Der Tag beginnt früh (5 Uhr) und heiß. Ersteres ist gut, denn da ist es noch kühl und ich übersetze ein Stündchen, während ich wieder der Sonne bei ihrem morgendlichen Aufgang zusehe. Bereits um 8 Uhr hat es 32 Grad. Das weiß ich allerdings erst, als ich nach langem Ringen um nötigen Oceanpool-Mut zumindest vier Längen im Icebergs-Pool geschwommen bin – weder entspannt noch schön, sondern nur gestresst – von den Wellen (ziemlich unnötiger Stress), den paar Menschen (noch unnötigerer Stress) und von der fehlenden Orientierung beim Rückenschwimmen unter nichts als strahlend blauem Himmel und den ungewohnt langen Längen, die die Wiener Hallenbäder nicht aufzuweisen haben. Da dies aber eindeutig unter Luxus-Luxusproblem einzustufen ist, bleibt nur übrig, noch mehr Mut und Energie für diesen Pool zu sammeln oder in einem der anderen, in denen ich mich immer wohl gefühlt habe, zu schwimmen. |
Danach ist Zeit für das eigentliche Programm, die Wanderung von Watsons Bay nach Rose Bay, die zum Teil aus dem traumhaften Hermitage Foreshore Walk von der Watsons Bay zur Rose Bay besteht. Das Buswesen in Sydney hat sich in den letzten Jahren nicht gerade verbessert, weswegen ich bei besagten 32+ Grad eine geschlagene Stunde in der prallen Sonne auf den Bus zur Watsons Bay warte. Es ist 10 Uhr, als ich ankomme und fast schon zu heiß, aber was solls? Während ich den ersten Teil der Strecke mithilfe einiger Passanten finde, wird es zwischendurch schwierig – dort, wo weder Menschen noch Schilder weit und breit zu sehen sind und mein Handy jegliche Bekanntschaft mit diesem Walk leugnet und mich hartnäckig über die Durchzugsstraße leiten will. Mir rinnt das Wasser herunter, und schnell zeigt sich: Die Idee, es heute aus olfaktorischen Gründen doch mit einem neuen T-Shirt zu versuchen, hat zwei Nachteile: 1) versautes T-Shirt, 2) versaute Schultern, denn ich habe mich in meinem frühmorgendlichen Leichtsinn für ein ärmelloses Teil entschieden. Das wiederum führt dazu, dass ich gegen High Noon dann halloween-gespenstergleich mit dem weißen Sarong über meinen Schultern herumlaufe,. Ich habe nur Augen für die Wahnsinnsgegend, die Wahnsinnsausblicke und alles andere ist mir ganz wunderbar egal.
Weniger egal ist es jedoch, dass die Wanderung auf dem ausgeschilderten Teil zwar wunderschöne Blicke auf Oper und Harbour Bridge und den ganzen Sydney Harbour eröffnet, aber jede Menge falsche Abzweigungsmöglichkeiten bietet. Es geht bergauf und bergab, raue, hohe Steintreppen, steile kleine Felsvorsprünge und alles, was das hiesige Treppenschlageprogramm sonst noch drauf hat. Manche dieser wunderbaren Treppenkonstruktionen bin ich gewiss drei Mal raufgeklettert, bevor ich kapiert habe, dass es irgendwie doch unten weitergehen muss. Da noch Ferienzeit ist, sind die netten Strände (ich komme endlich mal auch am Milk Beach vorbei, den ich schon lange sehen wollte, weil er Geheimtipp ist) ziemlich überfüllt. Zugegeben, beim kleinen Milk Beach keine Kunst. Beim Nielsen Park, wo ich erschöpft im Cafe auf ein very late brekky einkehre, geht es in der Shark Bay eher zu wie im Gänsehäufel am ersten Ferientag. Umso idyllischer ist der Rest der Strecke, bis ich 20 Minuten vor der Rose Bay wieder auf der Schnellstraße lande, mich auch nicht mehr gegen das Handy auflehne und mich klitschnass zur Fähre schleppe, die mich zurück nach Watsons Bay bringt. In Bondi Beach gibt es zur Belohnung ein Ben & Jerrys Fudge Brownie Sundae – wenn mein Mitbewohner mit solchen Eismengen solche Muskeln aufbaut, habe ich vielleicht bisher einfach nur meine Ernährung einfach falsch angesetzt 😉
In der ärgsten Nachmittagshitze folgt nun noch eine Übersetzungseinheit. Und dann? Ich werde sehen… das habe ich geschrieben, bevor meine treppengeplagten Beine den Dienst für heute versagt und mich gezwungen haben, zum Abendessen erneut ein getoastetes English muffin mit Dosentunfisch zu essen. Sommerspritzer und Musik vom iPad trösten mich über die kulinarische Tristesse hinweg, erinnern mich aber an weitere zu lösende texhnische Probleme. Frau schafft es wieder einmal nicht, den Fernseher einzuschalten, und das nicht nur, weil die Tasten staub- und grindverklebt sind. Und eine App zum Schrittezählen – am besten nachträglich – hätte ich auch gerne. Wo ist der Cheftechniker, wenn man ihn braucht? Als ob heute das Wegsuchen und -finden alleine nicht schon schwierig und schweißtreibend gewesen wäre….
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