sydnEySCAPE 2017: Ein Versuch über eine Routine und more Improvising and Adapting

Dienstag, 17.1.2017 – Ein Versuch über eine Routine
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Es scheint, als ob ich mich langsam einfinde, meine Seele endlich auch langsam ankommt oder, um mit den in seinem Buch geschriebenen Worten meines Flatmate Paul zu sprechen, nach der Phase „Improvise“ jetzt die Phase „Adapt“ angefangen hätte. (Bemerkenswert finde ich an dem Ansatz insbesondere, dass es keine Phase „Comprehend“ gibt, die ja bei mir und in meinem Umfeld weiter verbreitet zu sein scheint als alle anderen Phasen.)

Konkret sieht das Adapt und Einfinden so aus, dass ich nun zum Tagebuchwerkeln einfach frühmorgens an den Strand gehe, mir ein Frühstück besorge und die Ruhe auskoste, bevor ich das Tagebuch (gefühlte 10 kg bereits nach 3 Tagen) wieder nach Hause trage (sonst würde es ja ein Tragebuch), um dann etwas leichtfüßiger meiner Wege zu gehen. Dabei kommt man an einer öffentlichen WC-Anlage vorbei, die gleich nach Sonnenaufgang, wie ich nun weiß, frisch geputzt auf Gäste wartet, die sich mit dem shared bathroom in ihrer WG nicht so recht anfreunden können. Dass das Putzen hier so aussieht, dass alles triefend nass ist – nicht nur der Boden, sondern auch Wände, Türen und WC selbst – ist gewöhnungsbedürftig aber nicht unpraktisch 😉

Nach dem Frühstück in der Sonoma Bakery und der Tagebucheinheit hole ich also mein Paar Turnschuhe und mache mich gegen 8 Uhr auf meine erste Wanderung – den wie immer traumhaften Coastal Walk von Bondi nach Coogee. Bereits nach 15 Minuten bin ich schweißgebadet und freue mich riesig über eine meiner monumentalsten Lebensweisheiten. Die heutige besagt, bei zu erwartenden Temperaturen von mehr als 25 Grad never ever, niemals und um keinen Preis ein frisches T-Shirt zu vergeuden. Es röche nach 15 Minuten genauso wie das, das bereits 3 Tage im Einsatz war. Dadurch erübrigt sich auch ein weiteres Selfie, denn es sähe genauso aus wie das des ersten Tages 😉

Der Weg ist fantastisch wie immer, das Licht frühmorgens total schön und die Umleitung mitten durch den Waverley Cemetery, den, wie ich finde, schönsten Friedhof der Welt, ein besonders schräges Erlebnis, wenn einem die Leute mit Surfboard in der Hand am Wanderweg durch den Friedhof begegnen. Der Küstenweg ist hier nach Unwettern beschädigt und kann derzeit nicht begangen werden.

In Bronte, etwa auf halber Strecke, ähnle ich bereits einem sehr nassen Mopp (und damit meine ich nicht nur das Haar, das sich unter der Mütze zu einer wenn auch farblich harmlosen Variante von feucht gewordener Zuckerwatte zusammenkräuselt). Der Anblick des ebenfalls nach den Unwettern neu renovierten Rockpools von Bronte verleitet mich zu einem ungeplanten „Dip“ ins Wasser. Badezeug habe ich ja mit, allerdings kein Handtuch, sondern nur einen dünnen Sarong, aber egal. Hinein mit mir! Wobei die Tatsache, dass es sich um einen vom Ozean gespeisten Rockpool handelt, dann doch wieder unerwartet ist und neben einer wunderbaren Abkühlung auch eher unschöne Gänsehaut hervorbringt.

Gegen Mittag komme ich in Coogee an, wo ich mich mit einer Iced Chocolate vom Coogee Pavilion und einer Strandpause erhole. Dann geht es mit dem Bus über Bondi Junction und einem Abstecher ins angenehm klimatisierte Westfield Shopping Center nach Hause. Am Hauseingang treffe ich Paul, der gerade loszieht. Gutes Timing, denn so erfahre ich, dass er über Nacht in Adelaide sein wird, und das heißt für mich sturmfreie Bastelbude! Jetzt sitze ich also nachmittags, um der ärgsten Hitze zu entkommen, mit Blick aufs Meer im Wohnzimmer, höre Musik (bis das Gerät – wegen meinem Mitgesang? – ein mir nicht bekanntes Passwort verlangt), trinke einen Sommerspritzer und befinde erstmals hier: Life is good. Das Improvise ist dem Adapt gewichen, und Overcome wird hoffentlich nicht nötig sein. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch meinen Knien, die diesen Wanderweg noch nie so schmerzfrei bewältigt haben wie diesmal. 2013 konnte ich die unzähligen Stufen kaum rauf- oder runterklettern, heute bin ich einfach nur müde. Und die Frage, warum ich am Anfang von unerwarteten und ungewohnten Situationen immer so fremdle und herumzicke, werde ich versuchen, ein anderes Mal zu lösen. Improvise, Baby! Das ist ja eigentlich eine meiner Kernkompetenzen….

P.S. Jetzt musste ich den Laptop nochmal hochfahren, um eine ungünstige Entwicklung festzuhalten – von wegen sturmfreie Bastelbude! Gerade kam die Vermieterin Cate herein, mehrere Berge Wäsche in der Hand, die sie jetzt hier wäscht, und im Gespräch erfuhr ich, dass sie auch hier schläft – auf dem Wohnzimmersofa, auf dem ich gerne ab 5 Uhr morgens auf den Sonnenaufgang warte. Aber angeblich steht sie schon um 4:30 Uhr auf. Ob das beser ist? Jedenfalls teilen wir uns jetzt also das Bad zu dritt – gut, dass ich die öffentlichen WCs vor dem Haus entdeckt habe und der Sonnenuntergang vom Strand aus eh schöner ist als vom Wohnzimmersofa aus und das Basteln auswärts in abgespeckter Form auch machbar ist. Nur gut, dass ich aus einem nicht näher erklärlichen Instinkt heraus die Bastelsachen nach einem ersten kleinen Anbasteln weggeräumt hatte – genau 5 Minuten, bevor Cate kam. Eine Peinlichkeit weniger schadet auch nicht 😉 Somit ergibt sich also eine neue Chance auf Imrpovise & Adapt. bin ich nicht wunderbar lernfähig?

Beim Abendspaziergang finde ich schließlich noch den Cache des Tages, nachdem ich mittags in Coogee erneut an einem Cache gescheitert war, den wir bereits in den Vorjahren erfolglos versucht hatten – dabei hatte ich heute eine so gute Idee, wo er sein hätte können… Zum Abschluss des Tages kehre ich im Beach Burritos auf das Tuesday Special ein und habe danach das nur mehr grenzwertig angenehme Gefühl, heute insgesamt einen Weitwanderweg bewältigt zu haben.

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