99 Kochbücher und ein Foto-Shooting

Sonntag in Auckland. Noch haben wir aus den Fehlern der ersten Tage nicht gelernt, zumindest nicht genug. Noch immer glauben wir, dass da, wo in großen, bunten Lettern "market" drauf steht, auch ein Markt drinnen ist – nach Sydney-Art vorzugsweise. Auch der Takapuna Sunday Market (Highlight neben Lacken, Socken und Gemüse sind die bunten Gartendekoschuhe, wobei "Deko" hier ein eher hoch gegriffener Begriff ist) und der Devonpart Arts & Craft Market fallen eindeutig und sogar bei mir in die Kategorie "Reinfall". Na gut, wir haben ja in den letzten Tagen glücklicherweise auch noch andere Dinge gelernt. Etwa, dass das Cafe "Little and Friday" nicht nur freitags geöffnet hat und gar wunderbare Süßigkeiten bäckt. Diesmal gibt es für Max einen köstlichen, fruchtigen, saftigen und dennoch glutenfreien Orange Rosewater Cake und für mich einen ebenso köstlich-fruchtig-saftigen Lemon Coconut Cake. Ab 14 Uhr folgt bei mir dann eine Runde Spielen mit den vorgestern gekauften Kosmetikartikeln der Marke extrabillig. Da ich außer Mascara ja nur eine 7 cm kleine Minibürste mitführe, musste ich für den heutigen 16 Uhr-Termin aufrüsten. Da stehe ich dann also nun mit dem Concealer, der auch als Foundation herhalten muss, dem Lidschatten, der auch als Rouge herhalten muss und dem Lipstick, den ich anschließend auch für meine Tagebucharbeiten als Klebstoff verwenden kann, und versuche, aus dem natürlichen Urlaubsgesicht etwas einigermaßen Fototaugliches zu zaubern. Schwieriger aber gestaltet sich noch die Arbeit am ausgewachsenen, naturgelockten Haar, dem ich versuche, mit dem von der Vermieterin ausgeborgten Föhn so etwas wie einen bemühten Look zu verleihen. Doch alle Mühe ist umsonst, wie sich wenig später herausstellt. Denn unser Apartment, jetzt verrate ich es endlich, enthält das Angebot für ein kostenloses Foto-Shooting, das wir natürlich annehmen. Man weiß ja nie, wozu es gut ist. Irgendetwas lernt man ja doch immer. Unser einziger kleiner Denkfehler (oder war es doch eine ungenaue Formulierung im Inserat für das Apartment?) war, dass wir alle entstandenen Fotos dann kostenlos verwenden dürfen. Weit gefehlt! Unser Vermieter ist ein echter Profi-Fotograf mit ebensolchen Honoraren. Als Mieter steht uns seine Zeit für ein Shooting zu sowie ein Ausdruck von einem Motiv. Digital gibt es gar nichts kostenlos dazu.

Richard fährt mit uns in das Long Bay Marine Reserve, wo es zwischen Meer, alten Bäumen, Flussläufen etc. tolle Motive gibt. Leider nicht nur das. Es gibt nämlich auch einen wahnsinnig grauen Himmel und einen noch wahnsinnigeren Sturm, der alle meine Arbeiten am gelockten Haar in der sprichwörtlichen Windeseile verbläst. Nur das Makeup lässt er mir. Dennoch versuchen wir, Haare in den Mund, dafür aber aus der Stirn geweht, zu posen, wie uns Richard anweist. Und ich würde zu gerne hier nochmal alleine mit Max herkommen, um diese Motive "nachzustellen". Leider ist Max kein ganz so begabter Fotograf, wie seine heutigen Fotos von mir wieder einmal beweisen. Langsam fühle ich mich so "unscharf", wie ich auf den von Max gemachten Fotos aussehe. Aber auch egal. Viel gelernt heute, auch, welche T-Shirts sich im Wind aufblasen wie ein Spinnaker-Segel und welche anliegen wie eine zweite Haut ohne darunter liegendes Sixpack, wenngleich mit darunter liegendem Orange Rosewater oder Lemon Coconut Cake. Tja, man kann eben nicht alles im Leben haben, das hat mir ja meine Mama schon immer versucht zu erklären, aber in manchen Dingen bin ich eben unbelehrbar.

Und bei manchen Dingen geht das Konzept sogar auf, etwa in Sachen Kochbüchern, wo ich heute meine neuseeländische Kochbuchsammlung um zwei weitere Exemplare erweitere. Der "Booklover" in Takapuna mag klein sein, aber seine Kochbuchauswahl ist fein, und eine Instant-amazon-Recherche ergibt erneut, dass man all die tollen neuseeländischen Kochbücher nicht über amazon bestellen kann. Aber die New Zealand Post wird sie sicher gerne für mich nach Wien verschiffen! Was für mich Kochbücher, sind für Max Kaffees (auch wenn die zugegebenermaßen handlicher, leichter weil gar nicht verschiffbar – zumindest nicht im wörtlichen Sinn – und weitaus billiger sind, zumindest einzeln gesehen). Heute verliebt er sich in ein Kaffeemobil, das hinten eine vollständige Kaffeebar eingebaut hat. Ein neues Geschäftsmodell für Wien?

 

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