sydnEySCAPE 2017: A social house, a day as a local and some Sunday soul-searching

Sonntag, 22.1.2017 – A social house, a day as a local and some soul-searching
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Heute ist ein komischer Tag. Nicht, weil es mir gestern Abend nicht gelungen ist, die Abfahrt auf der Streif live zu streamen, für die ich eigentlich eh schon viel zu müde war, nicht weil es hier im Apartment heute rund gehen wird (Cates Aussage „It’s a very social house“ ist eigentlich eine wunderschöne Betrachtungsweise für etwas, was mir einfach nicht geläufig ist), nicht weil WG-Kollege Paul weiterhin sehr seltsam mir gegenüber ist, sondern einfach, weil Sonntag ist. Und Sonntag als Single ist das Schlimmste. Überall Familien, Pärchen, Gruppen – mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Man geht mit sich selbst im Kreis und sich selbst auf den Geist .- anstatt (mit) jemand anderem. Wie auch immer. Spontan beschließe ich, Tagebuch und Buch in die nächste Bucht zu spazieren, um dort – in Tamarama – die Morgensonne auf meinen winterfahlen Teint scheinen zu lassen.

Der viertelstündige Spazierweg entlang der Küste erstreckt sich bei mir allerdings über mindestens 45 Minuten, denn Stehen, Schauen, Fotografieren und über das Leben Nachdenken dauert seine Zeit. Die weiße Gischt über dem Icebergs Pool erinnert heute fast ein wenig an Schnee und Eis. Winterflucht hat schon etwas, wenn auch das alleine Flüchten sich diesmal irgendwie seltsam anfühlt, vielleicht weil ich nicht nur einfach „vorfahre“. Am Tama Kiosk gibt es kühle Smoothies, aber kaum mehr Schatten. Als es gegen 9:30 Uhr definitiv zu heiß wird, kehre ich zurück, stoppe ich beim Apartment, lege Tagebuch & Co ab und spaziere wie ein Local durch Bondi – über den Markt (hübsche blaue Kette), neue (blaue) Flipflops, spätes Frühstück im Parida (köstlicher whipped feta mit chorizo croquettes und potato rosti, die allerdings in kleiner Kugelform serviert werden und mit einem Rösti nicht viel gemeinsam haben) und lande dann unter einer Norfolk Pine im Schatten, wo ich nochmal eine Runde lese, bevor ich ins kühle Apartment zurückkehre. Sehr uneventful, aber irgendwie auch entspannend.

Und das Soulsearching? Das Gefühl, in ein paar Tagen Apartment zu wechseln, ist zwiespältig: einerseits liebe ich den traumhaften Ausblick hier und das permanente Meeresrauschen und auch die theoretisch mögliche Geselligkeit. Andererseits freue ich mich schon sehr auf ein eigenes Apartment, in dem man ungestört tun, lassen und liegen lassen kann, was man will, wenn auch ohne Meeresrauschen und ohne Ausblick. Warum ist Veränderung so schwierig? Ist das eine Altersfrage? Bin ich zu alt für das Alleinereisen oder für Umstellungen jeglicher Alter oder ist die österreichische, wenig adventurous-orientierte Mentalität einfach ein angeborenes Hindernis? Oder sollte ich gar langsam zum Reisen überhaupt werden? Wäre es in einer wildfremden Stadt leichter oder schwerer? Wie würde ich mich gerne neu erfinden? Solche Fragen an einem ohnehin schon schwermütigen Sonntag sind Strafverschärfung – da hat man es nicht leicht mit sich … oder aber die Chance, tatsächlich an ein paar Rädchen zu drehen. Eines der großen Probleme dabei: wie bei vielen Gerätschaften habe ich auch bei mir selbst nicht die leiseste Ahnung, wo welche Rädchen sitzen und wie man diese optimal tunen könnte. Und Bedienungsanleitung für mich habe ich auch keine zur Hand, was das Problem erschwert – oder auch nicht, denn ich würde sie ohnehin a) nicht lesen und b) nicht verstehen. Sachdienliche Hinweise dazu, wer ich gerne sein möchte und wie ich diese werden könnte, werden wie immer gerne entgegengenommen.

Nach einer kurzen Pause reicht es mir am Nachmittag dann doch mit dem Leben als „local“, denn am Sonntag ist in Bondi Beach einfach viel zu viel los. Ich fahre in die City, besuche die Ken Done Gallery und den Rocks Market, ergattere ein paar hübsche Kleinigkeiten und Inspirationen und finde dann sogar 2 von 3 Caches. Zurück im „social house“ finde ich wieder einen neuen Menschen vor, doch Cate verzieht sich mit ihr dann ins heute leer stehende Apartment nebenan, das ansonsten auch vermietet wird. Ein interessantes Lebenskonzept, so ohne festes Bett und eigene Ecke – immer on the go. Und ich? Wie sagte Gery Seidl so schön über die großen Fragen der Menschheit: Woher komme ich, wohin gehe ich und was mache ich dazwischen? Genau das ist mein Sonntag hier und heute.

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