The way to Fort Lauderdale is paved with good intentions – and tempting beachside stops, so könnte das Fazit des Tages heute lauten. Denn am Weg in das "Venedig der USA" verlocken immer neue Strände, auch wenn das Parken mühsam und relativ teuer ist.
Die guten Vorsätze für den Tag: uns einfach in altbewährter Auszeitmanier treiben lassen. Der erste Stopp, der – heute erst gegen 10 Uhr! – unseres Weges kommt, liegt in Hollywood, Florida, dessen Existenz sich mir bisher nicht erschlossen hatte. Der urige Ort, eigentlich mehr eine Durchzugsstraße entlang einer sehr sehr langen Strandmeile, bietet nette Lokale, einige Tiki Bars, viel Sand, viele fröhliche Menschen und sommerliches Urlaubsflair. Man beachte allerdings die weihnachtlichen Bemühungen, etwa in Form von Tannenzweigen und überdimensionalem Eiskristall an den Straßenlaternen!
Dann gehts weiter nach Fort Lauderdale, das neben einer netten Flanierstraße inklusive einem Tommy Bahama Store, in dem ich mein erstes Weihnachtsgeschenk von Max bekomme, mit vielen Straßenlokalen (sehr gut das Mangos mit leckerem gebackenen Brie im Brotlaib mit Macadamianüssen und Mango Chutney! nach dem allerdings kein Platz mehr ist für die himmlischen Cheesecakes der Cheesecake Factory – der Chocolate Raspberry Truffle Cheesecake hier oder der Brownie Sundae Cheesecake hätte mir gut gefallen) vor allem durch sein Kanalsystem überzeugt. An den Kanälen liegen die Traumvillen der Reichen, ihre weihnachtlich geschmückten Yachten und all das unter Unmengen an Palmen. Sachdienliche Hinweise, wie man auf die Schnelle zu einem Lotto-Zehner kommt, nehme ich heute besonders gerne entgegen! Freie Immobilien sowie freie Grundstücke gibt es hier in rauen Mengen, auch wenn einiges etwas angestaubt wirkt.
Amüsant in den USA finde ich, was wofür als Werbefläche genutzt wird. So bezweifle ich etwa, dass in Wien ein Anwalt auf einer Bank an der Bushaltestelle sein Konterfei inklusive Werbung für seine Anwaltskanzlei (und Hinweis auf seine FBI-Vergangenheit) positionieren würde!
Auf der Rückfahrt am Nachmittag dann ein weiterer ungeplanter Stopp: für meine Fotoserie der Baywatch-Hütten lacht mich der Strand von Sunny Isles an. Schon wieder so ein hübscher Ortsname! Ob es wohl Leute gibt, die nur wegen dieses Namens hierher ziehen – so wie es Leute geben soll, die Bücher nach dem Aussehen der Covers kaufen?!
Überhaupt stellt sich mir dieser Tage wieder einmal die Frage nach dem aktuellen Ranking der Städte, in denen ich mir vorstellen könnte länger zu leben. Weiterhin unbestritten die Nummer 1 ist Sydney, doch auf Platz 2 mischt mittlerweile auch Miami mit und versucht, Noosa und San Francisco den Rang abzulaufen. Auf Platz 3 hat sich jetzt Fort Lauderdale zu New York und Hamburg gesellt und sorgt so für mehr Auswahl, als ich gerade brauchen kann.
