Winter, Wodka, Wahnwitz

Kleine amüsante Episode aus meinem derzeit sehr unbewegten Leben, geschehen kürzlich auf dem Weg zum täglichen Arztbesuch.

Als ich die Wohnung verlasse, stelle ich fest, dass ich ziemliche Kopfschmerzen habe. Kein Problem, ein Kopfwehpulver findet sich in jeder meiner Handtaschen, das Problem kann schnell aus der Welt geschafft werden! Falsch. Denn während ich zu wärmeren Jahreszeiten (ab 0 Grad) immer mindestens drei Wasserflaschen im Auto mitführe, habe ich diese kürzlich entsorgt, weil ich angesichts der Minustemperaturen keine gesprungenen Flaschen im Auto riskieren wollte. Mist. Wer schon mal versucht hat, ein trockenes Adolorin oder ähnliches zu schlucken, weiß, was das bedeutet. Ich führe es hier besser nicht genauer aus.

Auf der Fahrt zum Arzt unter pochenden Kopfschmerzen dann die glorreiche Idee. Auch eine Mini-Wodkaflasche für den kleinen Ernstfall zwischendurch führe ich immer in der Handtasche mit. Gerettet! Oder doch nicht? Ich kann wohl schwer um 10 Uhr vormittags zum Arzt zum Inhalieren gehen und bereits intensiv nach Alkohol riechen. Ich will schließlich mein Image nicht aufs Spiel setzen. Was dann?

Während ich versuche, trotz besagter Schmopfkerzen einzuparken, eine weitere Idee. Ich meine mich zu erinnern, vor sehr langer Zeit irgendwo in den Tiefen unter dem Fahrersitz zwischen Tüten, Taschen und Gerätschaften (allesamt übrigens untauglich) eine sehr alte grüne Miniflasche gesehen zu haben. Hoffnungsvoll packe ich das Adolorin aus und klemme es schon mal zwischen die Zähne. Tatsächlich. Hier ist sie, die rettende Flasche. Beruhigend schwer, also gefüllt. Doch wie die klammen Finger schnell erkennen, ist der Inhalt ein einziger Eisklumpen. Während ich also mit Tablette zwischen den Zähnen versuche, die grüne Flasche warm zu reiben, kommen einige Passanten vorbei. Ihr intensives Kopfschütteln angesichts meiner verzweifelten Rubbelaktivitäten im öffentlichem Raum bewegt mich dazu, mich noch schneller ins Zeug zu legen, denn sonst muss ich meine Tablette womöglich noch mit den armen Kopfbeutlern teilen. Endlich, endlich habe ich ein paar Wassertropfen geschmolzen. Das müsste reichen. Hoffnungsvoll drehe ich den Verschluss der Flasche auf und setze sie an die Kopfschmerztablette. Nichts passiert. Falsch, meine Lippen frieren ein, denn dort, wo am Gewindeteil der Flasche eigentlich Wasser herauskommen sollte, sitzt ein schäbig grinsender Eispfropfen und blockiert den sieben geschmolzenen Tropfen den Weg.

Jetzt wird es für die Zuseher erst richtig interessant. Denn was bleibt mir übrig, als mit Zunge und Mund den Pfropfen anzuschmelzen? Dabei fällt mir mein Erlebnis vor einigen Monaten ein, als ich auf dem Weg zu einem wichtigen Termin feststellte, dass meine Bluse mitten am Dekollete einen sehr hässlichen und unübersehbaren Fleck aufwies und ich mir im Auto (damals hatte es noch Plusgrade und ich Wasser mit dabei) zunächst Wasser auf den Ausschnitt gießen und dann 10 Minuten wie besessen darauf herumreiben musste (mit gar nicht so schlechtem Erfolg übrigens). Die Erinnerung bringt mich dazu, zu grinsen, was mein Tablette-an-langsam-schmelzendem-Eispfropfen-Unterfangen nicht gerade vereinfacht. Und während ich dann auf den nicht kommen wollenden Applaus der Passanten warte, würge ich schließlich endlich die minimal befeuchtete Tablette hinunter. Immer noch besser, als als Alkoholikerin gesehen zu werden, oder? Ein Winterhighlight in Floridsdorf…


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