Wir haben quasi einen Tag ausgelassen und mit Autorückgabe in Brisbane (die Episode des Rauflaufens auf eine runterfahrende Rolltreppe nur weil wir oben frühstücken wollten, lasse ich an dieser Stelle aus), Flughafen Brisbane, um eine Stunde verspäteten Abflug und Flug sowie Ankunft in Auckland verbracht und sind der befürchteten Trinkwassernot in Folge der Tornados und Beschädigung einer Trinkwasseraufbereitungsanlage entkommen. Die letzten Tage haben dazu geführt, dass uns der Abschied nicht sehr schwer gefallen ist und wir uns vielmehr auf Neuseeland und ein paar halbgeruhsame Tage in einem Apartment freuen. Erster Weg am Flughafen Auckland: McDonalds – bei Air New Zealand, meiner früheren Lieblingsfluglinie, gibt es nur mehr lauwarmes Wasser, Tee und Kaffee, nicht mal eine lasche Nuss oder ein lauwarmes Coke. Zweiter Weg für Max: der Vodafone Shop für eine neuseeländische Datenkarte, für mich eine News Agency für eine neuseeländische Koch- bzw. Wohnzeitschrift. Dass einem der Magazine eine kostenlose Tafel Lindt-Schokolade beigelegt ist, schadet angesichts unseres ausgehungerten Zustands auch nicht. Dann ab ins Flughafenhotel (Kiwi Airport Hotel) und den Tag im Bett lümmelnd mit Zeitschriften, Prospekten, Reiseführern und natürlich Schokolade (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge) verbringen. Eine viel zu kurze Nacht später (3 Stunden Zeitverschiebung, sodass wir jetzt genau 12 Stunden vor Westeuropa sind) folgt ein schnelles Toastfrühstück im Hotel und ab zu Apollo, wo wir unseren Campervan abholen.
Und die Überraschung bei Apollo ist diesmal eine positive: das Fahrzeug ist superneu, superschick ausgestattet, gar nicht abgewohnt und einfach nur einladend schön – ganz anders als das letzte an der Ostküste Australiens, das kurz vor der Vermottung/Verrottung/Verfluchung stand. Statt Schlafsäcken gibt es kuschelige Decken, statt rauen Handtüchern roten Flausch, statt schmutzigen graugrünen Bankbezügen flotte beige-grüne Muster, die fast fröhlich machen. Dann folgt ein erster Bunkerstopp bei Woolworths, der hier Countdown heißt und sogar echt österreichisches Gösser-, Kaiser- und Zipferbier führt. Im Supermarkt gibt es auch schon die zweite erfreuliche Überraschung: nach den absolut unglaublich unvorstellbar unverschämt absurd hohen Preisen in Australien erscheint uns Neuseeland nicht nur wegen des besseren Wechselkurses wie ein Schlaraffenland. Wie billig uns Wien nach diesem Urlaub vorkommen wird, kann ich mir noch gar nicht ausmalen.
Danach düsen wir in das Stadtviertel Parnell mit seinen entzückenden Holzhäuschen, Läden und Lokalen und kehren im Domayn&Ayr auf ein Frühstück ein. Die Lonely Planet-Reiseführer mögen auf Backpacker ausgerichtet sein, ihre Lokaltipps sind jedoch fast immer top. Relaxtes Frühstück hin oder her: meine Seele hängt noch irgendwo in den Wolken zwischen Brisbane und Auckland, angesichts der fluglinienbedingten Unterversorgung stark ausgedörrt und kurz vor dem Hungertod. Der Körper ist ihr weit voraus – mindestens ein halbes Domayn-Frühstück und ein Banana Berry Smoothie. Dann geht es eine Runde zu Fuß durch die Stadt, wobei der Weg nicht nur lange, sondern auch sehr hügelig ist (so wie in Sydney hatte ich auch bei Auckland komplett vergessen und verdrängt, wie steil bergauf und bergab es in der ganzen Stadt geht). Ein Wiedersehen mit der Queen Street mit netten Geschäften, geschmackvollen Souvenirshops (ja, auch das gibt es!), dem netten Uni-Campus, dem traumhaften Albert Park mit jahrhundertealten Bäumen und mit dem Ferry Building mit Meerblick und den ersten Sonnenstrahlen des Tages beamen langsam auch die Seele herbei. Bei einem Yoghurt Raspberry Muffin von Muffin Break (eine Kette, die wir bei strömendem Regen in einem rettenden Shopping Center in Brisbane kennen gelernt haben), das ich auf einer Bank am Fährableger genieße, holt sie mich dann endlich ein (und beweist damit ihren hervorragenden Geschmack und ihr exzellentes Timing: Meerblick, Sonne und Muffin – wenn sie jetzt nicht bei Fuß gekommen wäre, hätte ich mich gar nicht mehr ausgekannt). Ich prüfe sie dennoch sicherheitshalber auf Herz und Nieren und stelle fest: ja, das ist meine Seele, die nehme ich wieder, ein bisschen angekratzt zwar, aber trotzdem die beste Seele, die ich mir so vorstellen kann. Wäre ja zu blöd, wenn ich versehentlich eine falsche Seele erwischt hätte und, sagen wir, jetzt zu den gestern am Flughafen gesehenen Plüschpatscherln der Marke (snoozies) greifen würde, gerne Bowling spielen lernen möchte oder mich dem Häkeldeckchenhäkeln zuwenden würde, oder, mindestens ebenso blöd, wenn ich plötzlich zur Stubenhockerin mutieren würde, deren urlaubstechnischer Horizont maximal von Vorder- bis nach Hinterstoder, Österreich, reichen würde.
Einigermaßen erleichtert, dass wir (die Seele und ich) uns wieder gefunden haben, schleppen Max und ich das müde und noch etwas jetlaggeplagte Gebein die 17 Hügel zum Auto zurück und fahren mit einem Zwischenstopp am Strand von Takapuna mit dem netten Beach Cafe zu unseren Vermietern in der Murray's Bay. Das Apartment ist entzückend (ich weiß, dieses Wort wird gerade ein wenig überstrapaziert), es ist ein "polehouse" auf Stelzen, das an ihr Wohnhaus angebaut ist und rundum von fern trees und anderem Grünzeug umgeben ist. Dass wir überlesen haben müssen, dass es hier nur eine Mikrowelle, aber keinen Herd gibt, spielt da fast keine Rolle. (Notfalls gehen wir zum vor dem Haus auf der Straße geparkten Camper und kochen darin, was sich aber auch seltsam anfühlen würde, das gebe ich schon zu. Das muss ich aber gleich revidieren, denn diese Mikrowelle hier hat eine Anleitung, der zufolge man meinen könnte, dass sie nicht nur selbsttätig mit Michelin-Stern kochen, sondern mindestens auch kleinere Marsmissionen steuern kann. Braucht man nur mehr jemanden, der diese Anleitung auch lesen möchte, aber da habe ich bereits jemandem im Visier, der das fast so gerne wie macht wie Sudoko-Lösen – die Ähnlichkeiten dieser beiden Aktivitäten sind schließlich nicht zu übersehen…)
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