Sowas wie Sommer

Würde ich an die Kraft von Tagebüchern und ihren modernen Nachfolgern, den Blogs glauben, könnte ich so beginnen:

Liebes Tagebuch, liebes Blog!

Da ich meinen Glauben an Tagebücher vor 29Jahren verloren habe, als mir meine damalige große 5-Tages-Liebe aus dem Filmseminar trotz seitenweisen Einträgen einfach nichts erwidern wollte, erspare ich mir die Anrede und halte mich kurz oder tue zumindest so, wobei sogar letzteres eine ziemliche Herausforderung für mich darstellt. Schließlich gilt es, alle Facetten der Tatsache festzuhalten, dass ich derzeit einige untrügliche Anzeichen von Winter orte.

Und damit meine ich nicht primär das Wetter, denn allen Stürmen und grauen Himmeln zum Trotz mache ich weiterhin einen auf coole (!) Sau (Eigenzitat) und radle mehrmals die Woche, neuerdings in relativen Geschwindigkeitsräuschen, gegen besagte Stürme, Himmel, Nebelschwaden und Depriansätze an und habe es trotz schlechtem Wetter und erneutem Fahrraddiebstahl im Juli auf mehr als 400 Rad-Kilometer gebracht und dem Begriff "Meilensteine" eine neue Bedeutung verliehen, denn so fühlen sich nach diesen Rekordausfahrten neuerdings meine Beine an. Was vielmehr auf Winter hindeutet: heute hatte ich bei besagtem Radfahren die erste, noch dazu verdammt gute Idee für ein Weihnachtsgeschenk! (Größte Herausforderung: mir diese Idee jetzt 5 Monate zu merken!)

Damit gehe ich in meine persönliche Liste rekordverdächtiger Verfrühungen ein. Denn ich bin zwar bekannt dafür, meiner Zeit gerne voraus zu sein (nicht zuletzt weil ich das sehr entstressend finde und Last-Minute-Working nur dazu führt, dass man die grauen Haaransätze noch öfter nachtönen muss), aber vor den ersten konvertierten Adventhasen oder zumindest Halloween-Treats in den Regalen kam mir Weihnachten noch nie ernsthaft in den Sinn. (Okay, außer im Zusammenhang mit der Buchung von Weihnachts- & Silvesterurlauben, "zufällig" auch letzte Woche geschehen – wieder 2,5 Wochen nach Florida, wenn auch mit anderen Standorten als im Vorjahr, doch diesmal mit Hinflug über Madrid, denn wir hoffen, dieses Jahr nicht wieder in irgendwessen Schneechaossen hängen zu bleiben; eine abenteuerliche und gepäcklose Strandung im heillosen Schneechaos von Washington und einmal unfreiwilliges Herumgrundeln am ebenso hilflosen Frankfurter Flughafen reicht uns eigentlich für den Rest des Lebens oder zumindest für die nächsten 40 Jahre.)

Weiteres untrügliches Zeichen von Winter: die Back- und Kochorgien der letzten Tage, wie ich sie bei mir nur aus tiefsten Winterlagen kenne. So entstanden leckere Schokobrötchen mit getrockneten Kirschen oder frischen Heidelbeeren, diverse kalt gerührte 45-Sekunden-Fruchtaufstriche (die optische Krönung dabei ein dreifärbiges im Look eines Tequila Sunrise bestehend aus Kirschaufstrich, Pfirsich- und Bananenaufstrich auf Basis des in Österreich leider nicht erhältlichen 1-2-3 Fruchtaufstrich von Nordzucker, ein echter Jammer!, vielleicht sollte ich Generalimportrice für Nordzucker in Österreich werden), eine köstliche Caipirinha-Marmelade, ein saftiges Banana Bread mit Chocolate Chips und Marillenstücken und ein genialer 10-Minuten-Schoko-Kirsch-Kuchen aus der Mikrowelle.

Letzterer ist deshalb so genial, weil ich ab sofort auch ohne SBPA-Symptome (SBPA – Schokobackpanikattacken) in australischen Campervans durch die Lande ziehen könnte. Diese Gefährte verfügen nämlich über Mikrowellengeräte, nicht aber über ein Backrohr. Doch jetzt kann ich auch mobil wohnend – Stromversorgung vorausgesetzt – überall und jederzeit mit warmem Schokogenuss auftrumpfen. Nach dem faltbaren Wäschekorb und meinem universellen Kleid, das sich wie berichtet als Abendkleid ebenso tragen lässt wie als Sarong oder langer Rock, ist dieses Rezept nun der dritte Meilenstein auf dem Weg zur universellen Freiheit im Wohnmobil. Fehlt nur mehr selbiges und die Zeit für die monatelangen Gaukelei durch alle Welt, aber ich arbeite daran. Hat ja schließlich schon einmal funktioniert, auch wenn die Umsetzung beim letzten Mal 26 Jahre gedauert hat und ich diesmal an ein kürzeres Intervall gedacht hätte…

 


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