, auch wenn sie oft, sehr oft ganz langsam vergangen ist, und das nicht nur bei all den Pannen, sondern auch bei den vielen schönen Erlebnissen. Trotzdem: Ein Ende ist ein Ende ist ein Ende. Aber vielleicht ja auch ein Anfang. Wer weiß das schon so genau… Fragt sich nur: WOFÜR?


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