Pilgern nach Newark???

Ich glaube, die haben sie nicht mehr alle.

Die neueste Info vom Austrian-Kundendienst aus Wien besagt, dass unser Koffer "noch am Flughafen Newark von New York sein könnte. Wir könnten ja mal hinpilgern." Ist das nicht unglaublich? Als ob ich nichts anderes im Urlaub zu tun hätte, als auf Flughäfen auf Koffersuche zu gehen – ich rege mich ja weder über Schneesturm oder Kofferverlust auf, sondern einzig und allein über den Umgang damit. 8 Tage sind es mittlerweile und die Hinweise, wann und wo der Koffer zuletzt gesehen wurde, abgeflogen ist, etc., variieren bei jeder neuen Info. Informationen sind allerdings recht rar, denn über die Feiertage bekamen wir keine neuen per Mails.

Als ob das Pilgern von Flughafenschalter zu Flughafenschalter und jenes von Washington nach New York nicht gereicht hätte, um ausgiebig in mich zu gehen und außer mir zu sein.

Wie auch immer: nach dem höchst ergiebigen und sehr unerfreulichen Regen von gestern sind die Straßen heute wieder trocken, der Himmel blau, die Beine erholt und die Laune gut.

Die dem Regen zu verdankende Schneeschmelze und ergo Gatschwate im Central Park wird zur 2. Etappe unserer Geocache-Suche. Das Wetter ist echt herrlich: die Vögel zwitschern frühlingshaft, die Eichhörnchen sind gegenüber den Menschen, ja sogar den Hunden eindeutig in der Überzahl und die Skyline im Hintergrund ist einfach imposant. Eisläufer im Anorak, Jogger in Shorts, Hunde mit und ohne Schühchen, Kinder in ganz entzückenden Designs toben sich aus. Mein Lieblingsdesign bei den Hundeschuhen sind die knallroten mit dem farblich darauf abgestimmten roten Rollkragen-Hundepulli (vielleicht das Weihnachtsgeschenk von Santa?), bei der Kindermode rangieren die Gummistiefel ganz oben, die aussehen wie amerikanische Feuerwehrautos, wohl aber leider nur in Kindergrößen erhältlich sein werden. Aber auch das Modell mit den praktischen Tragegriffen, mit denen man gleich das ganze Kind befördern kann, finde ich sehr interessant. Oder sind die Griffe doch nur eine An- und Ausziehhilfe?

Vor dem Dairy im Central Park machen wir Halt und beginnen die Berechnung der Formeln. Mit ein paar Tricks, nämlich durch geflissentliches Multiplizieren einer unglaubwürdigen Koordinate mit 3 – so passt es besser – finden wir auch die vermeintliche Fundstelle heraus. Doch heute schaffen wir diese nicht mehr. Das Ziel ist zu weit weg und wir sind zu hungrig für einen weiteren Weitwanderweg durch den Central Park – obwohl ich auf den Cache, eine eigens dafür entworfene Münze, sehr sehr neugierig bin.

Also machen wir den Versuch über einen Stopp im Lokal "Serendipity" (bekannt aus dem gleichnamigen Film), der allerdings daran scheitert, dass die halbe Straße mit einer zugehörigen Warteschlange gefüllt ist. Wir flüchten in die California Pizza Kitchen, die uns aus der Auszeit bestens bekannt ist, und die hier neben herrlicher Pizza auch leckeren New York Cheesecake (diesen mit Raspberry Swirls) kredenzt.

Dermaßen gestärkt sind wir bereit für weitere U-Bahn-Fahrten und Bummeleien, wobei erstere nie ohne unglaublich viele Treppen, zweitere nicht ohne Besuch einer Buchhandlung abgehen. Das Straßenbild wie immer sehr sehr nett: mit Außenfeuerleitern bestückte Häuser, alte zwischen neuen, nette Blumenläden und Delis, die von Blumen bis zu Pannetone alles bieten, urige U-Bahn-Stationen und tolle Auslagen der Geschäfte sorgen für Abwechslung. Anders als sonst stoßen wir heute auch auf eine ziemliche Präpotenz: ein Schwarzer, dem ich eine wunderhübsche Tasche abkaufen will – er versichert mir übrigens, sobald ich bezahlt habe, mir einen "Dolce & Gabbana"-Sticker draufzumachen, denn das darf er ja eigentlich nicht – ist beleidigt, als ich mit ihm handeln möchte. Er nimmt mir das gute Stück aus der Hand und hängt es wortlos auf seinen Straßenladen zurück. Na gut, ich habe keine Zweifel, dass in dieser Stadt noch jede Menge anderer Handtaschen auf mich warten, die nach Bezahlung einen G&B-Sticker draufbekommen oder ähnlich aufwertende Maßnahmen erfahren.

Auf den Straßen spielt es sich ärger ab als kurz vor Weihnachten. Die Einheimischen, beseelt vom Nutzen der wirklich unglaublichen Abverkaufsangebote, vom Einlösen von Geschenkgutscheinen, Umtauschen von Geschenken oder einfach nur vom schönen Wetter verursachen ein Verkehrschaos, in dem die Polizisten mit ihren Trillerpfeifen weder Plan noch Chance haben. Uns egal. Wir fahren heim und sind zufrieden mit dem Tag und seinen Werk.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert