Wo gehts hier nach Lange Weile?

Während ich so dasitze und eine ganze Woche nichts weiterbringe, weil ich vor lauter To do oder Want to do Punkten auf meinen unzähligen Listen nicht weiß, wo ich anfangen soll, ereilt mich ein Gedanke.

Einer, der leider rein gar nichts mit den anstehenden Aufgaben zu tun hat. Aber trotzdem bemerkenswert ist: mein inneres Ich spricht mit mir, laut und deutlich, und verlaut!bart, dass es gerne einfach nur rumsitzen und auf Langeweile warten würde. (Und nein: damit meint es keinen weiteren Job!)

Mein erster Gedanke: Auswandern. Und weil ich gerne mal in größeren Dimensionen denke, vielleicht einen Ort begründen mit dem sprechenden Namen Lange Weile! Ich bin sicher, dass das für viele der überbeschäftigten Menschen von heute ein verheißungsvolles Ziel wäre, mehr noch als Groß Radieschen (für Unbedarfte: im österreichischen Waldviertel gelegen), Dyrotz Luch (in der Nähe von Berlin), Ziegra Knobelsdorf (in der Nähe von Leipzig) oder Klein Borstel (in der Nähe von Hamburg), wobei Letzteres eigentlich schon sehr vielversprechend nach sehr viel langer Weile klingt.

Da ich den Punkt "Lange Weile" naturgemäß – ich arbeite versuchsweise streng, aber nicht sehr erfolgreich nach dem Prinzip "First in, first out" oder zumindest "First come, first served" – nur ans Ende der Liste stellen kann, wird es bis dahin noch eine lange Weile dauern, das erkennt auch mein weises Innerstes. Es verhandelt. Zäh. Und besteht auf "Sortieren, alphabetisch". Wir einigen uns schließlich darauf, dass ich diesen großen Schritt doch ein wenig nach vorne reihe, unter "L" wie "Lange", bedingt sich mein Innerstes aus, und ja nicht unter "W" wie "Weile". Na gut, auf Seite 17 meiner Liste steht nun also: "Lange Weile", und weil ich nicht so bin, habe ich ein dickes Rufzeichen dahinter gestellt. Und da ich die wohl begründete Gefahr erkenne, dass ich, bis ich zu Seite 17 komme, völlig vergessen haben werde, was ich mit "Lange Weile" gemeint habe, füge ich noch kühn hinzu: "Ort begründen". Das sollte helfen!

In der Zwischenzeit setzt der Rest von mir auf Orient-Feeling aus der eigenen Küche und kredenzt Köstlichkeiten, inspiriert von unserem Urlaub in Dubai (wobei Kredenzen beim ersten Schritt der Melanzani-Zubereitung vielleicht etwas hoch gegriffen ist, denn diese explodiert im Backrohr und verteilt sich streifenweise über das gesamte Küchenmobiliar, einschließlich Max, verliert aber während des Flugs genug Hitze, um keine Brandwunden zu hinterlassen). Und aus lauter Angst, dass das mit dem Auswandern nach Lange Weile zu schnell kommen könnte, bastle ich an einem Zitronen-Misu und an gar köstlichen Zitronen-Eispralinen! Der Sommer kann kommen – bloß: ich bin noch nicht so weit!

Denn noch eine Frage plagt mich: Dürfte dieser Ort wohl auch "Long while" heißen, Inneres? Darf es auch auf der Südhalbkugel liegen? Am Meer vielleicht? Mit Blick auf eine der schönsten Brücken der Welt? Mein Inneres schweigt und zeigt mit erhobenem Finger auf die Liste. Ich verstehe: "Let's cross that bridge when we get to it", meint es und deutet dezent an, dass ich mal die ersten 16 Seiten abarbeiten soll, ehe wir weiterverhandeln. Na gut.

Aber bitte, eine Frage vorab noch: Müsste dieser Ort im englischsprachigen Ausland nicht "Boredom" heißen? Ich finde, das klingt eigentlich ganz gut – mehr so monumental, wie "kingdom" etwa. Und das hätte doch was: ein Königreich voller Langeweile, wo man alles tun, aber auch alles lassen kann. Okay, ich hör ja schon auf, Inneres, blättere ja schon auf Seite 1 – mal sehen, ob mir irgendwelche der Punkte auf dieser Seite noch bekannt vorkommen…

Hallo, Inneres! Einen Punkt, der nach der aktuellen Sortierung unter "K" rangierte, kann ich mittlerweile abhaken, und zwar nicht weil er sich von selbst erledigt hat, sondern weil ich ihn eigenhändig erledigt habe. Erlegt sozusagen. Die neuen bunten Kissen aus meiner ebenso neuen Sommerkollektion sind fertig genäht und verteilen sich regenbogenartig über mein Sofa. Wer dort fehlt? Ich!

 

I love summer, part XIX (und meine neuen Projekte)

Jetzt ist es also passiert! Um mich geschehen, for better or worse, wie die Engländer sagen würden. Aber der Reihe nach. Von meinem Bruder & Family habe ich zu meinem Geburtstag ein Geschenk bekommen, das nun – leicht zweckentfremdet – zu einer genialen Verwendung kommt. Er hat mir das Reisetagebuch "1000 Places To See Before You Die" geschenkt und das ist … Weiterlesen…