Bald: ein Schneevogel sein

Tock, tock, tock: kritische Blogeinträge beginne ich sicherheitshalber mit lautstarkem Klopfen auf Holz. Denn wenn alles gut geht und uns weder streikendes Flughafenpersonal noch unerwartete Schneefälle einen Strich durch die Urlaubsrechnung machen, …

… so hätte ein erfreulicher, weil urlaubsvorfreudiger Blogeintrag beginnen sollen. Doch bevor ich noch den obigen Satz fertig stellen konnte, erreicht mich ein Hiobsanruf von Max. Die Zubringerflüge nach Frankfurt und überhaupt fast alle innereuropäischen Flüge nach/von Frankfurt sind heute allesamt gestrichen worden – während der heutige Flug von Frankfurt nach Miami wohl stattfand, tat er dies eben nur für Leute, die es irgendwie nach Frankfurt geschafft haben. Und innereuropäisch geht derzeit schneebedingt gar nichts. Was tun?

Spontane, wenn auch verzweifelte Idee: Nachtzug von Wien nach Frankfurt und dann hoffen, dass der Flug Frankfurt-Miami auch morgen einigermaßen planmäßig durchgeführt wird. Doch nichts da! Wenn wir den Zubringerflug nicht antreten, verfällt auch das Weiterflugticket nach Miami! (Kleines Detail am Rande: In Frankfurt sind aufgrund der akuten Lage alle Hotels ausgebucht!)

Andere Alternativen nach Stunden mit Besetztzeichen und giftigen Warteschlangen am Telefon: Hoffen. Hoffen, dass morgen alles anders ist. Dass man uns über Zürich oder Düsseldorf umbucht. Oder über Charlotte irgendwo im Süden der USA. Süß! Wir sind ja höchstwahrscheinlich nicht die einzigen, die diese Umbuchung dann benötigen würden. Und unsere Umbuchungserfahrungen aus dem letzten Jahr, wo wir in Washington gestrandet sind, sind alles andere als glorreich! Wir wissen allerdings seither, wie es sich lendenwirbeltechnisch anfühlt, wenn man mehrere Tage hintereinander je 6 Stunden am Stück in einer -Schlange steht! Wie man sich am Flughafen von Washington abwechslungsreich ernährt (Stichwort: beste amerikanische Zimtschnecken, mal mit Zucker- und mal mit Schokoguss). Und dass man am Flughafen von Washington zwar mind. 20 Arten von Bed Socks, aber keine Unterwäsche kaufen kann. Dass die trickreiche Reisende es mit ausreichend Verzweiflung und Chuzpe zwar schaffen mag, ein Standby-Ticket für den nächsten Weiterflug nach New York zu ergattern, dies aber nichts hilft, wenn dieser nicht stattfindet. Dass es auch ein Glück sein kann, wenn der Koffer verloren geht, da man so leichter mit dem Bus in Eigenregie weiterreisen kann. Eigentlich hatte ich genug für heuer gelernt.

Außerdem bin ich im Hoffen leider nicht sehr gut. Krisenmanagement, ja! Aber Hoffen? Nicht mein Stil. Das würde bedeuten: untätig herumsitzen und hoffen, dass wer anderer eine Lösung für mich findet. Naja, ganz stimmt das glücklicherweise nicht. Denn eine Hoffnung habe ich: Max. Der telefoniert nämlich gerade alles durch, was nicht niet- und nagelfest oder eingeschneit und unwissend ist. Die Herausforderung dabei: eine Auskunft darüber zu bekommen, wer uns morgen in der Früh (etwa um 4 oder 5 Uhr), wenn wir anweisungsgemäß im Internet die Lage gecheckt haben, telefonisch noch schnell umbucht – vorzugsweise auf einen Flug, der dann nicht gecancelt wird. Irgendwie kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass die ohnehin schon mickrig besetzten Anlaufstellen frühmorgens an einem Samstag die Anrufe entgegennehmen, zu denen man uns heute rät.

Eine steht allerdings fest: als ich in der Überschrift schrieb, dass ich bald ein Schneevogel sein werde, ein "snowbird", dachte ich weniger an einen durch den Schnee hüpfenden, sondern einen dem Schnee entflohenen Vogel, so wie die Amerikaner aus den nördlichen Bundesstaaten eben, die dem Schnee gen Süden entfliehen. Soweit zur Theorie.

In der Praxis heißt das: Doch MIT Wintergewand fliegen, da man ja nicht weiß, wo man wie lange strandet. Noch mehr Notfallsartikel ins Handgepäck packen, als wir ohnehin schon geplant hatten – inkl. aller verbliebenen Schokonikoläuse, die wir finden können. (Letztes Jahr hatten wir nämlich nur 5 Kit-Kat dabei, was uns nicht lange über die Runden gebracht hat.) Und es so sehen, wie ich es spontan getan habe, als mich Max erstmals mit der Hiobsbotschaft konfrontiert hat: "Super, endlich wieder ein Abenteuer!"

Fortsetzung folgt…


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