Ach, die kleinen Glücke des Lebens! So klang die letzte Woche schon gut aus…
– Ein online hereingeflatterter Buchgutschein über 5 EURO, Sekunden bevor ich bei einem anderen Anbieter bestellen wollte
– Ein kleiner, aber wichtiger Rechenfehler bei der Kalkulation der täglichen Energiebilanz, der – einmal behoben – ergibt, dass sich noch ein kleines Banana Split-Eis ausgeht!
Da fällt mir das Inserat für ein Apartment in Sydney ein, das ich mal gelesen habe. "wishing machine included". Das wäre doch mal was, eine Wünschmaschine! Da verzichte ich gerne auf saubere Wäsche, die kann ich mir dann ja wohl auch wünschen!
Das waren also die kleinen Glücke am Ende der letzten Woche, doch das hochsommerliche Wochenende hatte weit mehr zu bieten, nämlich ganz viele ganz große Glücke, gerade mal 3,5 Fahrstunden von Wien entfernt.
Das Wochenende begann nämlich sehr gut: mit Sonnenschein und der Erkenntnis, dass 1) mein Fahrrad nicht auf den neuen Dachträger aber auf den Millimeter genau in das Auto passt, 2) das gebuchte Hotel nicht nur preislich, sondern auch geografisch sehr günstig fast direkt an der Salzach und dem zugehörigen Radweg gelegen ist und 3) das Europark Shopping Center freitags bis 21 Uhr geöffnet hat. Da konnten wir also 4) noch ganz gemütlich in einem gemütlichen Biergarten essen gehen, ehe wir ebenso gemütlich im Shopping Center eine Runde drehten.
So gut ging es auch am Samstag weiter. Um 8 Uhr morgens radelt es sich entlang der Salzach ganz hervorragend bis direkt in die Stadt Salzburg, wo von den noblen Festspielgästen noch ebenso wenig zu sehen ist wie von den japanischen Reisegruppen zu hören. Ein herrlicher Markt mit unglaublicher Käseauswahl, ein paar Kostproben beim Chocolatier Zotter, ein bisschen bummeln und einkehren im Kiosk von Tomaselli mitten in der Altstadt sind ebenso gemütlich wie die Radtour entlang der Salzach zurück zum Hotel. Ein Phänomen übrigens: hier gibt es so viele Radfahrer, dass man sich fü unsere Fahrradparkplätze an einem mickrigen Radständer anstellt!
Die schwarzgrauen Wolken zwischen den Bäumen entpuppen sich, ja ich bin eine Stadt- und Flachlandpflanze, als felsiger Berg! Das brennende Rot in unserem Rucksack als sich selbst einschaltendes Radlicht. Auch das viele kleine Glücke!
Nach einer kurzen Pause der Kategorie "Schwerer Jetlag" (Wie komme ich jemals wieder aus dem Bett?) brechen wir noch einmal auf: wir wollen einen kurzen Radausflug entlang der Salzach in die andere Richtung, nämlich nach Hallein, machen. Allein: mein Vorderrad ist so platt wie ich. Schnell aufgepumpt und losgeradelt geht ihm unterwegs aber ebenso schnell die Puste aus wie mir. Schon wieder ein kleines Glück: es heißt "Baumax" und hat gerade noch 10 Minuten geöffnet. Das macht nicht nur Max glücklich, der Bauhäuser über alles liebt, sondern auch mich, denn 1) haben sie einen passenden Schlauch und 2) eben nur mehr 10 Minuten offen! In Hallein legt Max dann vor idyllischer Altstadtkulisse ein Fahrradschlauchwechselmanöver hin, mit dem er bei der Tour de France zum Starmechaniker werden könnte. Was ihm dazu fehlt, sind einzig und allein Französischkenntnisse.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Hallein und gemütliches Zurückradeln ist dann aber genug mit Fahrrad. Mit dem Auto fahren wir lauschig essen und dann in den Nachtzoo, den es freitags und samstags im Sommer gibt. Und wieder einmal hat es mir der Red Panda angetan: so ein Kerlchen würde ich wirklich mal gerne in freier Wildbahn sehen. Fast einen Spiegel hält mir dann ein struppig bewachsenes Alpaka vor Augen, dessen Augen man hinter seinem Bewuchs nur erahnen und erhoffen kann. Da ich nach einem Sommer ohne Frisör in wenigen Tagen wohl auch so aussehen werde, beschließe ich, noch diese Woche zum Frisör zu gehen, jawohl! So will ich nicht enden… Die Abendstimmung ist super: der Mond hängt über der Nashornweide, die Baby-Leoparden raufen im Mondschein um einen Ball, das Erdmännchen macht ebensolche (Männchen) – herrlich, wenngleich auch für Fotos weitgehend zu finster.
Nach dem programmintensiven Samstag folgt dann ein geruhsamer Sonntag – das dachten wir zumindest noch beim Frühstück in der dem Hotel angeschlossenen Bäckerei. Doch am Wallersee angekommen zeigt sich noch bevor die Muskeln überhaupt erfasst haben, dass sie jetzt wieder treten sollen, dass es hier aus mit lustig ist. Nach nur wenigen Metern die erste von sehr vielen sehr steilen Steigungen. Hier bekommt der Begriff Radwandern beim Schieben des Rads eine ganz neue Bedeutung. Da ich aber eine Verfechterin dessen bin, dass ich schieben darf, wenn ich beim Schieben schneller als beim Radeln bin, gehe ich es teilweise eben zu Fuß an, was mir mehr Gelegenheiten zum Fotografieren gibt. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist dass ich teilweise auch bergab schieben muss! Meine Bremsen streiken auf den nassen, teils erdverschlammten Waldstraßen so, dass ich mich für Zufußgehen entscheide – Rodeln am Fahrrad, nein danke! Nach der halben Strecke wird es dann richtig idyllisch: sprich die Steigungen werden human, der See wird blauer und abgesehen von den vielen stechenden Bremsen ist die Welt herrlich in Ordnung. In einer kleinen Holzhütte direkt am See stärken wir uns, bevor wir zum Ausgangspunkt nach Seekirchen zurückfahren. Uff, das waren die anstrengendsten 23 km meines Lebens!
Auf der Heimfahrt mit dem Auto stoppen wir am Mondsee, wandeln auf den Spuren meiner Jugend (vor 30 Jahren!) und der Strandpromenade, auf der ich einst im Schlafsack nächtigte, bewundern interessante Großfische und Kleinenten, Mittagessen und Touristen, ermattete Triathleten und sehr erholte Wiener (nämlich uns) und brechen schließlich schweren Herzens auf. Ein perfektes Wochenende mit perfektem Wetter – eine viel zu seltene Kombination, wie ich finde…