sydnEySCAPE 2017: Die Suche geht weiter

Montag, 16.1.2017 – Die Suche geht weiter
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Die Suche geht weiter – nach dem Reisegesicht, dem guten Schlaf, dem Entdeckergeist und sonstigen treuen Reisebegleitern, die ich derzeit (noch) schmerzlich vermisse. Der Jetlag hält mich ebenso wach wie das Husten meines Flatmate Paul, und um 5 Uhr morgens gebe ich auf und setze mich ins Wohnzimmer und schaue dem Himmel zu, wie er sich bereit macht für den Sonnenaufgang, esse zwei Scheiben Brioche mit Erdbeermarmelade von Aldi und beherzige mehrere Weisheiten. 1) Aus Erfahrung weiß ich, dass es in Reisekrisenphasen am besten ist, Neuland zu betreten, statt melancholische ausgetretene Pfade zu beschreiten, was dazu führt, dass ich einen Ausflug nach La Perouse mache. 2) Meine liebe Freundin C. riet mir, mein Tagebuch mit Zubehör doch an einen hübschen Platz mitzunehmen und es dort zu schreiben, wenn ich in meinem Apartment irgendwie nicht so recht will und kann. Dieser Plan ist wunderbar, hat nur zwei kleine Fehler: bei Wind lassen sich kleine Papierschnipsel nur sehr schwer unter Kontrolle halten und das Tagebuch hat ein auf der sonnenverbrannten Schulter doppelt gefühltes Gewicht, als es ohnehin schon hat. Trotzdem: guter Plan, nur an der Windstille müssen wir noch arbeiten, was aber gleichzeitig auch gut gegen die Dauerkopfschmerzen wäre.

La Perouse ist mit zwei Bussen in 1,5 Stunden erreicht und eine echte Oase. Der dort gelegene Botany Bay National Park bietet tolle Strände, bloß die Insel, die ich wie vom Timeout Magazine empfohlen über eine kleine Holzbrücke erwandern will, um dort eines der zahlreichen Cafes mit Meerblick aufzusuchen, steht nur bei Touren zur Besichtigung frei – und Cafes gibt es dort auch keine. Kleines Missverständnis, hm. Ich flaniere dennoch an den Stränden herum, erlege einen Cache und fahre dann schon sehr hungrig, weil die beiden Festlandcafes, die geöffnet haben, Fish & Chips-Läden sind, deren Fett etwa mein Alter auf dem fetttriefenden Buckel haben dürfte, zurück Richtung Stadt. Am Rückweg stelle ich fest, dass der Bus in die Richtung von Surry Hills fährt, wo ich einen Groupon-Gutschein habe. Also hinausgehüpft, hingelatscht und gestaunt: ein supernettes japanisch-australisches Cafe gleich bei der Central Station, also nicht gerade der Supergegend, erwartet mich mit einem fantastischen japanisch inspirierten Pork Belly Burger mit Kimchi und allerlei exotischen Zutaten, die ich nicht benennen kann, mich aber sehr verzücken. Auch die heiße Schokolade im Haven Tailoring Coffee Joyously Cafe ist etwas ganz Besonderes und wird mit Cocoa Nibs on top serviert. Hier könnte ich sogar ohne Gutschein nochmal herkommen, echt eine kulinarische Bereicherung.

Bereichernd für die Schrittzahl des Tages wird dann auch der Latscher in mein Lieblingsbuchgeschäft Dymocks, wo ich ausgiebig stöbere. Dann noch zur Touristeninfo in The Rocks, um mich mit Prospektmaterial zu bewaffnen, was aber durch eine massive Verkleinerung dieser Institution eher mickrig ausfällt. Der Schlaf hat mich mittlerweile fest im Griff – drei schlecht geschlafene Nächte sind einfach zu viel, v.a. in Kombination mit der Hitze hier im Freien und den Gefrierschranktemperaturen in den Bussen. Also fahre ich heim und mache mit Blick aufs Meer eine Wohzimmersiesta.Diese fällt allerdings reichlich kurz aus, da Paul auch frühzeitig heimkommt und sich hustend und krank zurückzieht. Aber immerhin: er spricht sogar ein paar Worte mit mir. Ich räume hiermit also das Feld und schnappe mir ein Buch – ich gebs zu, sein Buch, das ich mir heute aus Interesse gekauft habe – und werde es weiter verschlingen. Es ist wirklich gut geschrieben und so spannend, dass ich auf der Busheimfahrt fast meine Station verpasst hätte. Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich mich nicht verplappere. Denn als er mich etwa fragt, ob das meine Milch sei, die er in der Früh getrunken hat, rutscht mir fast heraus: „Oh I thought you were lactose-intolerant“, weil ich das gerade in seinem Buch gelesen habe. Sein Motto gefällt mir jedenfalls weiterhin: Improvise, Adapt, Overcome. Das kann doch nicht so schwierig sein, wenn er es mit seinem Schicksal geschafft hat…

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