Wie entsetzt frau einen Verkäufer – Teil II

Zentrale Frage des Tages: Wie entsetzt frau einen (weiteren) Verkäufer?

Zur Erinnerung – was bisher geschah: frau (ich) sucht neues Fahrrad. Will sich zum Befremden der männerdominierten Radverkäufer nicht mit einem weißen, grauen oder schwarzen Rad begnügen und brimingt mer wieder Fremdwörter wie "bunt", "schöne Farbe" oder gar "fröhliche Farbe" in die doch sehr techniklastigen Dialoge.

Aber besser wieder mal der Reihe nach. Samstag Morgen. Radfahren. Radfestival am Wiener Rad(!)hausplatz vor dem Rathaus. Enttäuschende Fahrradaussteller, die sich wieder mal nur mit Mountain Bikes und Designer-Kinderrädern präsentieren. Da wir aber mit dem Fahrrad in die Stadt fahren, ergibt sich die fantastische Gelegenheit, am Rückweg auf ein spätes 13-Uhr-Frühstück im ziemlich neuen Motto am Fluss, sprich Schiff am Donaukanal, einzukehren. Wunderbar kreative Speisekarte, ausgesprochen nette Location, ausgezeichnetes Essen! Life is good. Zurück in Transdanubien fällt die Entscheidung für das bereits gestern bei Hervis entdeckte Komfortbike. In besagtem weiß-silber (klingt ja doch besser als weiß-grau).

Im Zuge der Testfahrt beim Sporthändler kommt es auch zur einfachen Antwort auf die Eingangsfrage "Wie entsetzt frau einen Verkäufer?": Indem frau nach einer bunten Klingel fragt und dann die bunteste – okay: die einzige bunte außerhalb der Kinderabteilung – kauft! Und das, nachdem ich mich bezüglich des Radfarbwunsches ohnehin geschlagen gegeben und mich für eine weiß-silberne Ausführung (wobei das silber sehr beschönigend für aschgrau ist) entschieden habe. Ja selbst beim Fahrradkörbchen gibt es nur grau und schwarz und sogar die nahezu hippe Textilkörbchenvariante kommt, man glaubt es kaum, in weiß-grau-schwarzem Muster daher! Ich versteh sie nicht, die Designer! Es besteht wohl keine Gefahr, dass ein Mann mit einem Korb am Rad herumfährt, also könnte man diese doch auch etwas femininer und insbesondere fröhlicher gestalten, oder???

Der durchaus bemerkenswerte Dialog zwischen dem ausgesprochen netten jungen Mann in der Radabteilung und mir geht etwa so:

Er: Zubehör wird übrigens gratis montiert.

Ich (erfreut): Das trifft sich gut. Ich brauche noch eine Klingel.

Er (verwirrrrrrt): Es ist aber eh eine Klingel am Rad!

Ich (kapiert der gar nix?): Ich weiß. Aber die ist nicht so schön (meine in Wirklichkeit aber: die ist ollegrau und absolut nicht motivationsfördernd)!

Er (geht zum Regal, zeigt ungläubig, aber mit einer starken Vorahnung ins Gesicht geschrieben auf die bunte Klingel – wieso er ahnt, dass es die bunte sein soll, kann ich nur erahnen, denke jedenfalls, dass es sich bei diesem Mann um ein außergewöhnliches Exemplar mit einer überdurchschnittlich hohen emotionalen Intelligenz handeln muss): DIE???

Ich (übers ganze Gesicht grinsend): Ja genau, die schöne bunte!

Er (beim immer noch ungläubigen Blick, den er rund um die mit bunten Blumen bedruckte Klingel schweifen lässt): Naja, Retro hat man ja jetzt.

Ich (wortlos): Wie? Was? Retro?

Abruptes Ende des Dialogs angesichts nun beidseitiger Ungläubigkeit. 

Weniger aus der Fassung bringt ihn die Tatsache, dass ich mir auch ein vorne montierbares Körbchen zulegen will, das ich auch so nenne: Körbchen. Aus der Fassung bringt er sich erst selbst, als er auf die Rechnung ebendieses, seinem maskulinen Wortschatz unangemessenes Wort schreibt: Körbchen. "Jetzt schreib ich doch tatsächlich Körbchen", sagt er kopfschüttelnd und fast schon grinsend.

Mich wiederum bringt nur der erneute Farbmangel der Körbchen (siehe oben) aus der Fassung. Aber egal: ich will ein Körbchen. Ein Körbchen mit integrierter Ablaufvorrichtung in Form der den meisten Drahtkörben eigenen Löcher, falls der Badeanzug wieder mal nass, die Milchpackung undicht oder die Eiswürfel im fahrbaren Picknick-Caipi zu schnell geschmolzen sein sollten. Dann eben in grau. Ich darf halt nur mehr bunte Sachen darin verstauen, denke an Kirschen, Erdbeeren und Tomaten, ein sehr buntes Badetuch oder einen Stapel bunter Bücher. Das dürfte lösbar sein!

Zuhause dann die fast schon wöchentliche Saturday Cooking Night, eine kleine Orgie für 2 Personen in Sachen Kochexperimente, Genussmeilen- und Picknickvorbereitungen. Diesmal mit Lachs-Bärlauch-Blätterteigröllchen, Chocolate Crunch fürs Frühstück oder Dessert, Ricottacreme mit Beeren und Chocolate Crunch und eine Schweine-Pistazien-Terrine mit Mango-Chutney. Für das australische Brot bin ich heute wirklich schon zu müde, doch bereits am Sonntag in der Früh beginnt es in der Küche nach Australien zu riechen! Der Damper mit Sauerrahm, Cheddar und Kräutern soll das Radpicknick aufwerten und wird ebenso wie die meisten anderen Kreationen ein großer Erfolg.

Leider ist es aber so, dass die Ricottacreme aber nach Genaunix schmeckt, und genaunix find ich dann doch ein bisschen wenig. Wie Max so schön meint, gibt es den Genaunix ja nicht mal bei Asterix… Also wird abgeschmeckt, angewürzt, umgerührt, bis alles sitzt, passt und eigentlich keine Luft mehr hat, wobei sich Letzteres wohl eher auf die genüsslich kostenden Köche bezieht. Aber das macht nichts. Es ist Wochenende und: Life is good.

 

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert