Ein seltsam grauer Tag ist dieser Mittwoch. Meine Knie begehren nun doch auf und ich weiß nicht so recht etwas mit mir anzufangen. Gut, dass ich auf ein umfassendes und mir in jahrelanger, harter Arbeit erworbenes Anti-Grumpy-Andi-Repertoire zurückgreifen kann. Die Erfolgsrezepte bei Missstimmung auf Reisen lauten: When in doubt, go out. Konkret heißt das: Besuchen von mindestens einem, besser noch mehreren Buchläden (dabei entdecke ich den ganz entzückenden neuen Buchladen Harry Hartog im Westfield Shopping Center, in dem ein Teil der Bücher in einem Segelboot ausgestellt ist). So ein Segelboot als Möbelstück könnte mir auch gefallen…
Auch nie schaden kann der Besuch von typischen Läden wie Target, in denen man von Gewand bis Haushaltskram alles bekommt. Hier kommt der Programmpunkt „Fröhlichkeit“ ins Spiel, denn wie schon so oft auf Reisen in Australien kann ich hier ganz wunderbar mein Sortiment an fröhlicher Unterwäsche günstig aufstocken. Und weil heute ein grauer Mittwoch ist und die gesamte Unterwäsche um 40% reduziert ist, gibt es dazu eine Notfallsration „Cadbury Caramel“. Dass ein solch schlichter Einkauf das Gemüt so erfreuen kann, mag bedenklich sein, aber egal .- whatever does the trick.
Weiters bewährt hat sich der Besuch diverser Märkte, was an diesem Mittwoch mit dem nur sehr kleinen Mischmaschmarkt in Bondi Junction leider keine rechte Wirkung zeigen will. Dann wäre da noch der Programmpunkt Gischtschauen, der sich aber heute, da ich irgendwie in die City drifte, nicht so richtig anbietet. Der nötige blaue Himmel dafür fehlt dafür ebenso wie ein leicht genervter Partner nach meinem 28. „Schaumal!“
Ich löse in Asiatown einen Groupon für ein vietnamesisches Banh mi-Sandwich ein, grinse beim Gedanken, dass ich nun seit Stunden mit einigen neuen Unterwäscheteilen in der Tasche herumflaniere, und mache mich auf die Suche nach einem nahe gelegenen Cache. Erfolg! Beim zweiten Cache wird es schwieriger: unter einer von drei Parkbänken muss er sein. Trotz aller Verrenkversuche, die ich wie Stretching aussehen lassen möchte, kann ich ihn nicht finden. Die vielen Muggels ignorieren mich zwar, weil sie mit ihren Lunch Break-Fitnesseinheiten beschäftigt sind, aber der Parkstaubsauger sieht mich doch etwas befremdet an. Na gut, dann nicht. Ein zweiter Cache geht mir relativ schnell von der Hand, doch dann, der dritte – er will und will nicht. Bis ich dahinterkomme, dass man in eine total schräge Unterführung (den Cahill Underpass) in die „Unterwelt“ muss, wo interessante Wandgemälde und -skulpturen ein gutes und sehr fotogenes Versteck abgeben. Auf einem endlos langen Förderband kommt man schließlich relativ city-nah wieder ans Tageslicht. Was nun? Ich habe das vage Gefühl, dass ganz in der Nähe die wunderbare Flour & Stone Bakery sein muss, was für einen völlig orientierungslosen Menschen wie mich insofern beachtlich ist, als ich tatsächlich Recht habe. Und so wie schon im Vorjahr mit Max wird hier eingekehrt: der beste Raspberry Chocolate Buttermilk Cake kommt wohl aus dieser Küche und leistet einen weiteren Beitrag zu diesem verkorksten Tag. Die Tatsache, dass auf orf.at von einer Hitzewelle berichtet wird, irritiert mich – es hat gerade mal 21-26 Grad und daran soll sich die nächsten 5 Tage auch nichts ändern. Nur die orf-Meldung über die Fülle an Bluebottle-Quallen stimmt tatsächlich, wie der gestrige Blog-Eintrag beweist.
Dann flaniere ich am Rand des Botanischen Gartens vorbei bis zur Oper und stelle fest, dass die Vorbereitungen für das Chinesische Neujahr, das in wenigen Tagen beginnt, schon voll im Laufen sind und dass ich schon wieder unheimlich viel gegangen sein muss. Als mein Blick auf mein Handy mit dem neuen Hintergrundbild von Frangipaniblüten fällt, denke ich: wie hübsch, dieses rote Herzchen mitten in der Blüte! Und da fällt mir endlich ein, dass ich ja ohnehin eine Fit-App mit Schrittzähler am Handy habe – genau diese mit dem roten Herzerl, die ich seit Tagen vergeblich gesucht habe.
Zuhause angekommen dann das absolut unerwartete Highlight des Tages: ein Seelöwe direkt in der Bucht von Bondi, quasi vom Wohnzimmerfenster aus zu sehen, wenn auch nicht zu fotografieren. Wow!
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