Profi(!)laxe für eine Krise

Keine Angst, das "Profi" in der "Prophylaxe" ist nicht neue deutsche Rechtschreibung. Vielmehr ist es (das Profi) Ausdruck einer möglichen Geisteshaltung. Das ernüchternde Ergebnis einer ruhigen Minute, eigentlich "der" ruhigen Minute des gestrigen Tages, als mir aus sehr heiterem Himmel klar wurde, dass irgendwann auch der nächste runde Geburtstag vor der Tür stehen wird.  Und gestern gab er erste Klopfzeichen von sich. Unüberhörbar, auch wenn ich mich noch so taub stelle.

Nach einer kurzen Panikattacke dann mal Durchatmen und Nachrechnen. Noch 3 Jahre und 2 Monate Zeit. Eigentlich recht viel. So viel Zeit eigentlich, dass ich jetzt noch keinen Gedanken daran verschwenden müsste. Aber.

Aber ich bin bekannt dafür, dass ich meiner Zeit voraus bin. Wie viele Chefs habe ich in den Wahnsinn getrieben (falls sie nicht bereits vorher dort waren), weil ich mit meiner Arbeit schneller fertig war, als sie sich was Neues für mich einfallen lassen konnten.

Doch das jetzt ist anders. Die solide Überlegung: wenn ich schon jetzt mit der nächsten Krise beginne, bin ich rechtzeitig vorher fertig. Rechtzeitig? Vorher? Rechtzeitig wofür?

Jetzt sitze ich also da und überlege mit der nächsten Krise zu beginnen. Aber wie beginnt man so eine Krise? Hat da jemand Erfahrung damit?

Der Vorteil jedenfalls, wenn ich bereits jetzt damit begönne (hübsches Wort aber auch!), wäre zweifellos, dass ich die zugehörigen Bekämpfungsmaßnahmen entsprechend früher einläuten dürfte. Die da sein könnten: haltlose Granteln (eigentlich nicht so mein Stil, aber ich könnte es mal versuchen), Paragliden (muss man irgendwann getan haben, oder?, und Fallschirmspringen heb ich mir lieber für die übernächste Krise auf), Barhocken (muss man auch mal getan haben), und, ja, die kleine Weltreise für eine Person.

Nicht, dass ich nicht lieber zu zweit weltreisen würde. Doch der Liebste verweigert 1. jegliche Art von Krise und 2. jegliche Art von Zufrühkommen. Eine schlechte Kombination im Leben mit einer notorischen Profilakterin. Er zeigt hier wohl Symptome der neumodischen Profilaktoseintoleranz. Und dann wäre da natürlich auch noch die zentrale Frage, wie wir uns das finanzieren sollten. Mit dem Erwirtschaften allein wird sich das wohl nicht ausgehen, das mit dem Lottogewinn versucht der Liebste schon seit Jahren erfolglos. Bleibt nur noch das Reichheiraten. Gute Idee eigentlich. Wie wäre es denn, wenn wir beide reich heiraten würden? Und dann zu notorischen Fremdgängern würden. Das könnte klappen. Gibts hier vielleicht schon Erfahrungsberichte meiner LeserInnen?

Warum ich das Projekt Weltreise unbedingt realisieren will? Schon wieder realisieren will. Weil ich die, die ich auf Reisen bin, viel besser leiden kann, als die im Alltag. Irgendwie ist die netter, fröhlicher, unbeschwerter, unkomplizierter. Alles was ich gerne immer wäre. Aber bitte fragt mich nicht, wie ich da konkret bin – fragt meinen Liebsten und hört einfach nicht hin, wenn er von haltlosen Buchhandlungsüberfällen und Marktbesuchsorgien spricht, es gibt noch viele andere Details! Und fragt mich bitte nicht, warum das im Alltag nicht geht. Es geht einfach nicht. Alles probiert. Kein Vergleich.

In Wirklichkeit, glaube ich, habe ich mit den oben genannten Bekämpfungsmaßnahmen bereits begonnen – vor Längerem. Mit dem faltbaren Wäschekorb für das Wohnmobil und neuerdings mit Eiskompressen. Ja, Eiskompressen für Backrohr, Mikrowelle und Tiefkühler, d.h. eigentlich für den nicht mehr ganz taufrischen Körper. Sehe ich Fragezeichen auf euren Gesichtern? Die knieschmerzanfällige Bloggerin baut vor und verzichtet zugunsten der kleinen Eiskompresse im Gepäck gerne auf das eine und andere Kleidungsstück!

