I try to like fall, part II

Sonntag Morgen nach meinem Geschmack: der Herbst verkleidet sich als Spätsommer – oder ist es umgekehrt? – und tanzt mit kühlen Temperaturen, aber strahlend blauem Himmel an. Radfahren, au ja!

Bloß: wo sind meine Rad-Shirts? Wie sich herausstellt, beide in der Wäsche – ganz unten, seit mehreren Tagen und gar nicht mehr dufte. Aber was tut frau nicht alles.  Sie stinkt eben ein wenig und schwingt sich bereits um 8 Uhr aufs Rad. Bei diesen wechselhaften Prognosen sollte man sich nicht darauf verlassen, dass es in 1 Stunde auch noch schön ist. Und damit behalten wir Recht. Denn während die erste Hälfte der 33 km Runde noch mit Rückenwind und blauem Himmel abgeht, zeigt sich am Rückweg mit Gegenwind auch gleich wieder eine ziemliche Wolkenlandschaft in den Farben der Saison: aschgrau, mittelschwarz, blaudepressiv. Aber das erschüttert mich heute nicht sehr, denn ich feiere meinen 500. August-Kilometer am Fahrrad (Auto-Kilometer übrigens ca. 5!) Damit habe ich auch den Juli getoppt, wo ich die 500km-Marke ebenfalls erreicht habe, aber nicht noch weitere 10 km auf bisher (2 Tage habe ich ja noch!) 510 km draufsitzen, äh draufsetzen konnte.

 

Und weil man vor lauter lautem Wind und entsprechender Anstrengung nicht zum Reden kommt, bleibt mir Zeit über Max' gestrige Aussage nachzudenken, als er mich wegen meiner praktischen Intelligenz geschimpft hat. Denn wieder einmal kommt mir ein Gedanke, der mich in den Jahren immer wieder heimgesucht hat: 

Was wäre, wenn man sich aussuchen könnte, wie man ist?

Hätte ich Geduld bevorzugt gegenüber Kreativität?

Geländegängigkeit gegenüber praktischer Intelligenz?

Ungetrübte Schlankheit gegenüber Genussarmut?

Orientierungssinn gegenüber Begeisterungsfähigkeit?

Eindimensionale Zielstrebigkeit gegenüber Vielseitigkeit?

Und während ich diese monumentalen Gedanken zu Tastatur bringe, schreitet heute mal Max zur Tarte, äh Tat. Er bäckt heute seinen ersten Kuchen… Verdient haben wir ihn uns ja! Und die Antworten auf obige Fragen geben sich quasi von selbst: die Vorstellung, eine leckere Johannisbeer-Tarte mit Haselnusskrönchen NICHT genießen zu können, ist so absurd, dass ich dafür liebend gerne auf mancherlei andere Gabe oder Ausstattung verzichte. Für die Geduld habe ich Max, für den Orientierungssinn ein Navi, für die Eindimensionalität meinen Job und ehrlich: wer braucht schon Geländegängigkeit?

P.S. Mittlerweile donnert und schüttet es und ich bin sowas von froh, um 8 Uhr morgens noch schnell meine Runde untergebracht zu haben und mich jetzt seelenruhig auf eine Jause zu freuen!

Unterwegs entstanden übrigens die Fotos "Max umarmt ein Verkehrsschild" alias "Rütteln am Apfelbaum" (wie gut, dass er einen Helm aufhatte!) und ein Beweisfoto für den "Gegenwind", der natürlich immer viel stärker auffällt als der zarte Rückenwind.

 

 


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