Das Lyrik-Orchester spielt: Jalousie

In einem länderübergreifenden Motivationsprojekt versuchen wir (in diesem Monat nur Ulrike, die auch Alemannisch schreibt, später dann auch Bernd und Rita), uns zu jeweils vier Themen lyrisch zu äußern und dann, wie bereits bei den Lyrikseminaren in Sylt, darüber zu staunen, wie vielfältig das Ergebnis sein kann. Ein Orchester eben. Ein Thema, verschiedene Stimmen. Die bis Monatsende gesendeten Werke werden in den ersten Tagen des Folgemonats hier im Facettenreich veröffentlicht. Heute zu hören oder vielmehr zu lesen (wobei man das Alemannische eigentlich hören müsste, denn es ist unglaublich schön): JALOUSIE.

jalousie

– Ulrike Ebert

im schattegarte
mi liebi

abhellig

böge schlaa
scheps un bucklig
wachse

rinkele ränkele
im liecht zue

usglichtet
im schattegarte

mi liebi

jalousie// im schattengarten/ meine liebe// auf der schattenseite// bögen schlagen/ schief und bucklig/ wachsen// windungen und wendungen/ dem licht zu// ausgelichtet/ im schattengarten// meine liebe

jalousie

– Ulrike Ebert

ob das sofa wohl schwankte

innerlich meine ich
als es sich an der kaminkante stieß
den verputz
zum bröckeln brachte
bis zur offenlegung des eckscharniers
aufs geratewohl sich unter anderen glatt streichenden händen
niederließ

frage ich mich

 

JALOUSIE

Andrea Farthofer

die staubkörner auf den goldenen lamellen
werfen mit ihren langen schatten um sich
die sonne übereifrig schon früh am werk
bringt den wecker zum kreischen
einen neuen tag im gepäck

zu dick für die schmalen schlitze
dieser montag
plumpt aufdringlich ins zimmer
mit seinen genagelten schuhen
seinem zu engen schlips dem aschgrauen anzug

kissen über die ohren
decke über die augen
in fünf tagen vielleicht


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