Wer kommt durch den Rauchfang?

24. Dezember, 5 Uhr früh: Gute Nachrichten, denn angeblich bringt uns – es muss wohl Santa Claus sein – heute ein ganz besonderes Geschenk. Denn angeblich – das ergaben Telefonrecherchen aus Wien mit einer unglaublichen 90-minütigen Warteschleife (danke, Mom!!!) – stellt Santa heute unseren Koffer zu. Auch wenn ich die Befürchtung habe, dass er damit a) entweder im Rauchfang oder b) irgendwo im Verkehr von New York stecken bleiben wird…

Soll ich auch noch sagen, woher er den Koffer bringt? Über Wien und Düsseldorf nach New York!

Was hat der Koffer jetzt 5 Tage in Wien gemacht??? Und was hat Austrian gemacht? Auf Santa gewartet?

Immerhin erstattet die Fluglinie 50% der Ersatzbekleidungskosten sowie 100% der Kosmetika – nur ob sie unsere ungewollte 2. Nacht in Washington bezahlen, ist sehr fraglich. Aber Schneechaos hin oder her – ich finde das trotzdem unglaublich!

Angesichts der Tatsache, dass wir den Koffer vor nunmehr 6 Tagen gepackt haben, ist er sicher eine Weihnachtsüberraschung, denn ich kann mich eh kaum mehr erinnern, was drinnen ist.

24. Dezember, 15 Uhr: Mittlerweile ist es 15 Uhr und wir haben erfahren, dass der Koffer bereits gestern in New York eingetroffen sein hätte sollen. Wo bleibt er dann? Ich denke, ich muss die Überschrift revidieren auf: Wer steckt im Rauchfang?

So kommt mit herrlich blauem Himmel zum Tagesordnungspunkt "Tau, Ziehen – um den Koffer" ein Tagesordnungspunkt "Tau, Wetter", der für frühlingshafte Weihnachtsgefühle sorgt. Wir kümmern uns nochmal um neue Klamotten und dann um einige Weihnachtsgeschenke. Wir erkunden den Grand Central Holiday Market und danach den Weihnachtsmarkt im Bryant Park, einer grünen Idylle mit Eislaufplatz zwischen Hochhäusern. Dazwischen kehren wir bei Junior's, dem bekannten Cheesecake-Hersteller auf einen Snack ein – mein Devil's Food Cheesecake kommt in altbewährter amerikanischer Manier in einer unglaublichen Größe daher, ist aber sehr lecker. Wir verkosten Hot Apple Cider, erkunden den Times Square, die Fifth Avenue und flanieren, bis uns Hunger, müde Füße und Weihnachtsfeierlaune nach Hause treiben.

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Heute ist es das Chrysler Building, das uns auf Schritt und Tritt begleitet. Vor dem strahlenden Himmel macht es sich besonders gut – ebenso wie die riesigen roten Weihnachtskugeln vis-a-vis von der Radio City Hall und andere Hochhäuser.

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Heute gibt es außerdem ein interaktives Spiel für alle LeserInnen: WO bzw AN WELCHER ART VON ORT BIN ICH?

Es spielt "Santa Claus is coming to town", was ich in Anbetracht unseres immer noch fehlenden Koffers sehr hoffe. Beschwingt swinge ich zur Musik und hole mir einen blauen Fleck. Es ist ein wenig eng hier – auch wenn es zuhause noch enger wäre. Eine Tür schlägt zu. Frauen unterhalten sich über ihre letzten Weihnachtsvorbereitungen. Irgendetwas raschelt. Die Musik wechselt auf "Santa Baby, hurry down the chimney tonight". Jemand ruft fragend: "Max???" Jemand anderer sagt energisch: "No, sir. Men are not allowed in there""

Na, wo bin ich? *) Auflösung am Ende des Blogs!

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Nette Episode beim Frühstückkaufen im Westside Supermarket, als ich wunderschöne Weihnachtskuchen fotografieren will, weil die Vitrine gerade geöffnet ist. Die nette, spanisch sprechende Verkäuferin ist verzweifelt: "Not today", ruft sie, "not today! It's not pretty today!", und beginnt wie verrückt, die Kuchen anders zu arrangieren, damit das Foto nur ja hübsch wird. Was es bei diesen Kunstwerken sowieso wird!

Praktisch begabt sind sie, die Amerikaner! Das stellen wir wieder einmal fest, als wir das Abendessen zubereiten. So kommt etwa das Brathuhn bereits mit eingepflanztem Thermometer. Wenn es rauspoppt, ist das Hühnchen gar! Wir bereiten es mit einer ganz speziellen Fülle mit Cranberries, Pekannüssen, Weißbrot und Thymian, Zwiebeln und Knoblauch zu. Auch die Suppe bekommt eine feine Note: die selbst gemachte, mit der Gabel handpürierte Kürbissuppe wird mit Ziegenkäsewürfeln, Pekannüssen und Speckwürferln verfeinert.

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Das Dessert: Brownie Pops aus einer Fertigteigmischung und nicht annähernd so schön bei einem der Brownie Pop-Hersteller , aber ich habe mir eine solche Form besorgt und werde üben! Bei all unseren Kochaktivitäten bekommt es in dem sowieso (auch ohne  eingeschalteter Heizung) überheizten Apartment eine Hitze, die dazu führt, dass Max sommerlike mit "Short" und T-Shirt und ich im ärmellosen -Shirt herumlaufe. Echt skurril! Die Geschenke – zwei Kleinigkeiten kulturgemäß in Max' neuen roten Socken – drapieren wir für die amerikanische Bescherung morgen Früh auf dem Standspiegel, der als Kamin herhalten muss. Wie in dem Mini-Apartment eigentlich alles als etwas anderes herhalten muss: das Bett als Zeitungsablage, das Sofa als Verpackungsstation, der Badewannenrand als Kühlstation für die Brownies, das Badezimmerfenster als Dekostation für ebendiese süßen Häppchen, der Couchtisch als Schreibtisch, Esstisch, Handschuhablage und Listensammelpunkt. Musikalisch kommt wieder einmal Radio Wien übers Internet zum Zug: ich will Weihnachtsmusik und es gelingt uns nicht, New Yorker Radiosender übers Internet zu empfangen.

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*) AUFLÖSUNG: Ich befinde mich in einer Umkleidekabine im Kaufhaus Macy's, wobei Männern der Zutritt zu den Damenumkleiden scheinbar strengstens untersagt ist. Ob aus Angst vor Spechtlern oder unsittlichen Einlagen in den durchaus geräumigen Kabinen, finde ich nicht heraus. Ebenso wenig, übrigens, wie warum es an den Kassen keine Scheren gibt, mit denen ich mir die Preisschilder der Neuerwerbungen gleich herausschneiden lassen möchte. Angst vor einem Angriff mit der Kaufhausschere?
 


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