Der Schokokuchen, die Mikrowelle und das Wohnmobil

Damit hatte ich nicht gerechnet. Im Februar erst hatte ich den ersten unabdingbaren Ausrüstungsgegenstand für unsere Vision von einem Wohnmobil erstanden: einen faltbaren, sehr hübschen Wäsche"korb", mit dem ich auf jedem Campingplatz Furore und Wäsche machen könnte, ohne mich zu genieren wie seinerzeit mit mehreren verschieden ausgebleichten alten Plastiktüten, die aussehen wie unfrisch aus dem Müll und ihre fehlende Eleganz durchaus auf die darin befindliche Wäsche zu übertragen verstehen. Dann fulminanterweise im April bereits in Dubai das Nonplusultra an Textilie entdeckt, bestaunt und erstanden: das Allzweckkleid, das als langer Rock ebenso wie als Sarong und als Abendkleid getragen werden kann und mit etwas Fantasie sicher auch als kleines Nacht-Etwas oder gar als Bade(pluder)anzug durchgehen könnte. Wenn frau denn endlich die DVD studieren würde, in der die 100 (!) Bindetechniken für das edle Universalkleid vorgeführt werden, angeblich, denn vielleicht werden auch nur leere DVDs beigelegt, weil keine Frau der Welt sich jemals die Zeit dafür nehmen würde, sich aber trotzdem über die nette Geste freut. Wenn frau allerdings weiterhin nur auf die so genannte Bedienungsanleitung schaut, die in Form eines zerknitterten, schlecht kopierten A4-Blatts beigelegt wurde, ist es kein Wunder, dass das wunderhübsche türkisblaue Etwas an mir herunterhängt wie ein vom Wind verwehter Geschirrfetzen, frisch von der Wäscheleine versteht sich.

Und jetzt auch noch das. Das ultimative Mikrowellenrezept für Schokoladenkuchen! Warum das so monumental ist? Weil die meisten Wohnmobile in den USA und in Australien über Mikrowellengeräte, keinesfalls aber über Backrohre verfügen und frau auf längeren Reisen immer wieder mal unschickliche aber unübergehbare Backgelüste überkommen. Was geht schon über selbst gebackenen Schokokuchen, mit Kirscheinlage oder anderen leckeren Früchten im Teig? Für besonders schöne Momente ebenso unerlässlich wie für die härtesten Krisen, wenn der Zahn schmerzt, die Zeit mit ihren spitzen Ellbogen drängt, der Regen sauer auf die gute Laune tropft oder das Abflussrohr nur durch nächtliche holprige Spazierfahrten entstopft werden kann. Krisen gehören bekanntlich umgehend behandelt: Schokokuchen auf Rezept sozusagen. In meinem dann als Schürze getragenen Universalkleidchen mitten in der Nacht nach besagter Spazierfahrt bei prasselndem Regen über einem Schokokuchen den Zeitplan straffen – der Inbegriff von Glück, wenn man es am dringendsten benötigt.

Leider musste ich auch auf den Gemeinschaftsküchen der Campingplätze feststellen, dass die Nachfrage und daher das Angebot an Backrohren eher gegen Null tendiert. Umso genialer, dass ich seit Kurzem nicht nur weiß, wie man Kartoffeln im Handumdrehen und in Minutenschnelle in der Mikrowelle weich kriegt, sondern nun auch, wie man den besten Schokokuchen aller Zeiten – herrlich fudgy und herrlich variabel – in gerade mal 10 Minuten auf den (Camping-)Tisch bekommt. Wenn ich nun demnächst noch auf das perfekte Wohnmobil und den zugehörigen Lottogewinn stoßen sollte (okay, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge), wäre das Glück perfekt! Vielleicht trickse ich ja, helfe ihm ein wenig auf die Sprünge und kaufe mir ein Los…

Wer will, wer mag? Hier gehts zum Rezept…


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