Winter – Eine Bilanz

Spät kommt sie, diese Bilanz. Aber man braucht etwas Abstand, um die Dinge einigermaßen nüchtern zu sehen. Für schwierige Fälle wie den Winter im Allgemeinen und letzten Winter im Speziellen gilt dies im ganz Besonderen. 1 Woche in Dubai haben die winterlichen Dinge aber wieder fast ins lechte Richt gerückt und ich kann problemlos eine etwas durchwachsene und problembehaftete Bilanz ziehen.

Jetzt habe ich also Pfötlinge gestrickt, Paar um Paar um Paar, in unterschiedlichen Farben, Ausdehnungsgraden, Schönheitsgraden, Fröhlichkeitsgraden, Maschenverlusten und Geschmacksverirrungen. Habe gedacht, mit dem Stricken den Winter überbrücken zu können.

Weit gefehlt. Ich hätte es wissen sollen, kenne mich schließlich schon lange genug. Denn ich war mit den Pfötlingen fertig, bevor noch der Winter kam. Und das Schlimmste daran: ich habe nicht einmal alle Paare ausgiebig verwendet, ja nicht einmal alle eingeweiht. In einem letzten Anflug von Vernunft und Ehrenrettung wollte ich sie auf eine Leine ins Wohnzimmer hängen, damit mich allein die strickerische Meisterleistung (Quantität in diesem Fall eher als Qualität, was bei meiner frühkindlichen Handarbeitsprägung allerdings schon eine beachtliche Leistung darstellt) durch den Winter rettet. Und ich vielleicht öfter mal zu einem neuen Paar greife. Nix da. Habe einfach nicht alle verwendet.

Bin trotzdem krank geworden. Zwar erst Mitte Februar, dafür aber für 4 Wochen.

Sitze nun im Frühsommer, der sich tageweise schon als Sommer versucht, mit rund 7 Paar unbenützter Pfötlinge da und überlege, was ich im nächsten Herbst Prophylaktisches tun kann, um dem Winterblues vorzubeugen. Typisch ich, oder? Denkt schon Jahre vor dem nächsten runden Geburtstag über die nächste Krise und mögliche Bekämpfungsstrategien nach. Und im April bereits über herbstliche Winterbluesvorkehrungen. Socken? Schals? Bettüberwürfe? Tischdecken? Oder besser DenTischDecken – öfter mal für liebe Freunde?

Oder einfach mal mutig sein, die Comfort Zone so richtig verlassen und das Trödeln üben. Um eben einmal nicht viel zu früh mit dem Programm durch zu sein. Arbeiten am Zuspätkommen. Am LastMinuteDeadlineWorking. Am ZumindestNichtSchonImSommerAnDenWinterDenkenSondernErstImHerbst. Oder vielleicht gar erst im Frühjahr danach. Was für mich wie reinste Utopie klingt, wie ein Programm für höchst fortgeschrittene Deadline Worker, wäre aber durchaus einen Versuch wert. Und eine richtig tolle Abwechslung. An den Winterblues erst wieder im Frühling denken, reumütig seufzen und sagen: Ach, zu blöd aber auch, jetzt hab ich ihn verpasst. Jetzt ist es leider zu spät für den Winterblues, kann man nichts machen, im nächsten Jahr wieder. Vielleicht.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert