Florida, sunny side up

Für Uneingeweihte: Sunny side up ist die amerikanische Bezeichnung für Spiegeleier – und das trifft heute auch auf uns zu. Damit liege ich mit meinem Jahresmotto "Lebenskunst" äußerst gut im Rennen! Nur mehr 363 ebenso perfekte Tage und der Neujahrsvorsatz ist zu 100% erfüllt.

Alternativer Titel des heutigen Tages: 2 Haustiere, die 3 heiligen Flamingos und 10 Dinge die ich nicht sammle

In der Früh fahren wir noch einmal auf die Trauminseln Sanibel & Captiva Island; wir frühstücken im Lighthouse Cafe und mieten dann Fahrräder. Echte. Solche mit Gangschaltung (7 speed) und Handbremsen und Körbchen, wodurch der Riesenlenker gleich weniger einschüchternd wirkt! Weiterhin gewöhnungsbedürftig ist er allerdings schon, der Lenker, der mich sehr ans Lastwagenfahren erinnert, auch wenn ich diese Rolle eigentlich nur vom Beifahrersitz aus kenne (und das ist mehr als 40 Jahre her).  Zunächst radeln wir zum und durch den Ding Darling-Naturpark, wo wir uns wieder einmal unter die Ornithologen mengen. Wir wissen mittlerweile, dass der "red-shouldered hawk" keinen Funken Rot aufweist und dass Pelikane genetisch bedingt aus dem Bild fliegen, aber imposant ins Bild bremsen.

Danach fahren wir bei herrlich blauem Himmel entspannt die Insel entlang, bis wir irgendwann oben in Captiva sind – wie wir feststellen nach 20 km. Wer soll das zurückradeln??? Wir sind ja doch etwas aus dem Training. Wir pilgern ein wenig herum, sehen auf dem Strand nach dem Rechten und machen im RC Otter's Halt. Von dort beobachten wir hoch oben in einem Baum einen "Osprey" (so Max' Theorie), der genüsslich einen Fisch verspeist.

Auf dem Rückweg kommt es, wie es kommen musste: es hat ein ziemlicher Gegenwind eingesetzt und die Meilen sind plötzlich auch nicht mehr, was sie vorher waren, denn sie werden immer länger, die Oberschenkelmuskel immer härter und oft ist minutenlang kein Fotomotiv in Sicht, das eine gute Ausrede zum Absteigen abgeben würde. Das ändert sich dann aber bald wieder, denn interessante Weihnachtsdeko springt uns auch heute wieder ins Auge.

Meine heutigen Favoriten: die drei heiligen Flamingos!!! (siehe unten)

Das Angenehme beim Radeln hier: es gibt auf den Inseln eigene Radstreifen und anders als beim Autofahren kann man auch für Fotos problemlos stehenbleiben. Nach 4 Stunden sind wir fix und foxi und geben die Räder zurück. Wir wollen uns am Strand erholen, doch gerade jetzt zieht es zu, die Sonne verschwindet und wir sehen unsere sonnige Siesta in den Wolken verschwinden. Ich packe meinen Einser-Schmäh aus und erkläre Max, was es in diesem Fall zu tun gilt. Wir gehen einfach ein wenig bummeln – danach ist es sicher wieder sonnig. Gesagt, getan! Wer zuschlägt, ist heute allerdings Max, der seine Urlaubs-T-Shirt-Kollektion allein der Marke "Life is good" auf ganze 4 Stück ausweitet. Zugegeben: superwitzige Motive, und dass ein Teil des Erlöses kranken Kindern zugute kommt, ist eine perfekte Legitimation, selbst für einen Mann 😉

Ich entdecke dann aber noch etwas Anderes, was unbedingt mit muss: es ist, wie nicht anders zu erwarten, sehr sehr unhandlich und ganz toll. Doch wir beschließen, dass wir es im Koffer transportieren können, ohne dass es kaputt geht und ohne dass der ohnehin schon übervolle Koffer platzt. (Zweiteres glaube ich allerdings erst, wenn ich es sehe.) Es ist jedenfalls eine wunderbar fröhliche Erinnerung an einen wunderbar unbeschwerten Urlaub und wird einen Ehrenplatz an einer meiner Wände bekommen. Was es ist? Lässt sich schwer beschreiben: es heißt "Last Resort" und ist eine 3D-Collage aus Metall und Holz und vielen karibischen Farben. Wer es sehen will, muss sich einfach in den nächsten Monaten mal bei mir einladen!

Mein Schmäh funktioniert tatsächlich. Tatata! Nach der Shoppingrunde ist die Sonne wieder da und wir lassen uns am Strand nieder. Muscheltechnisch ist dieser zwar auch schon abgegrast, aber den todmüden Oberschenkeln ist das sowas von egal, denn die 4 Muskelkater, die gerade heranwachsen und sich für länger als neue Haustiere niederlassen zu scheinen, haben es schon jetzt in sich.

