99 Schmelztiegel und -töpfe und eine weltweite Innovation

99 Nachträge zu den ersten Eindrücken aus Hongkong….na ja, fast 99

Auch abgesehen von den Restaurants, Fastfood-Buden und Straßenlokalen ist Hongkong ein einziger, riesiger Schmelztiegel, der aber auch eine weltweite Innovation aufzuweisen scheint – einen Designer-Papiertaschentuch-Automaten, aus dem man rund 60 verschieden bedruckte Packungen Papiertaschentücher ziehen kann:

  • Der Jetlag ist ein Hund mit knurrendem Magen, die Technik ein struppiger Hund mit zottigem Fell und Max der Hundeflüsterer, der es schafft, über das Handy einen Hotspot für die Anbindung von iPad und Laptop an das Internet herzustellen – jetzt sind die 3 like home.
  • Wir sehen geordnetes Queuing bei Bushaltestellen wie in London, nur das Englisch ist eher das eines zahnlosen Breitmaulfrosches.
  • Die Kreuzungen werden diszipliniert autofrei gehalten wie in New York (gewissenhaft dem Gebot folgend: "Do not block intersection"), nur dass die omnipräsenten Taxis hier rot statt gelb sind.
  • Das Streetfood ist begehrt wie Maroni an kalten Wintertagen in Wien, nur nicht ganz so hygienisch.
  • Das unkoordinierte Hineindrängen in U-Bahnen und Lifte erfolgt ganz nach asiatischer Unart: zuerst müssen unbedingt alle hinein, erst dann dürfen die raus, die eigentlich vorher schon aussteigen wollten.
  • Starbucks ist international wie überall auf der Welt, doch die Umrührstäbchen zieren kleine Drachen.
  • Die renovierungsbedürftigen Häuser sind eingerüstet wie in Europa, nur dass die Gerüste hier aus Bambus sind.
  • Die Lichter der Stadt blinken kunterbunt wie in Las Vegas, nur sind hier nicht alle Banditen einarmig und die Gewinnchancen geringer.
  • Winterbekleidung ist auch an Tagen wie diesen mit mehr als 20 Grad heiß begehrt wie in Skandinavien ab dem Herbst, ob Daunenjacke, Ohrenschützer oder Stiefel, nur dass diese hier ohne Strümpfe getragen werden.
  • Das Bussystem ist verwirred wie in Bangkok, muss aber ohne Mönche auskommen.
  • Die Verständigung ähnlich schwierig wie in Kambodscha, nur dass man die Erfolgsquote durch Gestikulieren hier eher gegen Null neigt.
  • Die Weihnachtsdeko erinnert an Key West und Florida, fällt hier dann aber doch noch etwas üppiger aus.
  • Der Fotografier- und Posing-Wahn hat Beverly Hills-Ausmaße, nur dass die Geräte wie pinkfarbene Handys nicht immer ganz so professionell wirken.

 
99 Tausend Mopeds in Macau

  • Die südchinesische See ist befahren wie die Wiener Südosttangente am Montagmorgen, nur ohne Vignette und dafür nur mit Reisepass zu bereisen.
  • Die Tempel sind bunt wie in Malaysia, nur mehr konfuzionistisch und buddhistisch und taoistisch und weitaus vitaminreicher geschmückt, und sie geben sich nicht mit mickrigen Räucherstäbchen zufrieden, sondern verwenden riesige, von der Decke hängende Räucherspiralen.
  • Die Arkadengänge vorbei an Läden und Restaurants erinnern an Süditalien, sind allerdings rätselhaft durchwachsen mit chinesischen Schriftzeichen.
  • Aus den Fenstern und von den Balkonen hängt so viel Gewand (und manchmal auch Gemüsereibe oder Fisch zum Trocknen), als ob alle 400.000 Einwohner ihre gesamte Wäsche an einem Tag gewaschen hätten.
  • Die Gassen sind eng wie in Lissabon, nur ohne Katzen und Hunde. Wo die wohl alle hinverschwunden sind? (Max: Ich glaube, ich bestelle einen Hot Dog scharf und eine Portion Ka Ze Tai Pan.)
  • Geldscheine der "Hellbank" für die Ahnen sind günstig zu erwerben, damit es den geehrten Verblichenen im Totenreich an nichts mangelt.
  • Die Pasteis de nata-Törtchen schmecken fast wie in Lissabon, nur dass wir keine Ahnung haben, was die anderen 66 Backwaren daneben sind und alle Versuche, etwas Pikantes zu erwerben mit einem süßlichen Geschmack im Mund enden.
  • Die Lampions sind rot wie bei den Feiern zum Chinesischen Neujahr in Singapur, nur diesmal mit Weihnachtsmännern anstatt mit Mickeymäusen kombiniert.
  • Die Tausenden Mopeds erinnern an Denpasar, nur dass man hier mit dem Transport ganzer Großfamilien und Großmöbelstücke etwas zögerlicher ist.

 
Und hier noch Eindrücke von einem chinesischen Tempel namens Wong Tai Sin, dessen reges Treiben inmitten von Wohnhäusern der Marke "Skyscraper", quasi die Großfeldsiedlung von Hongkong, uns fasziniert und dennoch sehr ratlos gemacht hat. Wir haben keinen blassen Schimmer, warum hier ganze Schweine, Hühner, Obstvariationen, Äpfel mit Räucherstäbchen geopfert werden bzw. was damit nach den Gebeten gemacht wird; alte Damen werfen metallene Gegenstände auf den Boden und je nachdem, wie sie auf die Zeitung darunter fallen, notieren sie unterschiedliche chinesische Zeichen auf einem Block, alte Männer schenken dubiose Flüssigkeiten aus Plastikflaschen in kleine schnapsglasähnliche Becher ein. Wir streifen durch diese urchinesische Oase inmitten der trubeligen, für uns eigentlich schon zu trubeligen Metropole und wieder einmal nehme ich mir vor: Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, suche ich mir wen, der mir das alles erklären kann. Jetzt aber freuen wir uns wie Bolle und alle anderen Kinder von Bullerbü oder sonstwo auf Sydney, wo wir uns hoffentlich um einiges besser verständigen können als in Hongkong, wo wir hoffentlich mit weniger Kleidung auskommen und von Nudelsuppen auf Salate umsteigen können.
 

 

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert