Weil es heute bedeckt ist, wir Lust auf etwas Abwechslung am Frühstückstisch haben und die hiesigen Fahrräder mal testen möchten, beginnen wir den 30. Dezember mit einem Besuch des lokalen Farmers' Market unter der Caloosahatchee Bridge. (Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das bedeutet: der Name gefällt mir, ebenso wie der kürzlich entdeckte Pelican Bay Boulevard, auf dem ich schon wegen der Adresse gerne wohnen würde.)
Der Markt ist klein, das Abenteuer groß. Denn die in unserer reizenden Barra Villa zur Verfügung gestellten Fahrräder haben Ähnlichkeit mit den hiesigen Autos: sie haben Automatik und keine Gangschaltung. Automatik heißt bei den Fahrrädern: einmal in Schwung gebracht, fahren sie und fahren sie und fahren sie, bis man umfällt, denn die bremswilligen Hände greifen ins Leere. Denn es gibt nicht einmal eine einzige Handbremse! Also schnell an den Rücktritt der Kindheitstage erinnert und nach hinten getreten. Außer einem minimalen Schleifgeräusch bewirkt dies allerdings nichts, jedenfalls kein Anhalten im herkömmlichen und gewünschten Sinn, schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass hier alle Gehsteige, auf denen man notgedrungen radeln muss, behindertenfreundlich und radfahrergefährdend abschüssig sind.
Andererseits haben die Räder hier auch Ähnlichkeit mit Harleys, denn die Sitzhaltung erinnert stark daran – und der Sattel ist überhaupt bequem wie ein Sofa. Die wenigen Leute, die um 8 Uhr an diesem Donnerstag bereits auf der Straße sind, schauen befremdet, denn mitten in der Stadt wird scheinbar nicht Rad gefahren (und wenn dann vielleicht nicht mit drei Lagen Pullover wie ich an diesem 7 Grad-Morgen), am Markt selbst bekommen wir Komplimente und Bewunderung – ob für unsere mutige Radleistung oder unsere Bikes kann ich nicht genau sagen. Ich jedenfalls fühle mich wie eine (bald?) blutige Anfängerin und übe in unserer wenig befahrenen Gasse das Kurvenfahren, während Max ein Movie von mir dreht, das uns nachher schallend und Tränen lachen lässt. Ich bin sicher, meine kleine Nichte fährt besser Rad als ich auf diesem Monster! Wenn man nämlich seit mindestens 30 Jahren keinen Rücktritt mehr gehabt hat (ausgenommen wenige, ebenso abenteuerliche Radausflüge in Norddeutschland, wo Rücktritt scheinbar gang und gäbe ist, aber zumindest eine Handbremse vorhanden ist), ist es sehr schwierig, langsam um die Kurven zu fahren und dabei zu treten, um vorwärts zu kommen, und gleichzeitig rückzutreten, um langsamer zu werden – und das bei einem Lenker mit der Hebelwirkung einer mittleren Brechstange. Außer Lenken kann der Lenker übrigens gar nichts: an Licht, Tacho oder zumindest eine Klingel kann man sehnsüchtig denken, aber das ist auch alles. Absolut nackig schweift der Blick immer ins Leere, wo man gerade radnotwendiges Zubehör sucht.
Außerdem soll man hier nicht auf der Straße fahren, da, so der Reiseführer, die Unfallgefahr sehr hoch ist, weil die Autofahrer dies nicht gewohnt sind. Und auf den schmalen Gehsteigen kann es gelegentlich eben doch vorkommen, dass mal ein Fußgänger mit Hund des Weges kommt – wobei auch das nicht so häufig sein wird, rede ich mir ein, denn hier wird jeder Meter mit dem Auto gefahren. Vielleicht gibt es neben Drive-Through Pharmacy, Drive-Through ATM (Geldautomat) und Drive-Through Library ja auch Drive-Through-Hundegassi. Das fände ich genial, denn dann müsste ich mich nicht sorgen, ob ich rechtzeitig bremsen kann und im Fall des Falles womöglich einen Hundetod verantworten muss.
Der Markt selbst ist mit 6 Ständen eher klein, doch der Stand von JC's Daily Bread aus Port St. Lucie (3 Stunden nördlich von hier, wie man uns erklärt!) bietet etwas ganz Tolles: mind. 30 Sorten Brot, darunter auch Sorten wie "Dark Chocolate", "White Chocolate & Raspberry" oder "Granola Pecan". Wir tun, was wir nicht lassen können, besorgen Dark Choc Bread und bereiten French Toast damit zu! Dazu servieren wir uns, wer errät es?, natürlich Mango! YUMMY!
Nach dem Frühstück brechen wir am Nachmittag (ja, selbst wir Morgenmenschen gehen bei erbärmlich bedecktem Wetter schon mal nahtlos vom Frühstück in den Nachmittag über!) noch einmal mit den Rädern auf. Zum Geocachen sollte das Wetter ja reichen! Das Wetter schon, aber wir leider nicht… |
Aus der Man-Serie des heutigen, etwas unterspektakulären Tages: |
Man looking for a geocache, in vain (Mann bei der vergeblichen Suche nach einem Geocache) Man looking for another geocache, in vain again (Mann noch einmal bei der vergeblichen Suche nach einem Geocache) |
Nachdem wir zwei (allerdings als schwierig ausgewiesene) Caches nicht gefunden haben und beim frustrierten Radeln zu einem dritten in einer sehr dubiosen Gegend landen, hören wir auf unseren Instinkt und drehen um. Plötzlich sind wir nämlich zwischen Highway und Slums gelandet und fühlen uns gar nicht mehr wohl. |
Zur Rettung eines matten Tages folgt abends noch ein dritter Ausflug – zur Movie Night & Lobster Night im Kino mit den "Little Fockers" (Teil 3 der komischen Filme "Meine Frau, ihre Eltern und ich" sowie dessen Folgefilm mit Robert de Niro, Barbra Streisand, Owen Wilson und Ben Stiller) und bei einem herrlichen Surf & Turf-Dinner im Red Lobster. Hier essen wir das bisher beste Essen dieses Urlaubs zu einem unglaublich günstigen Preis: dafür müssen wir bei der Bestellung aber jeder auch ungefähr 10 Entscheidungen treffen, mein Entscheidungspfad sieht so aus: Caesar Salad – Italian Dressing – Peppercorn Steak – Fried Shrimp – Baked Potato – No butter – Minute Maid Lemonade Lite. Absolut empfehlenswert diese Family Restaurant-Kette mit Neuengland-Flair und unlimited Cheddar Bay Biscuits, von denen die Kette jährlich 395 Millionen unters hungrige Volk bringt! |
Hier noch eine Skurrilität des Tages zum Thema Hundekult aus der Hauptstraße von Fort Myers: |
Wir sind im TAMPA HOME unter dem Dach – klein und fein!
eurer Appartmenthause schaut ja sehr schön aus! Welches Themenzimmer habt ihr? 🙂
Zu meiner Ehre aller NORDDEUTSCHEN Radfahrer muss ich sagen, WIR haben NICHT nur Räder mit Handbremse und Rücktrittsbremse – es fahren nicht alle diese HOLLANDRÄDER (so, nun habe ich den schwarzen Peter mal ins Nachbarland weitergegeben*lol*) Ich kann mit solchen Rädern gar nicht fahren, alleine der Lenker dieser Art läßt mich Schlangenlinien fahren….Viel Spaß, schönen Jahreswechsel! Bis 2011 – man sieht sich!!!!