Nach dem eisgekühlten Vortag und den Unter-Null-Grad-Warnungen im Frühstücksfernsehen überrascht uns das Sonnenpotenzial des Sunshine State heute enorm, denn es geht von gerade mal Null grad auf knapp 15 Grad hoch – gerade recht für einen Ausflug in das Merrit Island Wildlife Refuge und ein letztes oder vorletztes Picknick im Freien. Die Manatees sind leider erfrorener als wir und in wärmere Gefilde gezogen, doch einen Riesenalligator und Unmengen Vögel – obschon sich unsere ornithologischen Kenntnisse auf ospreys, bald eagles, roseate spoonbills, große Vögel und kleine Vögel beschränken – sehen wir dennoch, und zwar in einer wunderbaren Wasserlandschaft. Der Heimweg über Orlando und Tampa im Abendverkehr ist zäh und der Urlaubsende-Abschiedsschmerz schleicht sich immer wieder ein und piekst an allen Ecken und Enden. Hab ichs erwähnt: ich hasse Abschiede genauso, wie ich das Reisen liebe. Morgen ist unser letzter ganzer Tag…
Ansonsten lassen wir uns einen Testbesuch bei Aldi nicht entgehen, der jedoch wie auch zuhause kein frisches Brot bereithält, sodass wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Wir kommen durch den kleinen Ort Christmas, Florida, der – man höre und staune – aber ein eigenes Postamt aufweist: US Post Office, Christmas, Florida. Leider habe ich meine gesamte Post bereits dem Vinoy Hotel anvertraut…
Außerdem interessant: die Hochzeitsindustrie hier boomt, wie ich heute bei meinem Abschiedsbesuch bei Barnes& Noble feststelle, denn die riesige Zeitschriftenabteilung besteht zu 25 % aus Hochzeitsmagazinen, von DIY Weddings bis zu eigenen Wedding Cake-Magazinen. Die Tatsache, dass ich erstmals mit leeren Händen aus dem Buchladen komme, ist ein untrügliches, wenn auch kein gutes Zeichen für Aufbruch (When you've seen all the books & magazines you might remotely be interested in and leave a bookstore empty-handed, it's time to go home). In diesem Sinne decken wir uns bei Bed, Bath & Beyond noch einmal (nein, wieder nicht mit Coastal Wall Art – wer hat die denn aufgekauft?) sondern mit schokoüberzogenen getrockneten Beeren ein (Cranberries, Heidelbeeren, Granatapfel), die es aus mir nicht erfindlichen Gründen in Supermärkten nicht gibt.
Noch ein Nachtrag zu St Pete: hier gibt es die Tradition, dass die Tageszeitung, die seit 1.1.2012 Tampa Bay Times und nicht mehr St Petersburg Times heißt, gratis verteilt wird, wenn die Sonne nicht scheint. Das ist etwa 2-4 Mal im Jahr der Fall und macht Lust, nach St. Pete auszuwandern.
Weitere mögliche Zukunftsperspektiven: in einem Wohnmagazin mit dem zentralen Thema "Farbkombinationen" entdecke ich ganz wunderbare Farbnamen wie Chilled Lemonade, Sweet Spring, Celery Sprig, Fool's Gold, Island Paradise, Overjoy, White Lullaby, Climbing Joy, Coming Up Roses, Sweet Butter, Pony Tail, Beachball oder Silver Strawberry und überlege nun, in Österreich die erste hauptberufliche Farbnamenerfinderin zu werden. Meine ersten Vorschläge: Virgin Colada, Fudge Brownie, Sunset over Bonita Springs, Key Lime Pie, Cheesecake, Key West Sunset, Ghirardelli Caramel Chocolate, Whirlpool at Night Blue, Sanddollar Off-White, Sanibel Azur Skies, Captiva Golden Beach, Lovers Key Ocean Blue oder Islamorada Turquoise. Weiß wer eine Stelle für mich?