99 Mal gefremdelt und eine kulinarische Entdeckung

Gerade mal 47 Fotos habe ich heute geschossen, 38 davon von Motiven mit kulinarischem Bezug. Wer mich kennt, weiß: Da ist etwas faul. Stimmt: Wir sind es, wir sind faul, wir sind müde, wir sind unentschlossen, wir fremdeln. Wir sind in Auckland, wir sind in diesem urigen Apartment, aber irgendwie geht uns das neuseeländische Leben noch nicht richtig locker von der Hand. Jede Katze ist für mich zunächst ein Känguru, jeder Vogel ein Kookaburra, jedes Fleckchen blauer Himmel reinster queensländischer Hochsommer. Nur in Sachen Kulinarik können wir uns gut halten, denn die verhältnismäßig günstigen Preise machen uns das Innehalten in netten Lokalen viel leichter, als dies in Australien war. Das Wetter hingegen nennt man Sommer, aber ich empfinde es nicht so. Es ist zumeist bewölkt mir kleinen blitzblauen Fetzen Himmel, aber insbesondere ist es kühl. Mit meiner einzigen Weste (die andere, ursprünglich von Wien mitgebrachte befindet sich gerade in einer Kiste auf der Heimreise, da ich sie nicht mehr sehen konnte und sie sich bestens als Füllmaterial für die restlichen versendeten Dinge eignete) werde ich nicht weit kommen, befürchte ich. Und die drei ärmellosen T-Shirts, die ich mir vor den tornadoartigen Regenfällen in Queensland gekauft habe, werden hier wohl nur als "Unterhemden" dienen können. Und das wäre eine klare Niederlage. Ebenso wie das Herauskramen der Jeansjacke aus der Reisetasche. Also hütet die Jacke die Reisetasche und die ärmellosen T-Shirts hüten brav den Schrank und wünschen sich jeden Morgen mit mir ein paar Grade mehr. Es ist gut, in seinen ärmellosen T-Shirts zuverlässige Verbündete zu wissen! Wer kann das schon von sich behaupten?

Der Tag schleppt sich also eher ereignislos dahin. Am Vormittag (wir schlafen unglaublicherweise bis 8 Uhr und gehen erst um 10 Uhr aus dem Haus) habe ich noch eine Mission: ich habe gestern in einem Buchladen ein tolles Kochbuch namens "Little and Friday" entdeckt und festgestellt, dass dies a) wie so viele neuseeländische Kochbücher nicht über amazon erhältlich ist und b) eine kleine Bäckerei ist, die eine Mutter mit ihrer Tochter mit einem Minibudget ins Leben gerufen hat – in einem winzigen Lokal (Little), das nur freitags (Friday) geöffnet hatte. Mittlerweile gibt es zwei Lokale – eines ganz in unserer Nähe in Takapuna -, die sieben Tage die Woche geöffnet haben und köstliche süße und pikante Backwaren in einem rustikalen Shabby Chic-Ambiente anbieten, wie es mir gefällt. Der Baci Hazelnut Cake ist zudem glutenfrei, was ein gemeinsames Frühstück mit Max ermöglicht. (Die roten Gummitieren auf dem Foto bekommt man übrigens, damit das Servierpersonal weiß, wem etwa der "long black coffee" oder der "flat white" serviert werden soll.) Ansonsten besuchen wir Devonport, einen entzückenden Vorort mit hübschen Häuschen und Blick auf die Skyline von Auckland und noch hübscheren Straßenlokalen, wo uns mittags eine Salmon Filo Tart im Devonport Stone Oven anlacht. Und ich erfülle eine weitere selbst erlegte Aufgabe: ich besorge Makeup, einen Mini-Concealer als Foundation, Puder, Lipgloss und eine Rundbürste. Wozu? Das verrate ich euch in ein paar Tagen. Ich kann nur so viel sagen: Als ich der Verkäuferin erklärte, dass ich für einen "Notfall" all diese Dinge in extragünstig und extraklein benötige, da ich nur mit Mascara und einer 7cm kleinen Bürste reise, hat sie bestimmt die größten Augen gemacht, die in ganz Neuseeland jemals gesichtet wurden.

 


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