Es gibt Tage, da macht es mir nicht einmal etwas aus, dass ich nicht singen kann. Also nicht publikumstauglich. Also nicht vor Leuten, die mich auch später noch mögen sollen.
Tage, an denen ich es trotzdem tue und, in einer neu gefundenen Rolle, als trällernde Herbstliebhaberin durch die Straßen ziehe. Das mag feig sein, da das Trällern auf öffentlichen Straßen – im Gegensatz zu jenem bei Treffen und Veranstaltungen mit mir persönlich bekannten Menschen – die Gefahr verlorener Freundschaften drastisch reduziert. Weitere Maßnahme zur Risikominderung: ich tue dies mit Vorliebe in von mir nicht häufig besuchten Vierteln und Bezirken. Aber keine Angst, Hietzing, so schnell komme ich nicht wieder!
Tage, an denen ich gelassen stundenlang auf einem Magistrat zubringe, herumsitze und die Welt mehr als geduldig an mir vorüberziehen lasse. Und zwar in der dekadentesten Form, die man sich nur vorstellen kann: bei einer Kochbuchpräsentation in einer Bezirksvorstehung, bei der anschließend fünf Gänge "en miniature" an einem vorbeigetragen werden – doch nicht nur vorbeigetragen. Mit kleinen Erklärungen gewürzt werden sie einem unter die Nase gehalten, wo man sich schon mal einen ersten olfaktorischen Eindruck von den kredenzten Köstlichkeiten verschaffen kann, ehe es ans Verkosten geht. Und das gehört zelebriert, denn die Häppchen von Angelika Apfelthaler, Gründerin des "Dining Room"-Restaurants haben es in sich. Die Ankündigung, dass als 5. Gang ihre legendäre Schokoladenwolkentorte, in klein versteht sich, serviert wird, trägt, wie ich glaube, maßgeblich zur gespannten Erwartungshaltung im Raum bei, die sich aber angesichts der guten Weine ganz gut ertragen lässt. Angelika Apfelthalers Geschichte, die von einem Militärpfarrer, der Verlagsleitung und einem Jungpianisten erzählt, vorgelesen und untermalt wird, ist spannend: wie es dazu kam, dass sie sich ihren Lebenstraum erfüllte und nun mehrmals pro Woche zahlende Gäste in ihrem Wohnzimmer in Speising mit international inspirierten Gerichten bekocht. Dass sie ihr Restaurant just an einem 12. Juni, meinem Geburtstag, eröffnet hat, ist ein weiterer Grund, weshalb ich mir seit Jahren vornehmen, mich einmal geburtstagsmäßig von ihr bekochen zu lassen – doch bisher waren wir am 12. Juni nie in Wien.
Und jetzt hat mich Angelika Apfelthaler auch noch inspiriert, etwas zu tun, was ich schon lange überlege: "Open Fridays" ins Leben zu rufen, ab den frühen Morgenstunden darauf loszubacken und dann spontan Leute zur Nachmittagsjause einzuladen – Freunde, Bekannte, Fremde, frei nach dem Motto: Meine eigene große Kochbuchparty ist vorbei (ziemlich genau ein Jahr übrigens), doch das große Backen noch lange nicht. Naja, vielleicht sollte ich mich bei den Einladungen doch ein wenig beschränken: auf Menschen, die ich persönlich kenne und die etwa wissen, was mein Lieblingstier ist (Stichwort: horngepanzerter Po – nicht schön, aber sehr wirksam). Vielleicht schlafe ich aber besser nochmal darüber und überlege mir eine wirklich schwere Frage! Jetzt aber muss ich mal eine glorreiche Rezension dafür auf amazon.de stellen!