Große Freiheit.

So lautete eines meiner heutigen Gedichte – eines, das aus fünf von einer anderen Teilnehmerin vorgegebenen Worten gedichtet werden musste. In meinem Fall lautete die Vorgabe: Strandläufer, Gezeiten, Mieder, Granatapfel, Fahrplan. Kleine künstlerische Freiheiten zugunsten von Rhythmus und Form waren erlaubt.
Das Ergebnis stieß auf allgemeine Erheiterung und Begeisterung – es kamen keinerlei Verbesserungsvorschläge.
 
Große Freiheit
 
Apfel, angebissen.
Fahrplan, verworfen.
Mieder, abgelegt.
 
Strandläuferin
zwischen den Gezeiten.
 
Ansonsten: nach dem durchprasselten Abend und einer ebensolchen Nacht endlich Sonne (begleitet von sehr viel Wind und einem entsprechenden Konsum von Kopfwehtabletten, die hoffentlich auch gleich die Knie besänftigen), ein gehumpelter Morgenspaziergang zum Erhaschen der ersten Sonnenstrahlen mit weiteren 200 Heckenrosenfotos in allen Stadien der Entwicklung und mittags meine ganz eigene große Freiheit. Ich lasse das Mittagessen im Heim aus und fahre mit dem Bus nach Westerland, kehre ein auf ein Fischbrötchen von Gosch und herrlichen Johannisbeer-Baiser-Kuchen von Leysieffer.
 
Zum Frühstück genieße ich die Milch von Morsumer Kühen, zum Abendessen Rindfleischrouladen, die fischeln, was daran liegt, dass es Bratheringsrouladen sind, und wundere mich über die Anordnung von Joghurtdressing neben Schlagobers neben Pudding. Das nenne ich Gefahr! Aber Dichten macht scheinbar so hungrig, dass sich der Pudding vermutlich auch mit Joghurtdressing ertragen ließe – wenn es denn nicht zu vermeiden ist.
 
Ich weiß endlich, wofür all die Schubkarren hier gut sind, deren Sinnhaftigkeit – sie sind auf einem eigenen Schubkarrenparkplatz abgestellt – sich mir noch nicht erschlossen hatte. Gäste, die mit dem Auto anreisen, häufen ihr ganzes Hab und Gut darauf – Flaschen, Schuhe, Kisten, Dosen, vielleicht auch das eine oder andere Gepäckstück – und karren ihre Habseligkeiten auf diese Art in ihre Hütte.
 
Am Vormittag wird im Freien gedichtet, was mir sehr rote Backen beschert – und nach vier Seiten von Entwürfen einen Doppel-Haiku, der ebenfalls kaum Kritik bekommt. Diesen dichterischen Aufwärtstrend kann ich allerdings nicht halten, denn am Nachmittag liege ich ziemlich daneben. Aber das abgelegte Mieder (siehe oben) tröstet mich über diesen künstlerischen Rückschlag hinweg.
 
Nach dem Abendessen frisch geduscht bloggt es sich ganz gut, während die Haare langsam trocknen und die Erschöpfung des Tages einsetzt. Ob ich es heute noch zum Sonnenuntergang oder wenigstens in die Kneipe schaffe?

Kommentare

Große Freiheit. — 2 Kommentare

  1. moin, moin, große dichterin,
    wirf mal einen blick auf die startseite und die "monatsthemenseite" von thalia (Lesen.Urlaub.Los)
    hdgl
    m.

  2. hallo oberpoetin, klingt ja super was hier so gedichtet wird.

    schau mal bei gelegenheit in deine mails, ich will mich hier nicht so ausbreiten

    m.

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