Beim Bummeln wünsche ich mir wieder einmal sehnlichst ein Wohnmobil, damit man nicht bei jedem größeren oder schwereren Ding überlegen muss, ob und wie man es im Flugzeug nach Hause transportieren kann. (Ihr erinnert euch an die Verkäuferin, Stichwort: "I did not know you could drive here", an die ich nun natürlich ebenfalls denke.) Doch selbst wenn wir ein Womo hätten und man damit in 30 Stunden oder von mir aus etwas länger nach Europa fahren könnte, so Max' unsachlicher Einwand, wo würde ich denn dann all die großformatigen Bilder und Kunstwerke hinhängen? In einem Wohnmobil, das ungefähr so viele freie, gerade Wände hat wie ein Katzenkisterl – vermutlich sogar weniger. Nach den Dan Mackin-Gemälden und dem heutigen Kunstwerk entdecke ich schließlich noch etwas, was mein Herz höher schlagen lässt und kurzfristig droht, meinen Verstand gänzlich auszuschalten: ein 1000-teiliges supertolles Puzzle, leider in einem Riesenkarton! Wieder einmal hat Max Recht: wo würde ich in einem Womo Platz finden, 1000 Teile auszubreiten und zusammenzusetzen, wo man meistens schon Schwierigkeiten hat, 2 Teller und 1 Salatschüssel gleichzeitig auf dem Tisch anzuordnen? Dann wären da aber auch noch Sonderangebote, wie 3 Towels um 10 USD – wunderschöne Badetücher mit 100% Urlaubsflair. Aber ehrlich: DIE würde ich in einem Womo unterkriegen, und die hübschen Vasen auch, selbst wenn man dafür erst eigene Halterungen erfinden müsste!

A propos Erfinden: Heute entdecke ich etwas, was in den USA eigentlich eine Marktlücke sein müsste: einen Plastikfolienüberzug im Weihnachtsdesign für Mailboxen, doch das dürfte sich noch nicht herumgesprochen haben. Ebenso wie der handdekorierte Gehstock einer alten Dame, die diesen als Candy Cane diagonal mit rotem Samtband umwickelt hat. Auch das wäre doch im weihnachtsirren und kommerziell denkenden Amerika eine Weihnachtsmarktnische, die nur darauf wartet, erschlossen zu werden!

Genial: der Candy Cane-Gehstock einer älteren Dame und der saisonal passende Plastiküberzug für die Mailbox

Da wir aber kein Womo besitzen und der Landweg nach Europa auch noch der Erschließung harrt, begnügen wir uns shoppingtechnisch mit dem Nötigsten und beenden diesen Tag. Am Heimweg dann zu guter Letzt noch ein Stopp beim Red Lobster auf ein Surf & Turf Dinner, das wir uns heute mit mehr als 40 km wirklich redlich verdient haben. Zu allerbester Letzt testen wir dann noch – nach einer Aufwärmwartezeit von 2 Stunden! – den hiesigen Whirlpool mit Blick auf Garten und Häuschen und romantische Laternen. ("rohmanntisch" eventuell nach Diktion mancher Männer, die dieses Wort eventuell nicht buchstabieren können)

Doch damit nicht genug des Philosophierens: während der Autofahrt kommen wir aufs Sammeln zu sprechen, nur weil ich gerade ein Sackerl Sand und Muscheln im Auto verstreut habe. Doch ich behaupte kühn, dass mir spontan 10 Dinge einfallen, die ich nicht sammle. Die da wären (in der Reihenfolge des Mir-Einfallens):

1 Fotos von Radiergummis
2 Nabelfussel (trotz meiner Vorliebe für den Außerirdischen, Alf)
3 Glühbirnen
4 Erdnussschalen (wobei, wenn ich genau darüber nachdenke, daraus könnte man doch…)
5 Unnötiges Wissen (manchmal ja nicht mal das nötige)
6 Schnitzarbeiten (außer in Karibikfarben)
7 Autos (außer sie sind ganz klein und haben hohen Erinnerungswert)
8 Schirmkappen
9 Souvenir-Silberlöffel
10 Handtaschen (denn alles unter 50 Stück zählt nicht)

Wer angesichts dieser Liste meint, dass mir die Hitze oder die 40 km zugesetzt haben, liegt vielleicht gar nicht so falsch. Und das tut meinem Image wahrscheinlich auch gut… Und vielleicht fallen mir in den kommenden 363 Tagen ja noch ein paar Dinge ein, die ich garantiert und ganz sicher nicht sammle (außer…)

 Die Skurillitäten des heutigen Tages: die Flamingo-Orgien eines Feriendomizils

 


Kommentare

Florida, sunny side up — Ein Kommentar

  1. Guten Morgen aus Deutschland – wie immer ist dein Reisebericht das erste was ich nach dem Aufwachen bei einer Tasse Kaffee lese und mich schon am frühen Morgen bei ca 0 Grad Aussentemperatur daran erfreue – du schickst mir etwas Sonne aus Florida mit 🙂  Hoffe deine Vorsätze bleiben auch die restlichen Tage des Jahres aus jedem Tag das Beste zu machen. 
    Heute startet auch wieder meine neue Arbeitswoche – die erste in 2011 – mit kratziger Stimme – aber ansonsten soweit wieder fitter. Schade das meine freien Tage krankheitsbedingt gewesen waren. Ce la vie!  Es gibt noch mehr Tage die ich sinnvoll nutzen kann. Würde gerne das Bild mal sehen….wenn Matu lernt den Kater seine Spritze zu geben, kann ich vielleicht mal ein langes Wochenende vorbei schauen 🙂 

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