On the road 2016: Bye-bye Sydney, hello Ulladulla

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Donnerstag, 10/03/2016 – Wo ist meine Schmusedecke???

Sydney legt sich zu meiner Abreise einen Trauerschleier an und bläst kräftig Trübsal. Nicht, dass ich dafür nicht reichlich Verständnis hätte.

Hätte ich gewusst, dass das köstliche Berry Smoothie im Shelly Beach Boathouse um 8 Uhr morgens (nach dem Avo on Sourdough brekky) das Highlight des Tages werden würde, hätte ich ein Foto davon gemacht. Doch davon war wirklich nicht auszugehen. Bei der Stadtausfahrt aus Sydney, die noch teilweise unter blauem Himmel erfolgt, klammere ich mich an mein Smoothie to go wie einst Linus an seine Schmusedecke. Gibt es Menschen, die Abschiede können? Wenn ja, könnte mir das bitte bald jemand beibringen? (Zur Erinnerung: Ich bin die, die eine Träne verdrückt, wenn die Ferialpraktikantin aus der Nebenabteilung geht, die man im ganzen Monat ihrer Tätigkeit genau drei Mal in der Kaffeeküchen getroffen hat.)

Doch danach geht es mit dem Tag rasant bergab: das Wetter legt sich mit jedem Kilometer, den wir uns von Sydney nach Süden entfernen, noch mehr Grauschleier zu, der Scenic Drive liegt gänzlich in einer Art Nebel. Die Rückkehr in den Ort Kiama, in dem wir letztes Jahr so viel Spaß hatten, ist eine reine Enttäuschung. Die Blowholes spucken nicht, mein heiß geliebter Rockpool liegt ermattet unter Regenschwaden, nur der Leuchtturm posiert kurz für ein Foto vor blauem Himmel, bevor auch er sich Trauer zulegt, und es reizt mich überhaupt nicht, in den Rockpool zu springen – schon gar nicht mit jener Freude wie im letzten Jahr, die von Sonne anstatt wie heuer von Gänsehaut begleitet war.

Okay, ich setze mal alles in Relation: wir tragen weiterhin Shorts und T-Shirt, aber wir frösteln ein wenig. Zumindest das Einräumen des Autos und das Bunkern bei Wooli in Kiama gehen planmäßig über die Bühne, aber bereits beim Sushi-Picknick in Kiama werden die Sushi im starken Wind fast flügge, bevor wir sie in den Mund befördern können. Wir durchqueren einen kleinen Regenschauer und versuchen uns damit zu trösten, dass wir ja zumindest ein größeres Auto als gebucht haben, in dem wir den Regen aussitzen könnten, wenn er denn wirklich beginnt ernstzumachen.

Angesichts des Wetters lassen wir auch den geplanten Stopp im Hyam’s Beach aus, den wir auch letztes Jahr nur bei Regen besichtigt haben und für heuer fix unter „Hyam’s Beach bei Sonne“ auf unserer Route eingetragen hatten.

Ganze 4 Fotomotive über den gesamten Tag verteilt  (zwei davon noch im Boathouse Cafe) sagen alles. Will man ein zweites Highlight an den Haaren dieses ruppigen Tages herbeiziehen, dann ist das der winzige Farmers Market in Ulladulla, der, als wir in die nebenan gelegene Touristeninfo einfallen, gerade öffnet, wo wir wunderbare gebrannte, karamellisierte Macadamianüsse kosten und ein Säckchen kaufen.

Der von uns angesteuerte Campingplatz in Ulladulla (Ulladulla Headland Holiday Park) ist in fester Hand der „grey nomads“, wie die amerikanischen „snow birds“ hier heißen, und für uns bleibt gerade mal ein eher mickriger Standplatz mit Blick auf den „amenities block“ (ein notdürftiger Euphemismus für WC/Duschblock, für den man sich ebenso wie für das Einfahrts-Gate einen sechsstelligen Code (das sind 6 Ziffern!) merken muss). Da überlegt man sich, ob man wirklich ein dringendes Bedürfnis hat oder das Trinken sicherheitshalber für einen Abend gänzlich einstellt. Dass es 20 km vorher offensichtlich einen viel schöneren, weil tierreicheren Holiday Park gibt, stellen wir leider zu fest spät.

Die relativ kurze Fahrstrecke heute hat sich megamäßig in die Länge gezogen, wir sind vom Nichtstun müde, was ich und meine eingeschlafenen Beine sehr mühsam finden. Nicht einmal ein Spaziergang durch das halbhistorische Städtchen Milton reizt uns, und für den Strand von Mollymook ist das Wetter einfach zu schlecht. Das Wifi in dieser letzten Ecke des Campingplatzes ist so schwach wie das Blowhole in Kiama, das es nicht mal geschafft hat, sich selbst auf die Füße zu spucken. Wenn es mir gelingt, heute Text hochzuladen, ist das schon eine Leistung. Die Backspace-Taste befördert sich überhaupt gleich endgültig in die ewigen Jagdgründe und lässt hoffen, dass es mit dem Tippen bald ebenso wieder vorwärts anstatt rückwärts geht wie mit dem Wetter und der Laune. Wo ist meine Schmusedecke?

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