Und in Ermangelung dieses Womos auf vier Rädern mutiert zwischenzeitlich mein neues Rad zu einem solchen: im Körbchen das kleine Survival Kit für zwischendurch. Bei Sturm und Drang ziehen wir aus, das Fahrrad einzuweihen, auch wenn Wind und Kopf um die Wette wehen. Doch nach nur 3 km geht fast nichts mehr. Das niegelnagelneue Rad hat sich von seiner Gangschaltung verabschiedet. Armselig hängt das Teil, das Max als Gangschaltung identifiziert, herunter, ein Teil scheint sich abzulösen. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass da bei der Montage scheinbar versucht wurde, etwas zu kleben, was einst eine gediegene Gangschaltung eines renommierten Herstellers war. Sehr dilettantisch geklebt. Weniger dilettantisch ist meine Wut. Ein neues, noch nicht mal billiges Fahrrad und dann ein stümperhaft geklebtes und nicht funktionierendes Teil. So gurke ich eben mit 8 Gängen statt mit 24 gegen den Sturm und meine Wut an. Während der Sturm nach der halben Strecke jedoch in Rückenwind umschlägt, kann es ihm meine Wut leider nicht gleichmachen; sie begleitet mich in unverminderter Stärke bis nach Hause und weit in den Nachmittag. Dazu kommt noch mein Ärger über meinen Ärger. Eine vertrackte Sache aber auch.

Dazu kommt dann noch ein Haufen (!) Gartenarbeit, der an den Händen ziemlich unschöne Spuren hinterlässt. Oja, ich besitze Gartenhandschuhe, wunderschön bunt geblümte, nagelneue Gartenhandschuhe. Diese sind jedoch so schön, dass ich sie mir keinesfalls schmutzig machen will. Also ende ich nicht nur verärgert, sondern auch verschmutzt und zerkratzt – aber die Handschuhe sind geblieben, wie sie waren: wunderschön und unbefleckt bunt geblümt! Das wird sie von den Herren vom Fahrradgeschäft unterscheiden, soviel ist gewiss: denn ob diese unzerkratzt und wunderschön bleiben, ist angesichts meines Fahrradfrusts mehr als fraglich.

P.S. Dass die GENUSSMEILE dieses Monat 6 Stunden zu früh ausgesendet wurde, anstatt erst um 00:01 des 12. Aprils, ist übrigens nicht meine Schuld. Auch dem Liebsten passieren manchmal Lapsi beim Schedulen, die sonst mein Privileg sind…


Kommentare

Profi(!)laxe für eine Krise — 2 Kommentare

  1. Karo: Meine Krisen verschwinden ja auch von selbst – aber manche Bekämpfungsmaßnahmen machen mir einfach sooo Spaß, und krisenbedingt legitimierte Bekämpfungsmaßnahmen darf man dann doppelt zelebrieren. Habe mich ja im Verdacht, dass ich eben deshalb schon frühzeitig mit den Krisen beginne, aber wenn man grad eine braucht (um mit eben diesen Maßnahmen beginnen zu dürfen), ist meistens keine zur Hand… Sponsoring klingt gut, habe aber leider (noch) keine einschlägigen Kontakte. An den Logos würde es gewiss nicht scheitern…

  2. Zur Krise hab' ich keinen wirklich zweckdienlichen Hinweis, außer das bei bis jetzt alle Krisen nach einiger Zeit von selbst wieder verschwunden sind. Allerdings fangen sie halt bei mir nie so frühzeitig an, weiß also nicht, ob das bei Dir auch der Fall ist…
    Für die Weltreise schlage ich Sponsoring vor! Vielleicht kannst Du ja die nächste Weltreise dezidiert unter das Motto "kulinarische Genüsse" stellen und sie Dir z.B. von einem Gewürzhersteller finanzieren lassen. Ok, ja, zugegeben, hin und wieder sollte halt auf dem einen oder anderen Foto das Logo zu sehen sein, aber das wird sich doch machen lassen, oder? 😉

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