Hier in Sunny Isles kommt es zur ersten skurrilen Begegnung des Tages: während Max am endlos scheinenden Strand etwas Sonne tankt und mir in weiser Voraussicht noch empfiehlt, "mich nicht von fremden Menschen anquatschen zu lassen", wandere ich mit der Kamera in der Hand den Strand entlang. Zuerst die gelben Hütten, dann die rosa. Kurz vor dem Betreten des Strandbereichs mit den rosa Baywatch-Hütten entdecke ich ein Schild, das mich darauf hinweist, dass ich in diesem Bereich auf Nacktbader stoßen kann. Okay, so what?, denke ich naiv und vom Durchradeln donauinsel-FKK-gewohnt und gehe weiter. Nach zwei Schritten gesellt sich plötzlich ein Farbiger (glücklicherweise bekleidet) an meine Seite und kauderwelscht etwas von wegen, dass hier die Leute nackt baden: "Do you know that there are nude people here?" Ich bin ja nicht blind, denke ich, und sage: "Yes, I know", und gehe unbeeindruckt weiter. Doch der Kerl weicht nicht von meiner Seite und quatscht auf mich ein. Irgendetwas von wegen Fotos… Irgendwann kneiße ich, dass er nicht um meine Unschuld beim Anblick nackter Menschen besorgt ist, sondern um deren Ehre, falls sie auf einem meiner Fotos landen. Ich beteuere, dass ich nur die Baywatch-Hütten fotografiere, doch das lässt den Typen kalt. Was will er eigentlich? Er ist auch niemand Offizieller – meint er es nur gut und ich weiß das nicht zu schätzen? Mit voller Konzentration blicke ich hauptsächlich zu Boden, sprich: auf fremde und zumeist ebenfalls nackte Füße, und richte die Kamera besonders ostentativ auf die Hütten – und dann kehre ich rasch um. Ganz einordnen kann ich diese Episode nicht, noch dazu wo ich finde, dass jemand, der sich nackt irgendwo zeigt, auch damit rechnen muss, dass er in 1 mm Größe auf irgendwessen Foto landen kann.
Ein Model und ein Fotograf etwas unpassend im Bekleidetbadeabschnitt: |
Ende gut, alles gut: Nach dem Anquatschen durch einen Fremden, einer ausgedehnten Fotoorgie allein am Strand entstanden folgende Fotos aus der "Man"-Serie: "Man looking for his wife" und "Man who found his wife".
Nachdem ich die Baywatch-Hütten von allen Seiten und in allen Farben fotografiert habe, geht es zurück zum Apartment, nicht ohne unseren obligaten Stopp im Publix-Supermarkt. Hier kommt es zur nächsten amüsanten Begegnung. Und damit meine ich weder den Herrn, der in einem offenen Rucksack seinen Hund am Rücken durch die Gänge trägt, dabei aber nicht bemerkt, wie der Hund immer kurz davor ist, nach interessanten Lebensmitteln in den Regalen zu schnappen, und auch nicht jenen Herrn, der mit zwei riesigen Einkaufstüten in der Hand auf die öffentliche Waage steigt und kreidebleich und kopfschütteln sein Gewicht abliest – bis er mich grinsen sieht, die Tüten abstellt und nochmals auf die Waage steigt, mit Erfolg, wie sein zufriedener Blick andeutet. Ich durchforste gerade ohne Max die Trockenfrüchte-Abteilung für das Weihnachtsmenü, als sich ein Mann dicht an mich heranprescht und mit zu Bodem gerichteten Blick in verschwörerischem Tonfall ganz dicht an meinem Ohr flüstert: "Do you know what shallots look like?" Wie enttäuschend: jetzt hätte ich aber eine einschlägigere Frage erwartet. Ich blicke ihn an, sehe seine lange Einkaufsliste, auf der noch kaum ein Häkchen zu sehen ist, seinen leeren Einkaufswagen, seinen verzweifelten Blick und freue mich, dass ich helfen kann. Da wir gestern Schalotten hier gekauft haben, weiß ich sogar ganz genau, wo er sie finden kann!
Zum Abschluss eines wunderschönen 23. Dezember kümmert sich besagter Mann um das Abendessen mit gebratenem Lachs und Limettennudeln, während frau versucht, den Tag bloggenderweise aufzuarbeiten, um am morgigen Heiligen Tag nicht wieder um 5 Uhr aufzuwachen, um das Blog zu schreiben! Happy Holidays schon jetzt!