Only in America

Um halb fünf Uhr jetlagbedingt und recht ausgeschlafen aufgewacht, Mails gelesen und gelacht (danke, Micky!) und überlegt, wie ich alles, was ich am liebsten heute, nein sofort, in New York machen, besichtigen und – kofferverlustbedingt (geniale Ausrede, oder?) einkaufen möchte, unterbringen kann.

Wann wird das Superkaufhaus Macy's wohl aufsperren? WIe lange kann ich mich noch vor dem PC räkeln, bevor die Tore aufgemacht werden?

Nix da! Ein Blick auf die Website des Superkaufhauses Macy's ergibt, dass ich bereits vor Stunden hätte losziehen können, zu jeder Zeit genau genommen:

Today's Hours : 12:00AM – 11:59AM Tomorrow's Hours : 12:00AM – 11:59AM

Na, das ist doch fein! Wobei mich wirklich interessieren würde, ob man dort, sagen wir um 2 Uhr morgens, ungestört von den Massen shoppen kann. Aber ich befürchte, das werde ich nicht herausfinden, denn jemand schnarcht hier noch tief und fest.

5 Stunden später machen wir uns aber bereits auf den Weg und treffen gegen 1/2 8 bei Macy's ein. Ungläubigkeit auf vielen Ebenen macht sich bei uns breit: Max, der mir zeigen wollte, wie "mann schnell mal Unterhosen kauft, ohne lange herumzugustieren", scheitert bei diesem Vorhaben kläglich. Die Auswahl ist riesengroß – ebenso wie übrigens auch die meisten Herrenmodelle, und auch Max hat seine Müh und Not, sich einen Über- und den Durchblick zu verschaffen. Wie lange der Kauf von 2 Unterhosen und einem 4er-Pack Socken dauern kann, hätte er wohl nicht für möglich gehalten!

Unsere Ungläubigkeit bezieht sich aber auch auf das wahre Wunder, dass um diese Zeit kaum Leute hier sind und wir in aller Ruhe gustieren können. Herrlich! Die Sonne geht langsam hinter den Hochhäusern auf und beleuchtet die Gebäude wunderschön. Von überall lacht einem das Empire State Building entgegen und schreit nach einem Foto. Ich lerne langsam, die Kamera auch mit den Handschuhen zu bedienen und den Pelzrand der Kapuze nicht mehr in die Fotos schauen zu lassen – kleine Erfolge im kofferlosen Dasein. Dazu zählen auch meine Erlebnisse an den Kassen: während ich immer die zu erwartende Summe ausrechne, brav die hiesige Sales Tax draufschlage und überlege, was der Gesamtbetrag wohl sein wird, subtrahieren die Kassiererinnen in allen möglichen Geschäften diverse Discounts, Ermäßigungen und Abverkaufspreise und erfreuen mich immer wieder mit weit geringeren Preisen als erwartet – und das nicht, weil ich mich verrechnet hätte, sondern einfach, weil bereits jetzt Abverkaufsverhältnisse herrschen.

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Ein Frühstück im Bread Factory Cafe und einige Meilen später stocken wir unsere Bestände an sauberer Wäsche weiter auf: vom Koffer ist weit und breit nichts zu sehen oder hören und auch wenn wir von der Auszeit einiges gewohnt sind, finde ich ein frisches T-Shirt alle paar Tage nicht so falsch.

NYC2009 2212 (15) compressedUnterwegs entdecke in an einer Leine einen Hund in violetten Schneeschuhen. Als ich begeistert ein leider unscharfes Foto von den kessen Schuhen mache, sagt ein anderer Mann zu mir: "Those are great, we just got some for our own dogs!" Tatsächlich gibt es diese knallfarbenen Gummi-Crocs für Hunde in allen Farben – und auch am Hund machen sie nicht gerade einen schlanken Fuß!

A propos Gesprächigkeit: auf der Suche nach einem Buchladen spreche ich einen Herrn an und frage ihn, wo genau das denn ist. Er nimmt sich die Zeit, um seine Aktentasche in den Gatsch zu stellen und seinen Blackberry zu konsultieren, um für uns zu recherchieren. "You know I am a booklover, too", erklärt er und schickt uns gleich in die richtige, weil richtig große Filiale der Buchkette.

Nach einer Pause im Apartment brechen wir am Nachmittag noch einmal auf: zuzumerst zu einem glorreichen Bastelladen namens "Ink Pad" (Chrissie, den musst du unbedingt aufsuchen und am besten ganz viel Zeit dafür einplanen!) und dann zum Chelsea Market in einer urigen alten Lagerhallte mit modern dekorierten Gängen, wo es Dutzende nette Geschäfte, eateries und auch den nicht nur chaotischen, sondern auch sehr gefährlichen, weil voller Versuchungen steckenden Haushaltswarenladen Bowery Kitchen Supplies gibt, der eventuell Hilfestellung beim Dessert unseres noch zu planenden Weihnachtsmenüs bieten kann. Bei der Bäckerei Elenis mache ich einige Auftragsrecherchen zum Thema Cupcakes und Cookies, wobei mich Zweitere rein optisch mehr überzeugen.

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Aber kulinarisch haben sie hier überhaupt einiges drauf: die Fat Witch verkauft Brownies in unzähligen Geschmacksrichtungen und es duftet herrlich aus diesem Laden, in dem laufend frisch gebacken und eingepackt wird.

In der Nähe von unserem Apartment gibt es in einem netten neighbourhood restaurant, dem Artepasta, dann ein leckeres Abendessen. Erste Ideen für die nächste Genussmeile sind auch schon dabei.


Kommentare

Only in America — Ein Kommentar

  1. Hallo Andrea, mein Herz tat eben schon einen kleinen Hüpfer – INK PAD – leises Aufstöhnen,,,,oh ja, ich habe das schon ganz oben auf meiner Liste….im Geiste sah ich schon die schönsten Stempel vor mir….Viel Spaß weiterhin
    Chrissi

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