99 Skulpturen und ein „natural masterpiece“

In der Nacht schüttet es, dass wir keinerlei Zweifel an der Wettervorhersage "90% chance of rain" für den heutigen Dienstag haben. Gut, wenn man sich auf irgendetwas verlassen kann. Doch es kommt wieder einmal anders, und weil wir nicht so sind, freuen wir uns in der Früh einfach über die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts und darüber, dass der Regen aufgehört hat und der Himmel sich auf ein gelangweiltes, aber immerhin trockenes Grau reduziert hat. Zuerst stehen Erledigungen an; die gestern kaputt gegangene Kamera muss ersetzt werden, was im nahe gelegenen Shopping Center einfach und sehr günstig möglich ist. Erster kleiner Denkfehler: die Kamera ist zwar das Nachfolgemodell meiner kaputten, doch meine Akkus passen nicht. Und weit und breit werden hier keine passenden Ersatzakkus zum Wechseln verkauft, so etwas legt sich niemand auf Lager, sagt man uns. Zweiter kleiner Denkfehler: Weil wir nicht daran gedacht haben, dass der neue Akku ja unaufgeladen kommen wird, haben wir die alten Akkus meiner Kamera nicht mehr aufgeladen, was bedeutet, dass ich den ganzen Tag mit einer halbkaputten Kamera mit zwei fast leeren Akkus unterwegs bin. Diese entladen sich auch irre schnell, weil man die Kamera ja nicht mehr ausschalten kann, sondern sie maximal in den Stromsparmodus wechselt. Zu doof, insbesondere, wo es den Anschein hat, als ob der Himmel sich doch von einer blauen Seite zeigen möchte. Zur Sicherheit, man weiß ja nie, kaufen wir uns auch das wunderschöne Bettzeug, das wir gestern ebenda entdeckt haben. Kleine Überraschung: heute ist es um 30% vergünstigt! Wir sind also vielleicht die ersten Wohnmobilreisenden, die mit eigenem Luxusbettzeug unterwegs sind, auch wenn wir dieses natürlich nicht verwenden werden. Dafür ist es viel zu schade! Und in Wien müssen wir erst passend große Decken auftreiben, aber so eine kleine Herausforderung könnte den Heimkehrschock verringern.

Nach einem erfolglosen Akkubesorgeversuch fahren wir zum Fähranleger in Devonport, finden gerade noch rechtzeitig vor Fährenabfahrt einen Parkplatz (ja, mein Liebster, wer fragt, gewinnt manchmal und erhält den rettenden Tipp, wo man denn noch legal parken könnte!) und setzen dann nach Waiheke (sprich: Weihiki) über. Dort gibt es einen traumhaften Bushwalk, der derzeit – alle 2 Jahre im Februar – durch einen "sculpture walk" bereichert wird. Türkises Meer, wahnsinnig schöne Vegetation, weniger schöne weil meniskusfeindliche Steigungen, tolle Ausblicke, blauer Himmel – es ist wunderbar hier und plötzlich wissen wir wieder, warum wir nach Neuseeland gefahren sind. Auch wenn wir die Hälfte der Fotos heute mit Mäxchens Handykamera machen müssen, die kein Zoom hat, bin ich begeistert. Daran kann auch der irre Sturm nichts ändern. Überhaupt bezieht sich meine Begeisterung weniger auf die Skulpturen als auf das Gesamterlebnis. Am Ende des Walks stehen wir ein wenig ratlos herum, denn wir würden gerne den Hauptort der Insel, das Oneroa Village besuchen, doch der Busfahrplan scheint eher belanglos hingewürfelt. Während wir noch überlegen, ob wir weitere 30 Minuten wandern wollen, und wenn ja, in welche Richtung, spricht uns eine ältere Dame an und fragt, wo wir hinmöchten. Sie fährt nämlich in den Ort und nimmt uns gerne mit! Schau, schau, so einfach kann es gehen, wenn man nur ein wenig ratlos schaut und sich traut, das auch zuzugeben. In Oneroa gibt es einen Salat-Lunch mit Ausblick auf den Strand bei "Wai" und danach eine Pause am Strand, ehe wir zu Fuß zur Fähre zurückgehen. Endlich ein richtig schöner Tag in Neuseeland! Außerdem habe ich der netten Dame, einer "Waihekean" (sprich "Weihikiän") auch gleich einen Geheimtipp für unsere weitere Reise auf der Nordinsel entlockt. Brav notiere ich alles, was sie mir diktiert (war sie einmal Lehrerin?), und wir sind gespannt, ob es dort wirklich so toll ist und man dort wirklich einen "Freedom Spot" vorfindet, auf dem man "freedom parken" kann. So heißen scheinbar Stellplätze, wo man auch außerhalb von Campingplätzen übernachten darf.

Das Tüpfelchen auf dem i ist heute das "Geschenk" von unserem Profifotografen und Vermieter Richard. Denn nachdem er uns alle unsere Fotos vom vorgestrigen Shooting gezeigt hat, dürfen wir eines aussuchen und nicht nur als Print behalten, sondern sogar als Datei! Leider hat das Wetter ja nicht so mitgespielt, der Sturm hat die Haare und das Top verblasen und die Muffins das T-Shirt auf manchen Fotos in unglückliche Falten gelegt. Aber wir freuen uns riesig; wer weiß, wofür wir diese Fotos noch brauchen können…

Hier also "A Natural Masterpiece" by RIchard Leonard.

Oben: Vor der Überfahrt auf die Insel Waiheke muss man sicherstellen, dass man saubere Schuhe hat und keine fremden Partikel einführt, und die Taschen checken, damit man ja keine Mäuse oder Ameisen auf die Insel einführt!
Oben: Sehr kühl auf der Fähre zurück nach Devonport/Auckland
Unten: Die entzückenden Häuschen in Devonport
 

 


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