Ohne meine Marotten bin ich nichts oder: What happened to the US Post?

Heute ist so ein Tag, wie es ihn im Urlaub nicht geben sollte und wie es sie dennoch immer wieder mal gibt. Solche Tage beginnen mit einer verregneten Nacht (Stichwort: Dusche für Pelikane), einem sehr kühlen Morgen (Stichwort: Hundeleben für Huskies) und setzen sich mit eher unspannenden Aktivitäten fort. Dazu gehört auch die Suche nach einem Postamt, genau genommen nach einem läppischen Briefkasten, in den man Post einwerfen kann – im Idealfall mit der kindlichen Zuversicht, dass diese in einer angemessenen Zeit auch bei den Adressaten ankommen. Bis diese Suche allerdings aufgenommen werden kann, stellen sich einige Erkenntnisse ein. Darunter jene, dass ich ohne meine Marotten nichts bin, was der Liebste dies allerdings entkräftigt, indem er behauptet, dass ich auch ohne Maröttchen schon recht bunt wäre. (Ob er damit meine "Ich reiße prinzipiell die 100 wichtigsten Seiten aus jeder Zeitschrift heraus und staple sie monatelang mit dem Vorsatz sie farblich sortiert abzulegen-Marotte" oder die "Ich will im ganz großen Stil umdekorieren, weil ich ein winziges bisschen von der hiesigen Coastal Art inspiriert bin-Marotte meint?)

Während ich noch darüber nachdenke, wie ich das positiv interpretieren kann, überkommt mich eine kleine Heimwehattacke. Dies aus dem schrägsten aller Gründe, denn es piekst mich plötzlich sehr seltsam in der Hüfte. Nach einigen angemessen wirbelunfreundlichen Verrenkungen stelle ich fest, dass es eine Stecknadel ist, die meine Mama beim Reparieren der Hose in den Bund eingenäht hat – so, dass Max mit seinem neuen Werkzeug, einem floridianischen Schweizer Messer, ran muss, um die Nadel rauszuoperieren. Und wie ich da so stehe, Stecknadel in der einen, operierte Hose in der anderen Hand, kältebedingte Gänsehaut am ganzen Körper, ist es da, dieses nagende kleine Heimweh zwischendurch – wegen einer winzig kleinen Ver-Stecknadel aus Wien.

Nach diversen Fahrten zu diversen Abschiedseinkaufsversuchen legen wir auch wieder mal ein paar Post Office-Suchen ein. Wie schon in Cape Coral und an diversen anderen Orten ist es so, dass jene Stellen, an denen sich laut GPS ein Postamt befinden sollte, genau nichts befindet. Und auch die blauen Mailboxen, die früher an jeder Ecke zu sehen waren, sind Mangelware, wobei der Mangel eher sehr akut ist. Ich tue hier in St Petersburg, was ich bereits am Silvestertag hier gemacht habe: ich gebe mich als Bewohnerin des noblen und stylischen Vinoy Hotels aus und deponiere meine Post bei der Rezeption.

Am Abend packen wir uns in unsere zweitdicksten Klamotten ein und spazieren auf Geocaching-Suche zum Pier von St Pete. Die drei Caches sind schnell gefunden und auch die Delfine lassen nicht lange auf sich warten. So nimmt ein unaufgeregter Tag noch ein sehr aufgeregtes Ende, denn so ein Delfin kann mein "Schau-schau-schau-Maröttchen" durchaus auf Touren bringen.

Die Coastal Art, die in allen heute besuchten Bed, Bath & Beyond-Filialen natürlich nicht lagernd war, aber gewiss sehr gut in mein geistig bereits bis ins kleinste Detail konzipiertes Beach Cottage passen würde, das unter dem mittlerweile recht ausgereiften Arbeitstitel "Andrea's Artistically Flavoured Waterfront Key Limes & Chocolate Treats Beach Cottage" Gestalt anzunehmen beginnt
Die schicke und wohnzimmerähnliche Lobby des schicken Vinoy Hotels von St Pete, das sich meiner Post annimmt
Der abendliche Besuch bei den Delfinen in der Bucht
Wenn ich groß bin, möchte ich für mein Auto eine solche Micky Maus-Antenne und zu Weihnachten eine rote Rentiernase und Aufsteckelchgeweihe für die Autofenster, einen Weihnachtskranz mit Flipflops drauf und im Garten ein Flamingo mit Weihnachtsmütze, jawohl! (Ich sage ja, die Kälte bekommt mir nicht.)

 


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