Phase Blau: Mid-holiday breakdown

Wache heute (was mittlerweile gestern ist) völlig groggy erst gegen 7 Uhr erstmals auf. Schaffe es gerade, mich umzudrehen, ehe vermutlich weltbewegende Gedankengänge sich wieder ihren eigenen Weg bahnen. Schlafe bis 9 Uhr, wache nur mehr halbgroggy auf und bin zu einer ersten klaren Analyse fähig, denn ich diagnostiziere Phase Blau. Das steht für das sehr dringende Bedürfnis, als Tourist einfach nur blau zu machen, oder bestenfalls türkis, wenn man an das hiesige Meer denkt. Der obligatorische mid-holiday breakdown hat eingesetzt und ist die perfekte Legitimation, mich einfach nochmal umzudrehen. O yeah!

Als ich wieder zu klaren Gedanken fähig bin, fällt mir ein, warum ich so erschöpft bin. Habe gestern Abend begonnen, das in Dubai geortete enorme Verbesserungspotenzial in Worte zu fassen. Denn der Mangel an bestimmten Serviceleistungen wundert mich angesichts der hiesigen Internationalität besonders.

Wieso gibt es hier nicht wie in New York an jeder Straßenecke Verkäufer, die immer gerade das anbieten, was man braucht? Bei Sonnenschein die Sonnenbrille oder den kleinen Sonnenschirm für zwischendurch und bei Regen einen Regenschirm mit integrierter Pellerine?

Wie wäre es mit Strandverkäufern wie in Südostasien oder Jugo Mixto-Verkäufer wie in Costa Rica? Badetücher, kalte Drinks, Eiscreme, Obst, ja sogar Sarongs, Kleider und Blusen werden andernorts am Strand verkauft – und zuhauf gekauft. Das Strandsortiment lässt sich sicherlich noch enorm ausweiten. Pinkfarbene Plüschkamele – dann müssten die Touristen nicht in die abgelegenen Malls fahren und die Mall-Ladenbesitzer nicht über die hohen Mieten klagen. Australische Krimis. CDs aus Costa Rica. Und von mir aus auch die unzähligen belgischen Schokoladen und Pralinen, die manche Teile der Einkaufszentren dominieren. Obwohl: wie diese kühlen? Wie auch immer: wenn schon international, dann bitte richtig!

Für die Metrostationen empfehle ich Verkäufer mit lebensqualitätsbereichernden Produkten wie warmen Schaltüchern und in Shopping Malls kleine Einkaufs-James-auf-Rädern. Was es übrigens tatsächlich hier gibt, sind Einkaufsassistenten auf dem Fisch- und Gemüsemarkt. Mit riesigen Scheibtruhen bewaffnet begleiten sie die Einkaufenden, die zuhauf riesige Reissäcke, unglaublich große Wassermelonen und anderes Obst und Gemüse darauf laden und sich diese ich weiß nicht wohin führen lassen.

Oder wie wäre es, in größeren Dimensionen gedacht, mit arkadennüberdachten Häusern wie in Italien oder unterirdischen Gängen wie in Montreal, um keinen so extremen Temperaturen ausgesetzt zu sein? Sehr fortschrittlich sind hier hingegen die Buswartehäuschen: diese sind klimatisiert und mit Schiebetüren verschlossen, um die Tiefkühlkette der Passagiere im Umfeld der öffentlichen Verkehrsmittel nicht zu unterbrechen.

Dann wäre da noch das Defizit von Klopapierspendern oder – automaten, wie sie in von westlichen Besuchern bereisten moslemischen Staaten sicher sehr geschätzt würden. Diese sind meines Wissens aber noch gar nicht erfunden, vielleicht etwas für die Hersteller von Kaugummi- und Snackautomaten…

Aber auch Strandmassagen im balinesischen Stil wären eine Marktlücke. Bitte mit einer Schale mit Muscheln und kleinen, bunten Fischen im Durchschauloch der Liege!

Und noch ein Grund für meine Erschöpfung fällt mir ein. Das Sommerprogramm will ans Tageslicht. Auch wenn Wien derzeit mit 14 Grad und Wolken noch nicht viel Sommer verheißt (und überhaupt: was ist eine Wettervorhersage auf orf.at, die von Höchstwerten von 12-23 Grad spricht? Das ist schon ein bisschen feige, wie ich finde. Wäre ein simples "Wir haben keine Ahnung" nicht mindestens ebenso aussagekräftig?) Aber hier stellen sich Körper und Geist scheinbar langsam auf Sommerzeit um und das heißt, wie so vieles bei mir im Leben, Veränderung. Derzeit sind es noch diffuse Gedanken, aber es kristallisieren sich blau-weiße Streifen (der Experte an meiner Seite interpretiert diese sogleich als Strandkorbfeeling) heraus, daneben kräftiges Grün (Salat oder Wiesen?), bunt bewegte Fleckchen (Hula-Tanzen oder doch eher Stockrosen?), einige lange graue Linien (da wir eine Sommerdepri ausschließen, handelt es sich hier vermutlich um Asphalt, der sich hervorragend auf zwei Rädern bewältigen lässt) und einiges andere mehr, für das ich noch keinerlei Interpretationsansätze bereit halte.

Nur so viel: jetzt wo ich neben dem faltbaren Wäschekorb auch noch den perfekten Multitalent-Sarong mein Eigen nenne, ist es legitim, auch über weitere Wohnmobilutensilien nachzudenken. Meine morgendliche Bitte an Max lautet daher: Kannst du mir im Womo bitte ein paar Bilderrahmen an der Wand montieren, damit ich auch im fahrbaren Heim regelmäßig für Abwechslung an den Wänden sorgen kann – oder in Ermangelung von freiem Wandplatz eben eine Leine mit Kluppen für die Fotos? Und vielleicht, irgendwie, in irgendeiner Lade, neben den zugebauten Survival Kits in Form von Backrohr und Mikrowelle und einer Rezeptentwicklungsdatenbank für unterwegs vielleicht eine Lade für einen winzigen Fotodrucker? Der Liebste nickt gnädig. Ich befürchte, das ist nur auf seine eigene Phase Blau zurückzuführen und kein Beweis, dass er diese meine so dringenden Womo-Ausstattungsbedürfnisse teilt.

Trotz dieses kleinen Zusammenbruchs wird der gestrige Tag super: ein Besuch am oben genannten Fisch- und Gemüsemarkt, eine Wassertaxiüberfahrt, die Abkühlung in der Dubai Mall und arabisches Essen im Cafe Blanc sowie die Wasserspiele auf dem künstlichen See zwischen Dubai Mall und Burj Khalifa, dem mit 818 m höchsten Gebäude der Welt, ein Besuch der Aussichtsplattform auf etwa 400 m mit Blick auf das nächtliche Dubai sowie weitere Wasserspiele auf dem See.


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