Der regnerische Abend hat sich angefühlt wie eine Art Herbstüberfall, und auch in der Früh riecht es nach Herbst. Nach einem Herbst, der jedoch wieder mit blauem Himmel aufzuwarten weiß. Für unseren letzten Tag hier haben wir nur wenige Tagesordnungspunkte, und ob wir diese nicht wie so oft spontan über den Haufen werfen, wird sich zeigen.
Und es zeigt sich, dass Spontaneität gut ist. Sowas von gut aber auch. Der geplante erste Stopp ist der Glass Beach, wo der Sand von bunten Miniglasteilchen durchzogen ist und ein kleines Marmeladenglas füllt. Was nun? Ich entdecke auf der Landkarte ganz in der Nähe den Salt Pond Beach Park und dort wollen wir dem Morgen beim Erwärmen zusehen und etwas lesen (Stichwort: endlich Entspannung). Nach einer Weile kommt ein Lifeguard und baut rund um einen länglichen Sandsack „Caution“-Schilder auf. Wie jetzt? Als sich der Sandsack dann mit einer Flosse im Gesicht kratzt, geht uns ein unerwartetes Licht auf: eine Robbe, ein Monk Seal genau genommen! Und wir Dumpbacken sind einfach daran vorbeigegangen, weil wir so gar nicht damit gerechnet haben. Welches Glück! Beinahe wären wir gar nicht an diesen Strand gekommen, beinahe hätten wir ganz am anderen Ende dieses Strandes eine Bank genommen. Ich kann, wie immer, nicht genug bekommen.
Doch die Robbe schläft und paniert sich nur gelegentlich mit Sand, um sich dann von der einsetzenden Flut wieder reinwaschen zu lassen. Unser Magen knurrt, wir machen uns auf den Heimweg – mit einem Stopp in einem kleinen Poke-Laden, wo wir eine Poke Bowl, Edamame Beans sowie ein Hot Lau Lau (in Bananenblatt gedämpftes Schweinefleisch) als Mittagessen mitnehmen. Dieses wird auf unserem Balkon mit dem letzten Bier und Wein verzehrt, ehe wir an den Hausstrand gehen. Ich will nochmal am Lawai Beach schnorcheln, was ich trotz hoher Wellen auch tue. Die Fischwelt ist unglaublich, auch wenn die Fotos das nicht mal ansatzweise zeigen können. Mein Abgang ist wie schon beim letzten Mal etwas mangelhaft und auch an Eleganz fehlt es. Ich werde nämlich von einer Riesenwelle überrascht, die mir die Maske vom Gesicht und mich unsanft an den felsigen Sandstrand spült und meine Bikinihose mit unglaublich viel Sand füllt. Als ich endlich aufrecht an Land stehe, hängt diese an mir herunter wie eine sehr volle Kinderwindel. Zweimal Duschen später und ich fühle mich wie ein sauberer und glücklicher Mensch, der bereit ist für eine Happy Hour an unserem letzten Tag auf Kauai.
Einmal noch zu Keoki’s Paradise zur Happy Hour mit Drinks und Tacos, dann zur kostenlosen Hula-Show ins Grand Hyatt und abschließend zu Big Save noch zwei Bagel fürs morgige Frühstück besorgen. Dann geht es – erstmals ziemlich durchgefroren (nur 20 Grad) und mit einem leisen sehnsüchtigen Gedanken an Bedsocks und eine lange Lümmelhose fürs Apartment – in ebendieses. Max‘ Aufgabe, den Koffer wieder perfekt auf 50,0 Pfund zu packen, wird schwierig, denn unser Gepäck hat in Kauai zweifellos Zuwachs bekommen: das große, tolle Holzschild, einiges an Alkoholvorrat, 2 tropisch bedruckte Geschirrtücher (ja, befremdlich, ich weiß), Schmutz in der Wäsche, zwei kleine Päckchen tropische Stoffe, ein bisschen Sand in Flascherln und Gläschen, ein paar leere Getränkedosen für Kreativprojekte; dafür aber werfen wir 2 Bücher ab. Wird sich wohl nicht ganz die Waage halten, aber im Handgepäck war noch reichlich Platz. In diesem Sinne: See you in Maui!
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