Nachdem ich gestern so müde war, dass ich bereits gegen 20 Uhr zum ersten Mal eingeschlafen bin und auch null Geist für Geselligkeit mit Cates buntem Trupp an Gästen hatte, war ich heute schon um 5:30 Uhr wach. Und sehe einen wunderbar orangen Himmel, der natürlich nicht unbeobachtet bleiben darf. Dementsprechend bin ich um 7 Uhr auch schon unterwegs: Es soll heute 38 Grad und am späten Nachmittag Gewitter geben. Da das mit den Zeitangaben hier weder bei den Bussen noch bei den Gewittern so genau ist, gehe ich auf Nummer Sicher und ziehe früh los, um der ärgsten Hitze und dem ärgsten Regen zu entkommen. Noch einmal will ich den Coastal Walk nach Coogee gehen, der von Manly aus dann nur sehr mühsam zu erreichen ist, hier aber direkt vor der Haustür beginnt. Es ist unglaublich schwül, und anfangs auch total bedeckt. In Bronte, wo ich eigentlich in den Pool springen wollte, verlässt mich angesichts der riesigen Wellen der Mut. In Coogee angekommen zeigt der Himmel ein paar blaue Fleckerl und ich brauche dringend Abkühlung. Die Wylies Baths sind mir vom letzten Jahr in bester Erinnerung und liegen am Südende von Coogee, wie praktisch. Zu meiner großen Verwunderung sind dort kaum Leute im Wasser, obwohl es unglaublich heiß ist. Die simple Erklärung: jede Menge Bluebottle-Quallen, die wegen der derzeitigen Hitzewelle besonders weit verbreitet sind.
Ich frage eine Dame, was man denn tut, wenn man wirklich erwischt wird. Ihre lapidare Antwort: You just don’t get stung by one! Es muss mörderisch schmerzen und wenn man auf das Gift allergisch ist, kann das böse ausgehen. Just watch out for them!
Das tue ich dann auch, doch ich kann beim besten Willen keine sehen, auch wenn andere Leute schon darauf zeigen. Um eine kurze Abkühlung komme ich aber nicht herum, also bewege ich mich nur dort im Wasser, wo auch andere Menschen sind. So wie ich Mofa und Fahrrad daheim immer dort parke, wo ich hoffe, dass andere, interessantere Modelle zuerst gestohlen werden, gehe ich auch hier vor und suche mir immer ein Plätzchen hinter jemand anderem. Lange gehe ich das Risiko nicht ein, doch bereits 20 Minuten später ist mir wieder so heiß, dass ich mich gern nochmal abkühlen möchte. Da kommt mir eine andere Dame entgegen, die sich auf beide Oberarme Eisbeutel presst und kein sehr glückliches Gesicht macht. Eine oder mehrere Quallen haben sie attackiert. Trotzdem muss ich einmal noch im Bankräuberstil kurz hinein – schauen, ob eh keine da ist, dann schnell hinein und schnell wieder abhauen, in diesem Fall am besten ohne Beute. Dermaßen runtergekühlt ist dann Zeit für ein nettes Brekky bei Little Jack Horner. Was nun? Es ist schon sehr gewittrig, also beschließe ich spontan, mit dem Bus über Randwick heimzufahren, um dort noch ein paar empfohlene Läden abzuklappern. Im Gespräch mit einer Verkäuferin stelle ich fest, dass es hier derzeit rund 50 Grad mehr hat als in Österreich und finde das durchaus erhebend und bemerkenswert.
Gegen 14 Uhr ist dann Zeit für eine Siesta zuhause: Ich habe die Ehre, mit Paul ein paar Sätze sprechen zu dürfen, der auch gerade heimkommt, wasche Wäsche und wünsche mir das Gewitter fast herbei. Es ist total bedeckt, hat um die 35 Grad und gefühlte 227 % Luftfeuchtigkeit und obwohl jetzt ein ordentlicher Wind aufgekommen ist und alle Fenster im Apartment offen sind, steht die Luft im Wohnzimmer fest wie der Ayers Rock. Das Coca Cola, das ich am Heimweg mitgenommen habe, liegt noch immer lauwarm im Tiefkühler – die Wäsche ist schneller gewaschen als das Cola gekühlt. Mein Zimmer bereichere ich durch Extra-Luftfeuchtigkeit, denn ich befinde, dass ich meine Unterwäsche lieber im eigenen Zimmer trockne, was den seltsamen, wenn auch überwiegend staubigen Knäufen an manchen Dekogegenständen endlich eine Existenzberechtigung gibt, das Styling meines Zimmers allerdings nicht gerade in höchste Höhen hebt. Der Rest des Tages? Mal sehen.
Und so sieht er dann aus: ich beschließe, mit dem Tagebuch loszuziehen und mir ein windstilles Plätzchen zu suchen. Doch was ich finde, ist Nieselregen. Viel Nieselregen, was ir ja bei lauem Sommerregen egal ist, aber doch nicht meinen Papierschnipseln. Ich kehre schließlich wo ein, klebe und schneide ein bisschen und gehe dann durch richtigen Regen heim. Denke ich zumindest. Aber was richtiger Regen ist, erfahre ich glücklicherweise erst zuhause im Apartment, als es dermaßen zu gießen beginnt, dass es das Wasser bis in das Wohnzimmer hereinpeitscht. Good timing. Again. Und das fint mir Gelegenheit, das zweite Buch dieses Urlaubs (falsches Wort, aber was ist das richtige?) auszulesen – nach Pauls Buch „No Time for Fear“ nun auch „The Girl on the Train“ von Paula Hawkins. Das nächste wartet schon.
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